Den Porsche Macan ein Erfolgsmodell zu nennen, scheint ähnlich untertrieben, wie etwa Kylian Mbappé als brauchbaren Fußballer zu bezeichnen. Der Mittelklasse-SUV auf Basis des Modularen Längsbaukastens ist seit seinem Debüt 2013 beinahe 700.000-mal gebaut worden; allein im letzten Jahr waren es rund 88 000 Exemplare. Das ist fast ein Drittel aller in den letzten acht Jahren gebauten Porsche. Der Nachfolger, auch das wissen wir inzwischen, kommt nächstes Jahr als Elektroauto. Und der aktuelle Macan wird weiter gebaut. So lange es einen Bedarf gibt, heißt es dazu eher schmallippig beim Hersteller.
Mit Vierzylinder-Motoren
Freuen wir uns also auf viele weitere Macan-Jahre und testen, was die aktuelle Generation des Porsche-Erfolgsmodells so draufhat. Und zwar mit dem Einstiegsbenziner, der beim Facelift um 20 auf 265 PS erstarkte. Zum Vergleichstest treten an: der gleich motorisierte Audi Q5 Sportback 45 TFSI Quattro sowie der ebenfalls vierzylindrige BMW X4 xDrive30i. Wobei es so manch altem Fahrensmann nicht leichtfällt, sich daran zu gewöhnen, dass man bei Premiumautos dieser Kategorie (rund 60 000 Euro Grundpreis) von Zweiliter-Vierzylindern fortbewegt wird.
BMW X4: Der Spritsparer
Jedenfalls schwingt sich der BMW mit seinem B48-Turbobenziner zu 245 PS auf. Von dem Leistungsmanko auf dem Papier ist recht wenig zu merken; die Fahrleistungen unterscheiden sich kaum von jenen der Konkurrenz in diesem Vergleich. Allenfalls beim Spurt auf 100 km/h ist im Vergleich zum Porsche ein deutlicherer Rückstand (0,6 Sekunden) zu verzeichnen.
Der Unterschied befindet sich unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. Das liegt unter anderem an der überzeugenden ZF-Achtgangautomatik. Die stellt unaufgeregt und mit kaum spürbaren Schaltaktionen den richtigen Gang zur Verfügung.
So sieht sich der Fahrer im X4 auch kaum je genötigt, manuell einzugreifen. Was wiederum ganz gut ist, denn den Plastikwippen am BMW-Lenkrad mangelt es schon sehr deutlich an Bedien-Erotik.
Der BMW-Antrieb hat noch mehr zu bieten, etwa die erlesenere Laufkultur und den niedrigen Treibstoffkonsum. Mit einem Testverbrauch von 9,2 Litern je 100 km zeigt sich der BMW ökonomischer als der ebenfalls recht sparsame Audi und vor allem der Porsche. Den Sechszylinder vermissen da wohl nur unverbesserliche Motoren-Nostalgiker.
Dazu gibt es noch einiges andere, was der BMW in diesem Vergleich richtig macht. In Sachen Bedienung gibt es immer noch nichts Ausgefeilteres und Benutzerfreundlicheres als das System mit dem großen iDrive-Controller. Gleichwohl nicht alle Bedienelemente am X4 ähnlich gelungen sind. So erweisen sich die Platzierung und Betätigung des Schalters für die Fahrmodi links des Automatik-Wählhebels als suboptimal. Und das BMW-typische Design des Instrumentendisplays bleibt gewöhnungsbedürftig.
Der Federungskomfort des SUV-Coupés zeigt sich in diesem Umfeld übrigens recht rustikal. Der X4 holpert recht staksig über Unebenheiten im Straßenverlauf, obwohl er mit optionalen Adaptivdämpfern (600 Euro) ausgerüstet ist. Immerhin verhilft ihm die straffe Abstimmung zu sehr guten Fahreigenschaften.
Der X4 kurvt agil und neutral in langsame wie schnelle Biegungen; die Lenkung passt mit zackiger Ansprache aus der Mittellage zu dieser Charakteristik. Freilich empfinden manche die Lenkung als zu nervös, zumal sie so den Geradeauslauf bei hohem Autobahntempo etwas verwässert.
Porsche Macan: Der Handling-Champion
Wie das harmonischer und gefälliger funktionieren kann, beweist hier der Porsche Macan. Eine feinfühligere, exaktere Lenkung gibt es im mittleren SUV-Segment schlicht und einfach nicht, weshalb sie mit der Maximalpunktzahl bedacht wird. So lässt sich der rund 1,9 Tonnen schwere Porsche mit zarter Hand führen. Er setzt feinstdosierte Befehle umgehend in Richtungsänderungen um – das können sie einfach bei Porsche.
Dass beim Vierzylinder fast 60 kg weniger auf der Vorderachse ruhen als bei den sechszylindrigen Macan-Versionen, ist beim Fahren ebenfalls zu spüren. Der Wagen wirkt eine Spur williger, seine Reaktionen einen Hauch spontaner.
Nicht nur subjektiv, sondern mess- und aufschreibbar schneller ist der Macan zudem; beim Standardslalom sowie beim doppelten Spurwechsel auf dem Testgelände hängt er Q5 und X4 ab – und unterstreicht so, dass er das aktivste und fahrsicherste Auto dieses Trios ist. Wenngleich sich die Unterschiede vor allem im direkten Vergleich offenbaren. Denn erstaunlich handlich, traktionsstark und neutral sind alle drei SUV.
Viel erstaunlicher scheint jedoch, dass der Macan zudem die besten Fahrleistungen zeigt. Dabei wiegt er deutlich mehr als der gleich starke Q5. Seine fixeren Durchzugs- und Beschleunigungswerte lassen sich möglicherweise auf eine weniger extrem sparsame Antriebsabstimmung zurückführen. Dafür spricht das im Vergleich zum Audi merklich spontanere Ansprechen auf Gasbefehle, doch auch der höhere Benzinverbrauch. Im Testmittel genehmigt sich der Zweiliter im Porsche 10,9 Liter Super je 100 km, der weitgehend gleiche Motor im Audi begnügt sich mit fast einem Liter weniger (10,0 l/100 km).
Größer wird übrigens der Verbrauchsunterschied, je forcierter gefahren wird. Auch das ein Hinweis auf die Performance-freundlichere Abstimmung des EA888 samt Siebengang-PDK im Macan. Dabei zeigt sich der Porsche nicht als knüppelharter Sportler. Die optionale adaptive Luftfederung mit Niveauregulierung und PASM (Porsche Active Suspension Management) für 2630 Euro Aufpreis ermöglicht sehr ordentlichen Komfort bei vergleichsweise geringen Karosseriebewegungen. Das macht der Macan hier fast so gut wie der komfortable Q5 Sportback.
Zum Wohlbefinden an Bord des Porsche tragen nicht zuletzt die adaptiven Sportsitze bei. Die kosten zwar 1785 Euro Aufpreis, sind aber jeden einzelnen davon wert. Immerhin ist der Porsche mit seinem Grundpreis von 64 464 Euro diesmal nicht das teuerste Auto im Vergleich. Der BMW X4 30i mit M-Sportpaket (66 400 Euro) kommt etwas teurer.
Audi Q5: Der Preis-Leistungs-Sieger
Am wenigsten kostspielig ist mit 59 700 Euro der Audi Q5 Sportback 45 TFSI. Im Preis inbegriffen ist dabei das S-Line-Paket, unter anderem mit serienmäßigen 18-Zöllern und titanschwarzem Zierrat.
Vor allem aber überzeugt auch dieser Q5 Sportback im Vergleichstest mit einer typischen Audi-Qualität: der Ausgewogenheit. Sich in keiner Disziplin eine ausgeprägte Schwäche zu erlauben und in vielen Punkten zu glänzen, hilft nicht nur beim Gewinnen von Vergleichstests. Es erzeugt bei Fahrern wie bei Insassen auch ein Gefühl wohliger Harmonie und den Eindruck einer hohen Produktqualität.
Im Falle dieses Q5 trägt dazu vor allem das komfortbetonte Fahrwerk bei. Es gefällt auf langen Wellen wie auf kurzen Unebenheiten mit ausgeprägter Schluckfreudigkeit, die Unebenheiten unterschiedlichster Qualität überpinselt. Dabei helfen die qualitativ hochwertigen Sitzmöbel in der ersten und zweiten Reihe. Sie erweisen sich selbst auf langen Tagesetappen als bequem und komfortabel gepolstert, ohne es dabei an Halt mangeln zu lassen. Zudem ermöglicht die längs verschiebbare Rückbank ein kleines Plus an Variabilität; auch das kann ja sehr nützlich sein.
Die Coupé-artige Dachlinie des Sportback erweist sich darüber hinaus als nicht ganz so praxisfremd wie beim X4. Die Innenhöhe hinten bleibt dennoch akzeptabel, und der Zustieg nach hinten gelingt verbiegungsärmer. Und die Übersichtlichkeit nach hinten zeigt sich als eine Spur weniger miserabel, immerhin.
Wie bereits erwähnt präsentiert sich der Zweiliter-Vierzylinder im Audi geschmeidiger und weniger rau als im Porsche. So wäre man fast geneigt, die Hauben zu öffnen und nachzuschauen, ob tatsächlich in beiden Autos der gleiche EA888 eingebaut ist. Dabei hängt das Triebwerk im Q5 weniger folgsam am Gas, erlaubt sich eine kleine Anfahrschwäche und wirkt verhaltener. Was freilich nichts daran ändert, dass der Audi sich unauffällig und harmonisch auf den ersten Platz vorschiebt.
Fazit
Mit ausgeprägter Ausgewogenheit sammelt der Q5 Sportback die meisten Punkte. Am besten gefallen das komfortbetonte Fahrwerk sowie das Raumangebot.
Das straffe Fahrwerk und die knappe Karosserie verhindern, dass der X4 hier weiter oben landet. Top sind der sparsame Motor und die Kraftübertragung.
Der Vierzylinder-Macan wird hier zwar Dritter, überzeugt allerdings mit sehr feiner Lenkung und Top-Fahrwerk; fraglos ein würdiger Porsche.
Audi Q5 Sportback 45 TFSI Quattro S line | BMW X4 xDrive30i M Sportpaket | Porsche Macan | |
Grundpreis | 63.800 € | 71.300 € | 69.895 € |
Außenmaße | 4689 x 1893 x 1660 mm | 4751 x 1918 x 1621 mm | 4726 x 1922 x 1621 mm |
Kofferraumvolumen | 505 bis 1475 l | 525 bis 1430 l | 488 bis 1503 l |
Hubraum / Motor | 1984 cm³ / 4-Zylinder | 1998 cm³ / 4-Zylinder | 1984 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 195 kW / 265 PS bei 5250 U/min | 180 kW / 245 PS bei 5000 U/min | 195 kW / 265 PS bei 5000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h | 235 km/h | 232 km/h |
0-100 km/h | 6,3 s | 6,6 s | 6,0 s |
Verbrauch | 8,8 l/100 km | ||
Testverbrauch | 10,0 l/100 km | 9,2 l/100 km | 10,9 l/100 km |