Bevor Sie jetzt weiterlesen, lassen sie sich gesagt sein, im A4 TDI-Abgastrakt kümmert sich eine kleine Chemiefabrik um die wirkungsvolle Stickoxid-Befreiung der Diesel-Emissionen. Okay, so eindrucksvoll das Ganze technisch wirkt, in Deutschland hat der A4-Pilot noch wenig davon. Oder wie Audi in Denglisch zugibt: Bei uns ist ein D-NOx-Katalysator ein „Nice to have“ und in Amerika ein „Must have“. In Kalifornien zum Beispiel würde der A4-Dreiliter-Diesel aufgrund der strengen LEV-II-Abgasgesetzgebung ohne das System erst gar nicht zugelassen.
Audi A4 mit Harnstoffeinspritzung jetzt auch in Deutschland
Im Land der großen Pickup-Flotten hat man ein eigenes, nicht immer streng logisches Verständnis von Emissionen. So darf man sich nicht wundern, wenn einen die Cops auf dem Highway in Arizona mit einem Smart Fortwo, der zehn Meilen pro Stunde zu schnell ist, nicht wegen „speeding“ (rasen), sondern wegen „wasting finite resources“ (Spritverschwendung) anklagen. Egal, wer wie Audi in den USA auf dem Automarkt mitmischen will, muss die dortigen Spielregeln beachten. So startete schon 2008 der Audi Q7 mit der so genannten Clean-Diesel-Technologie. Dass wird, ist quasi ein Nebenprodukt dieser Umweltstrategie. Erst 2015 tritt bei uns zwingend die Euro 6-Abgasnorm in Kraft, die unter anderem von Dieseln einen Stickoxidwert von weniger als 80 mg/km fordert. Ohne Harnstoffeinspritzung lässt sich diese Grenze kaum unterschreiten. Stickoxide werden für die Bildung von saurem Regen und atemwegreizendem Ozon verantwortlich gemacht.
Abgastrakt eliminiert 90 Prozent der Stickoxide
Der NOX-Ausstoß gilt immer noch als Fleck auf der weißen Dieselweste. Selbst wenn die Selbstzünder wied er Audi A4 deutlich weniger CO2 als Benzinmotoren ausstoßen, sind sie aufgrund ihrer höheren Verdichtung in diesem Bereich prinzipbedingt erheblich schlechter. Senkt man die Verdichtung, steigt wiederum der Verbrauch und damit der CO2-Ausstoß. Diesen Zusammenhang nutzt der Audi A4 Clean Diesel auf umgekehrte Weise. Denn wenn über den nachfolgenden Abgastrakt 90 Prozent der Stickoxide eliminiert werden, kann das Kennfeld des Motors wiederum – mit weniger Rücksicht auf NOX – verbrauchsgünstiger ausgelegt werden. So steigerte Audi auch den Einspritzdruck der Common-Rail-Anlage auf 2.000 bar.
8,5 Liter Verbrauch sind kein Topwert
Mit Erfolg, wie die auto motor und sport-Minimalverbrauchsrunde im Test zeigt: Mit 5,6 Liter/100 km schluckt der Dreiliter-Diesel im Audi A4 3.0 TDI Clean Diesel nur 0,1 Liter mehr als ein vergleichbarer, schon besonders sparsamer BMW 330d. Und das, obwohl der Audi serienmäßig mit einem reibungserhöhenden Allradantrieb ausgestattet ist. Dessen Wirkung auf den Verbrauch geben die Ingenieure mit einem runden halben Liter mehr an. Erstaunlicherweise liegt der saubere A4 damit auch mehr als einen Liter unter seinem offiziellen ECE-Normverbrauch. Doch bevor in Ingolstadt jetzt die Korken knallen: Lasst den Sekt im Kühlschrank. Bei normaler bis zügiger Fahrt konsumiert der Clean Diesel exzessiver. 8,5 Liter Testverbrauch sind zwar besser als beim letzten Test des Dreiliter-Motors im Audi, aber inzwischen kein Topwert mehr in der Mittelklasse. Das V6-Aggregat gehört nicht zur Kategorie „Unterarm-Haaraufsteller“ wie etwa die famosen Reihen-Sechszylinder-Diesel von BMW. Die eher emotionalen Motortugenden wie Gasannahme, Drehwilligkeit und Sound verfolgt der Audi nur halbherzig. Sein kerniger Beschleunigungsklang tönt erst mal nach Diesel und dann nach einem Zylinder-Sextett. Dafür schlägt er umso lieber mit der geballten Kraft seiner 500 Nm und 240 PS zu: Nur 6,2 Sekunden dauert der Spurt von null auf 100 km/h.
Audi A4 3.0 TDI Clean Diesel überzeugt mit Fahrsicherheit und Reisekomfort
Zusammen mit dem Allradantrieb katapultiert sich das cleane Gefährt im Test aus Kurven regelrecht heraus, und selbst eine nasse Fahrbahn scheint die Traktion kaum zu scheren. Widrige Wetterbedingungen empfindet der Audi A4 3.0 TDI nicht als Ärgernis, sondern als willkommene Möglichkeit, seine exzellente Fahrsicherheit zu demonstrieren. Völlig unaufgeregt durcheilt er Kurven, um bei zu viel Tempo sanft über die Vorderräder zu schieben. Seine 17-Zöller profilieren sich dabei nicht als superagile Handlinghelfer, sondern schlucken über ihre höheren 50er-Flanken schon vor dem Feder-Dämpfer-Ensemble viele Unebenheiten weg. Da lässt es sich entspannt reisen. Wer bewusst cruist, den belohnt der schnelle Dienstwagen mit sanften, kaum spürbaren Schaltvorgängen seiner Sechsgangautomatik und guter Geräuschdämmung. Sobald das Gaspedal aber mehr getriezt wird, verliert der Automat etwas die Contenance und überspringt bisweilen hyperaktiv Gangstufen, anstatt aus den Tiefen seiner üppigen Kraft zu leben. Was wiederum eine Erklärung dafür ist, wieso er bei sportlicherer Fahrweise spürbar beim Verbrauch zulegt. Auch die recht leichtgängige Lenkung sendet bei schnellen Richtungswechseln im Test dem Piloten nicht mehr alle wünschenswerten Infos.
Der saubere Spaß ist kein billiger. Außer den besonders sportlichen S-Modellen sind die Clean-Diesel-Varianten mit mindestens 46.300 Euro die mit Abstand teuersten im Audi A4-Programm. 1.900 Euro kostet allein die Clean-Diesel-Technik. Dafür gibt es zwar kein Lob vom Staat, aber ein reines Umweltgewissen.
Audi A4 3.0 TDI Clean Diesel Quattro Ambition | |
Grundpreis | 47.600 € |
Außenmaße | 4703 x 1826 x 1427 mm |
Kofferraumvolumen | 480 bis 962 l |
Hubraum / Motor | 2967 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 176 kW / 240 PS bei 4000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch | 6,7 l/100 km |