Sie haben bei Audi einer großen Versuchung widerstanden. Bereits kurz nach dem Losfahren in der Stadt geben die ersten Kanaldeckel-Überfahrten Entwarnung: Trotz der sich selbst auferlegten Dynamik-Doktrin hat Audi den A6 2.0 TDI nicht monothematisch sportlich ausgelegt. Mit dem Standard-Fahrwerk erfüllt die Basisversion die Komfort-Verheißung der Businessklasse und damit die Hauptanforderung an einen Dienstwagen, geschmeidiges Schnellfahren auch ohne aufpreispflichtige Dämpfer-Adaption zu beherrschen.
Natürlich spricht nichts dagegen, der oberen Mittelklasse dynamische Eleganz zu verpassen. Und das gelingt dem Audi A6 2.0 TDI schon äußerlich mit seiner kraftgespannten Statur. Der Zweiliter-Vierzylinder-Diesel sitzt nun nicht mehr wie beim Vorgänger vor, sondern eher auf der Vorderachse, was das Profil im Vergleich vorteilhaft ändert – aus dem Zinken wurde eine Stupsnase. Bei nahezu gleicher Außenlänge, die an der Fünfmeter-Marke kratzt, streckt die flache Dachlinie die Proportionen äußerst vorteilhaft. Der verlängerte Radstand verstärkt diesen Eindruck, außerdem profitiert davon die Beinfreiheit der hinten Sitzenden.
Den mit der schlanken Linie assoziierten und von Audi versprochenen Gewichtsverlust löst der Testwagen zwar nicht ein; dank Aluminium und hochfestem Stahl hält der A6 2.0 TDI aber immerhin das Gewicht des Vorgängers – trotz üppiger Sonderausstattung im Gegenwert von rund 18.000 Euro, die sich auf den Grundpreis von 38.500 Euro addieren.
Großzügig ausgestattete Basisversion des Audi A6
Entschlackt man die Options-Schwelgerei, bleiben die mit 300 Euro vergleichsweise günstigen Aluminium-Intarsien, deren Glanz das Cockpit des Audi A6 2.0 TDI zum Genussraum aufwertet. Vielfahrern unter den Dienstwagenberechtigten seien die ebenfalls freundlich kalkulierten Sportsitze empfohlen (635 Euro); dank elektrisch verstellbarer Lordosenstütze hält der Rücken dann deutlich längere Strecken ohne Ermüdung durch.
Eine nicht unbedingt nötige Verzierung des Audi A6 wäre das Leder-Paket (2.255 Euro). Sinnvoll dagegen: Sitzheizung (370 Euro), die piepsende Einparkhilfe (780 Euro) und die Xenon plus-Scheinwerfer (1.180 Euro) samt adaptiver Regulierung der Leuchtweite (1.840 Euro). Sie klammern entgegenkommende Fahrzeuge zuverlässig aus dem Lichtkegel aus, ohne vollständig abzublenden.
Bereits serienmäßig voll auf Dynamik-Linie ist die schräg zum Fahrer angeordnete Mittelkonsole des Audi A6 2.0 TDI, mit elektrisch ausfahrbarem Bildschirm. Er stellt auf Wunsch umfangreiche Online-Dienste wie etwa Wetterprognosen oder wie beim Testwagen die Navigation via fotorealistischer Google-Earth-Karte dar. Die Daten hierfür fliegen per UMTS-Modul und SIM-Karte des Mobiltelefons ein.
Luxus gibt's im Audi A6 gegen Aufpreis
Hier demokratisiert Audi erneut den Luxus: Wie im A8 gibt es auch im A6 2.0 TDI optional ein berührungsintensives Bedienfeld, auf dem sich gewünschte Ziele mit der Fingerspitze notieren lassen. Das System erkennt dabei selbst hingekrakelte Buchstaben treffsicher. Die enormen Möglichkeiten des MMI-Systems wollen allerdings erst erkundet werden, bevor sie blind nutzbar sind.
Das neudeutsch Touchpad genannte Bedienelement hat Audi derzeit ebenso exklusiv in der Aufpreisliste wie die LED-Scheinwerfer, positioniert sich hier erneut als Vorreiter. Doch der Ehrgeiz geht weiter: Der Audi A6 2.0 TDI soll im Handlings-Parcours am BMW 5er vorbeidribbeln, was dem A6 3.0 TDI Quattro im Vergleichstest gelang. Dessen Werte erreicht der frontgetriebene und schmaler bereifte A6 2.0 TDI naturgemäß nicht, hilft aber gut austariert mit dem eindrehenden Heck mit und untersteuert erst beladen nennenswert. Die elektromechanische Lenkung hinterlässt dabei ein leichtfüßiges, gleichzeitig beherrschtes Fahrgefühl.
Wichtiger allerdings ist, dass beim – kritisch zu betrachtenden – Fahrdynamik-Wettrüsten der Federungskomfort nicht zu kurz kommt. Gerade bei Audi hätte man sich hier in der Vergangenheit größere Anstrengungen gewünscht. Wie bereits eingangs erwähnt geht die Entwicklung nun in eine Richtung, die zur Fahrzeugklasse passt. Wer sich beim Audi A6 mit den Radgrößen bis 18 Zoll zufrieden gibt, kann sich die 1.950 Euro für das adaptive Fahrwerk samt Luftfederung sparen. Schon serienmäßig ist der Komfort im Audi A6 2.0 TDI gediegen. Vor allem das Anfedern des von kurzen Bodenwellen, oft eine Schwäche sportlich-straffer Abstimmungen, beeindruckt. Sogar in Sachen Poltern halten sich die optionalen 18-Zöller zurück.
Kampfansage von Audi: Fünf Liter/100 Km
Obwohl der Testwagen nicht per Akustikglas (1.190 Euro) zum rollenden Ruheraum abgedämmt wurde, sind die Windgeräusche niedrig und lassen dauerhaftes Dahinströmen bei niedrigem Stresslevel des Fahrers zu. Jenseits der Autobahn ist das Triebwerk des Audi A6 2.0 TDI der einzige fassbare Lärmfaktor; aufgespritzte Isoliermaterialien geben zwar ihr Bestes, doch das reicht nicht aus, um den Zweiliter als Nuschler erscheinen zu lassen. Er kann nicht über sein Selbstzünder-Prinzip hinwegtäuschen, hält sich andererseits aber mit mürrischem Knurren weitgehend zurück.
Audi hat bei der Erziehung des per Tastendruck startbaren A6 2.0 TDI das Hauptaugenmerk nicht auf Schall, sondern auf Effizienz Wert gelegt, wirbt mit Durchschnittsverbräuchen von unter fünf Liter/100 Kilometer, was sensationell anmutet – zumal der Diesel über einen weiten Bereich kraftvoll drückt. Schon deutlich unter 2.000/min schiebt er die große Limousine imponierend nach vorn. Selbst in den hohen Gängen serviert er lässig seine 380 Nm.
Neben der Anhebung des Drehmoments hat Audi bei der Überarbeitung des A6 vor allem die Reibung innerhalb des Triebwerks verringert. Außerdem unterstützt bei den Sparbemühungen ein serienmäßiges Start-Stopp-System. Wer an der Ampel gewohnt ist, beim Umspringen auf Grün mit wenig Gas und schnellem Einkuppeln loszulegen, sollte seinen Anfahr-Elan im Audi A6 2.0 TDI mäßigen – sonst kann es passieren, dass der nach der Schlummerphase selbsttätig erwachende Motor noch nicht rund läuft und gleich wieder abstirbt.
Audi A6 2.0 TDI lässt kein Sparmotor-Gefühl aufkommen
Ganz nebenbei steigt die Leistung um sieben PS und das Drehmoment um 30 Nm, erreicht hier den Wert des früheren 2.7 TDI-Sechszylinders. Damit lässt sich bei Zwischenspurts aus dem Vollen schöpfen. Auf der Autobahn nimmt der Audi A6 2.0 TDI Steigungen im sechsten Gang mit der Gelassenheit einer Luxus-Limousine, so dass der Griff zum exakt geführten Schalthebel unnötig wird. Ein Automatikgetriebe gibt es derzeit für den Zweiliter übrigens nicht.
Das alles fühlt sich nicht nach einem Sparmotor an, und der geneigte A6-Interessent darf sich durchaus die Frage stellen: Muss es wirklich ein stärkerer Motor sein? Nebenbei bemerkt: Der Dreiliter-V6 bietet nur 20 Newtonmeter mehr, liegt aber fast 7.000 Euro über dem Preis des Zweiliter-Vierzylinders und beim Verbrauch wohl kaum darunter.
Über den gesamten Test konsumiert der Audi A6 2.0 TDI im Durchschnitt 6,9 Liter auf 100 Kilometer und erreicht auf der auto motor und sport-Normrunde im Effizienz-Modus beeindruckende 5,1 Liter. Auch wenn er damit hinter dem euphorischen Werks-Versprechen bleibt, reicht das nicht aus, dem rundum gelungenen Audi A6 die fünf Sterne zu verwehren.
Fazit
Vor allem in der Basisversion wird der A6 zur Empfehlung. Sein Zweiliter-TDI ist kräftig und sparsam, das Fahrwerk bietet einen guten Federungskomfort, und selbst der Fahrspaß kommt nicht zu kurz.
Audi A6 2.0 TDI | |
Grundpreis | 39.600 € |
Außenmaße | 4915 x 1874 x 1455 mm |
Kofferraumvolumen | 530 bis 995 l |
Hubraum / Motor | 1968 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 130 kW / 177 PS bei 4200 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 228 km/h |
0-100 km/h | 8,8 s |
Verbrauch | 4,9 l/100 km |
Testverbrauch | 6,9 l/100 km |