Es klingt ein bisschen wie eine Ransomware-Attacke. Sie wissen schon, diese digitalen Angriffe, bei denen Hacker einen Computer angreifen, dessen Daten verschlüsseln und diese nur wieder freigeben, wenn ein Lösegeld bezahlt wird. Mit dem Unterschied, dass der Tesla um den es geht, kein einfacher Computer ist, für das Lösegeld eine Quittung ausgestellt wird und der Hacker der Autobauer selbst ist, der den vermeintlichen Angriff als Fix – also als Reparatur verkauft.
Doch der Reihe nach. Es geht um ein gebrauchtes Model S , das 2013 in der 60 kWh-Variante verkauft wurde. Im Zuge einer Garantieleistung wurde dann vor einigen Jahren das alte Batteriepack gegen ein Batteriepack eines Model S 90 getauscht, da Tesla kein 60er-Pack liefern konnte. Das Ergebnis: Technisch wurde aus dem 60er ein 90er Tesla – inklusive dessen Reichweite.
Per Update fehlen 129 km Reichweite
Die Zeit verging, und in diesem Zuge wechselten die Besitzer. Nun, 9 Jahre nach dem Kauf und unter dem dritten Besitzer, meldete sich Tesla beim aktuellen Eigner, dass man im Zuge eines Updates einen Konfigurationsfehler gefunden habe und diesen Fehler beheben wolle. Dreimal dürfen Sie raten, worin der Fehler aus Sicht von Tesla lag: Aus dem 90er Modell wurde kurzerhand per Softwareupdate wieder ein 60er Tesla – und 129 Kilometer Reichweite, die eben noch verfügbar waren, wurden per Software blockiert.
Als der Besitzer das Vorgehen bei Tesla reklamiert, wird ihm vom Hersteller erklärt, dass man die ursprüngliche Reichweite wieder herstellen könne. Er müsse lediglich 4.500 Dollar dafür bezahlen.
Tesla-Software reduziert Reichweite automatisch
Mit dieser Info fährt der frischgebackene Model S 60-Besitzer zur freien Tesla-Werkstatt von Jason Hughes, der als einer der Ersten gilt, die eine Model S-Batterie komplett zerlegt und den Aufbau sowie die Technik öffentlich dokumentiert haben. Tesla-Experte Hughes kann die Geschichte des Tesla-Fahrers anhand von Daten-Logs nachvollziehen und die ursprüngliche Reichweite wiederherstellen. Das hält aber nur sehr kurz, denn eine automatisierte Software von Tesla, der sogenannte Teleforce-Bot, macht Hughes' Änderungen sofort wieder rückgängig.
Es gäbe zwar "hacky ways", um das zu verhindern, schreibt Jason Hughes, aber keiner davon sei optimal. Es liege also an Tesla, die Sache aus der Welt zu schaffen – und tatsächlich, vermutlich durch den Twitterpost von Hughes und das Aufsehen darum befeuert, lenkt Tesla ein. So schreibt Hughes später, man habe eine Lösung gefunden, und wieder einen Tag später erklärt er, auch für einen anderen seiner Kunden mit einem ähnlichen Problem habe Tesla die Blockade gelöst. Ob und wie viel Lösegeld dafür geflossen ist, ist nicht bekannt.
Fazit
Der betroffene Tesla-Fahrer hat seine Reichweite anscheinend zurückbekommen. Offenbar ist er jedoch nicht der einzige Betroffene. Wie viele Teslas mit derlei "Konfigurationsfehlern" unterwegs sind, ist nicht bekannt. Im Sinne der Besitzer bleibt aber zu hoffen, dass Tesla derartige "Fehler" künftig nicht mehr beheben will.