Audi Q3 SB 40 TDI Quattro und BMW X2 20d xDrive im Test

Audi Q3 SB 40 TDI Quattro und BMW X2 20d xDrive
SUV-Coupés mit 190 PS und Allrad im Test

2018 kam der BMW X2 als X1-Ableger mit flacherer Dachlinie, jetzt zieht Audi mit dem Q3 Sportback nach. Zum ersten Duell treten die beiden als Diesel mit 190 PS und Allrad an.

Audi Q3 SB 40 TDI Quattro, BMW X2 20d xDrive, Exterieur
Foto: Arturo Rivas

Drei Zentimeter flacher, mehr Schwung in der Dachlinie, 1.600 Euro teurer: Das sind die Hauptunterschiede zwischen einem Q3 und der neuen Sportback-Variante, die als Zweiliter-TDI mit 190 PS für 45.300 Euro in der Preisliste steht. Damit schmeißt Audi die Messlatte in Grenznähe zum A4 Avant, der mit gleicher 40-TDI-Motorisierung gerade mal 1.200 Euro teurer ist, aber in puncto Qualitätsanmutung und Fahrwerkstechnik eine Liga höher spielt, ohne beim Nutzwert schlechter zu sein. Um die einleitende Einordnung abzuschließen: Ein BMW X2 20d mit Allrad und ebenfalls 190 PS ist 3.300 Euro günstiger als ein 320d Touring xDrive.

Unsere Highlights

Untereinander verglichen kostet der Audi Q3 Sportback S line 40 TDI Quattro nach einer Ausstattungsangleichung an den BMW X2 xDrive 20d M Sport X gut 1.000 Euro mehr. Auch das Häkchensetzen ist im Audi-Konfigurator an vielen Stellen etwas kostspieliger, dafür ärgert BMW seine Kunden weiterhin mit einem Abo-Modell für die iPhone-Schnittstelle Apple CarPlay.

Und wo wir gerade im Konfigurator sind: Dachreling, CD-Laufwerk, verstellbare Sitzwangen plus Sitz-memory und ein in die Windschutzscheibe projizierendes Head-up-Display gibt es nur für den X2; der Q3 kontert etwa mit Dreizonenklima, Standheizung sowie 360-Grad-Kamera. Abstandstempomaten sind für beide Autos verfügbar, allerdings reicht der des BMW nur bis 140 km/h. Am Lenksäulenhebel des Audi sind bis zu 200 km/h einstellbar, jedoch lediglich in Fünfer-, ab Tempo 80 gar nur in Zehnerschritten.

Gelungene SUV-Ergonomie

In beiden Autos passen neben den Geschwindigkeitsregel-Anlagen manche Kunststoffteile nicht so recht zur 50.000-Euro-Preisklasse; die weiteren Komfortmerkmale liegen aber auf gehobenem Kompakt-SUV-Niveau. Besonders wichtig: Die erhöhten Sitzpositionen sind ergonomisch gut auf die Lage der Türarmlehnen abgestimmt, und obwohl der höhenverstellbaren Mittelarmlehne des X2 die Längsverstellung der Q3-Lehne fehlt, lässt sich auch hier bequem mit abgestützten Ellenbogen fahren.

Nicht ganz so entspannt klappt die Bedienung des iDrive-Dreh-Drück-Stellers, denn wegen dessen niedriger Platzierung muss das Handgelenk relativ stark geklappt werden, um den Schalter bei aufliegendem Arm zu erreichen. Erstklassig bleibt das BMW-Bedienkonzept mit praktischen Direktwahl- und Favoritentasten sowie Redundanz via Touchscreen plus Spracheingabe trotzdem.

Audi Q3 SB 40 TDI Quattro, Interieur
Arturo Rivas
Ein digitales Cockpit gehört zur Serienausstattung, die abgebildete 12,3-Zoll-Variante ist nur mit dem großen Navi lieferbar.

Obwohl Audi im Q3 auf einen Drehdrücker verzichtet, wird nicht zwangsläufig getoucht: Am Platz des zentralen Monitors steckt serienmäßig ein Ablagefach, die Radiobedienung erfolgt dann über die Lenkradtasten auf dem digitalen Kombi-Instrument. Das wissen wir nur vom Konfigurator, denn im Testwagen ist das große 10,1-Zoll-Navi-System verbaut: Das reagiert zügig, und die Menüführung ist sinnvoll auf die Touch-Bedienung angepasst. Allerdings erfordert das Touchen im Vergleich zum Drehdrücken grundsätzlich längere Momente, in denen der Fahrer seinen Blick ohne Unterbrechung auf den recht weit unter der Frontscheibe positionierten Monitor richten muss.

Einen weiteren Vorteil bietet der X2 mit größerer Kopffreiheit auf seiner mit Lehnenverstellung ausgerüsteten Rückbank. Der 14 Zentimeter längere Sportback trumpft mit einem größeren Kofferraum (530 zu 470 Liter), einer zusätzlichen Cargo-Stellung für die Lehnenverstellung, beidseitig bedienbaren Klappmechanismen und einer verschiebbaren Sitzfläche auf; in der hintersten Position kommt größeren Passagieren das Dach allerdings ziemlich nah.

So viel dazu – jetzt: Diesel verbrennen. Auf dem Papier stehen in beiden Spalten jeweils 400 Nm und 190 PS, auch die Leistungs- und Drehmomentkurven weichen nur unwesentlich voneinander ab. Der BMW packt 100 km/h im Test eine Spur zügiger (7,8 zu 8,2 Sekunden), zudem ist er mit 221 km/h Höchstgeschwindigkeit laut Hersteller etwas schneller.

BMW X2 20d xDrive, Exterieur
Arturo Rivas
Der BMW packt den Sprint auf 100 km/h im Test eine Spur zügiger. Zudem ist er mit 221 km/h Höchstgeschwindigkeit etwas schneller.

Relevanter ist, dass der Turbolader im BMW aufgeweckter auf Gaspedalbefehle reagiert, wobei im unteren Drehzahlbereich trotzdem ein Augenblick vergeht, bis der 20d richtig loslegt. Anständig motorisiert sind die Allradler beide, außerdem verkneifen sie sich störenden Dieselradau und wechseln die Gänge in den meisten Fällen mit nachvollziehbaren Strategien – wobei dem Aisin-Achtgangautomaten die Schaltvorgänge noch geschmeidiger gelingen als dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe im Q3. Außerdem verbraucht der BMW-Diesel im Testmittel 0,6 Liter weniger Kraftstoff pro 100 Kilometer.

Die nächste Disziplin ist das Verzögern, bei dem beide mit unter 36 Metern aus 100 km/h gute Ergebnisse abliefern. Unter dem Strich bremst der Audi Q3 sich zwei Extrapunkte aufs Konto – und verzockt drei beim Slalom und doppelten Spurwechsel: Im Bayernduell ist der BMW X2 der überlegene Dynamiker. Verhalten kurios kann man aber auch finden, dass der Sportback trotz S-line-Paket auf Spritsparreifen vom Typ Michelin Primacy 4 rollt (X2: Pirelli P Zero).

Bevor wir vom Testgelände zur Vergleichsfahrt aufbrechen, satteln wir auf Winterreifen um: Der Audi Q3 steht jetzt auf 235/50 R 19, der BMW X2 auf 225/55 R 17. Beim Federungskomfort bedeutet das nur auf den ersten Blick einen signifikanten Vorteil für den X2, denn die Reifenflanken sind laut Taschenrechner bloß 6,25 Millimeter höher – und aufgrund der Runflat-Technologie steifer ausgeführt. Das Ergebnis: In der Praxis bleibt der Audi Q3 auf unserer Lieblingsrumpelpiste trotz seiner zwei Zoll größeren Felgen insgesamt ruhiger, speziell kurze Unebenheiten filtert er effektiver. Beide federn selbst in den entspannten Modi der Stoßdämpfer (BMW X2: zwei feste Kennlinien, Audi Q3: adaptiv) nicht immer sonderlich sanft, doch unter dem Strich ist das Komfortniveau anständig.

Entspannt oder hochaktiv?

So, nun kommt der spaßige Teil: die Landstraßenrunde mit vielen Biegungen. Obwohl der weicher abgestimmte Audi bei motivierter Fahrt etwas stärker wankt, lässt er sich mit großer Leichtigkeit flott bewegen. Die Fahrfreude geht zwar nie wirklich über das komfortable Schnellfahren hinaus, doch davon versteht er viel.

Beim Fahren aus Spaß an der Freude ist das eingeschränkte Drehzahlband der Dieselmotoren immer mindestens ein kleiner Dorn im Auge. Dabei legt sich der BMW X2 richtig ins Zeug, den Fahrer trotzdem zu unterhalten – zum einen mit der um die Mittellage recht aggressiv ansprechenden Lenkung, zum anderen durch ein höheres Maß an Kommunikation und eine Fahrwerksabstimmung, die die Lenkraddreherei zackig umsetzt. Im Gegenzug kann es dem M Sport X passieren, dass mancher ihm seine Agilität als leichte Hyperaktivität auslegt. Unter den Kompakt-SUV darf er sich also auf die Kappe schreiben, ein Charaktertyp zu sein.

BMW X2 20d xDrive, Motorraum
Arturo Rivas
Der Turbolader im BMW reagiert aufgeweckter auf Gaspedalbefehle, wobei im unteren Drehzahlbereich trotzdem ein Augenblick vergeht, bis der 20d richtig loslegt.

Allerdings einer, der bei den Assistenzsystemen nicht ganz vorne mit dabei ist. So gibt es etwa keinen Totwinkel- oder aktiv eingreifenden Spurhalteassistenten. Und wie sieht es beim Audi Q3 aus? Der piepst sogar, wenn beim Aussteigen Verkehr von hinten naht.

Da sind die Differenzen so groß, dass der BMW X2 den Vorsprung aus Antrieb und Fahrverhalten wieder abgibt – und damit die Führung in der Eigenschaftswertung. Am Ende reicht es trotzdem zum Sieg, weil er das Kostenkapitel gewinnt. Dabei sind beide teuer genug, um sich das mit den Mittelklasse-Kombis noch mal zu überlegen.

Fazit

1. BMW X2 20d xDrive
441 von 1000 Punkte

Als M Sport X fokussiert sich der X2 auf die klassischen BMW-Werte. Dazu: genügend Platz und viele Komfortextras – für einen souveränen Sieg mangelt es ihm an Assistenzsystemen.

2. Audi Q3 Sportback 40 TDI Quattro
438 von 1000 Punkte

Der Sportback ist ein treffsicherer Mix aus Komfort und Fahrdynamik. Platz gibt’s trotz schräger Dachlinie reichlich – aber mit gleicher Ausstattung ist er etwas teurer.

Technische Daten
Audi Q3 Sportback 40 TDI Quattro S lineBMW X2 xDrive20d M Sport X
Grundpreis46.790 €53.900 €
Außenmaße4500 x 1843 x 1567 mm4360 x 1824 x 1526 mm
Kofferraumvolumen530 bis 1400 l470 bis 1355 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung140 kW / 190 PS bei 3500 U/min140 kW / 190 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit217 km/h221 km/h
0-100 km/h8,2 s7,8 s
Verbrauch5,5 l/100 km5,0 l/100 km
Testverbrauch7,7 l/100 km7,1 l/100 km