Hurra, sie leben noch. So schnell ist der Gattung der hochdrehenden Sportmotoren der Zündfunke doch nicht zu nehmen. Vor drohendem Downsizing und Zwangsbeatmung drehen sie noch einmal auf – effizienter und eindrucksvoller denn je, wie das Audi RS5 Coupé im Einzeltest unter Beweis stellt. Zunächst mit einem tiefen und grantigen Grummeln des 4,2 Liter großen Herzens, ehe bei voll geöffneten Drosselklappen ein dumpfes, vollmundiges Röhren die Sinne benebelt. Kurzum: Das akustisch wie optisch lecker zubereitete Triebwerk offenbart aus dem Stand heraus überzeugendere Charakterzüge als der vordergründig baugleiche Motor im Audi R8 4.2 FSI.
Neuer V8-Saugmotor ist eine Wucht
Hintergründig sind die Bezeichnung 4.2 FSI, also das Resultat aus Bohrung mal Hub, sowie die Common-Rail-Einspritzung geblieben. Ansonsten hat der bis in seine Grundfesten überarbeitete V8 die überzeugende Gabe, seinem Namensvetter die Schau zu stehlen. Als hätte sich der um nominell 30 PS stärkere Vierventiler jeglicher inneren Reibung entledigt, springt die Drehzahlmessernadel im Test regelrecht in die rote Zone bis 8.500 Umdrehungen. Und das derart stürmisch, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Vergessen ist das leicht lethargische Ansprechverhalten, ad acta gelegt das jenseits der 7.000er-Marke merklich zugeschnürte Wesen. Im neuen Audi RS5 arbeitet ein Saugmotor mit Wonne und Biss.
V8-Sauger mit akzeptablem Verbrauch
Zudem einer, der sich mit einem untertourigen Arbeiten bestens arrangiert. Und der trotz seiner bemerkenswert sportlichen Ausrichtung vergleichsweise pfleglich mit dem kostbaren Treibstoff umgeht. 9,2 L/100 km konsumiert das immerhin 1.780 Kilogramm schwere Coupé auf der bedächtig gefahrenen Test-Normrunde von auto motor und sport. Wobei das serienmäßige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe S-tronic einen nicht zu unterschätzenden Sparbeitrag leistet. Engagiert schaltet es sogar bei Kriechfahrt in Stufe sieben, auf sachten Gaspedaldruck sodann flugs zurück in fünf. Nur gut, dass die häufigen Übersetzungsänderungen perfekt verschliffen und nahezu unmerklich vonstatten gehen.
Neben den wählbaren Schaltmodi S und D bis hin zur manuellen Wippenbetätigung zieht der Audi RS5 dank Audi drive select viele Register, spielt auf Knopfdruck ein breit gefächertes Repertoire. Im S-Modus betont sportlich, indem die S-tronic früher zurück- und später hochschaltet, oder im frei konfigurierbaren Individual-Modus, der die Kennlinien für Gaspedal und Lenkung schärft.
Audi RS5 ist ein klarer Fall für die Rennstrecke
Spätestens dann ist es mit dem letzten Hauch Bedächtigkeit vorbei, die Gänge werden ausgedreht. Die leichtgängige Lenkung wirkt im Test übersensibel, in manchen Situationen zu synthetisch. Auf Dynamik gepolt, ist der Audi RS5 nun ein klarer Fall für die Rennstrecke. Für den Alltag nur von eingefleischten Sportlernaturen zu akzeptieren, wie das trocken abgestimmte Standardfahrwerk klarmacht. Vor allem mit der optional angebotenen 20-Zoll-Bereifung sehen sich Freunde des gepflegten Komforts relativ rüden Attacken ausgesetzt. Fahrdynamiker hingegen jubilieren angesichts der Tatsache, wie gehorsam zielgenau sich der Allradler in die Ecken wirft. Sein Gewicht sowie die Trägheit der Masse der großen Bereifung versteht er gut unter der Decke zu halten. Erst in letzter Konsequenz des weiten Grenzbereichs schiebt der Audi RS5 über die Vorderachse von der Ideallinie. Trotz neuer Allradtechnologie mit Kronenrad-Mittendifferenzial und optionalem Sportdifferenzial an der Hinterachse ist dem bulligen Zweitürer die Kopflastigkeit nicht ganz auszutreiben.
Audi RS5 bietet Fahrspaß auf höchstem Niveau
Dennoch rinnt die Essenz glasklar aus dem Audi RS5: subjektiver Fahrspaß auf höchstem Niveau, objektive Messwerte par excellence. Und das nicht nur wegen des brachialen Vortriebs unter dem heiseren V8-Feuer der Sportabgasanlage. Die maximal mögliche Entschleunigung treibt die Freudentränen im Test ähnlich vehement ins Gesicht – der standfest zupackenden Bremsanlage mit optionalen Keramikscheiben vorn sei Dank. Auch wenn die Verzögerung bei langsamer Fahrt nur schwer zu dosieren ist. Beim Heranrollen an die rote Ampel geht daher manchmal ein ungewolltes Rucken durch die Besatzung in ihrem feinen Umfeld. Der übersichtlich und funktionell gestaltete Innenraum imponiert einmal mehr mit einer Verarbeitung, die höchsten Qualitätsansprüchen gerecht wird. Ergonomisch betrachtet steht sowieso alles zum Besten – erst recht in den exzellent konturierten, wenngleich nicht gerade günstigen Schalensitzen (2.800 Euro).
Günstig ist in diesem Umfeld sowieso ein etwas befremdliches Attribut. Mit seinem Grundpreis von 77.700 Euro liegt das Audi RS5 Coupé gut 5.000 Euro jenseits eines vergleichbaren BMW M3, bei geringerem Sitzraum hinten, aber etwas größerem Gepäckvolumen. Doch vergessen wir für einen Augenblick den stupiden Nutzwert eines Automobils und ergötzen uns noch am Treiben eines frei saugenden Sportmotors. Bis zu dessen Wachablösung mit der nächsten Generation des Audi A4 beziehungsweise Audi A5 ist es noch etwas hin. Und solange: Hoch lebe die Drehzahl.
Fazit
Der größtenteils neu entwickelte Achtzylinder ist ein Prachtstück seiner Art – bissig, gierig und mit vergleichsweise akzeptablem Verbrauch. Trotz des relativ hohen Gewichts liegt die Agilität auf sehr gutem Niveau.
Audi RS5 Coupé | |
Grundpreis | 77.700 € |
Außenmaße | 4649 x 1860 x 1366 mm |
Kofferraumvolumen | 455 l |
Hubraum / Motor | 4163 cm³ / 8-Zylinder |
Leistung | 331 kW / 450 PS bei 8250 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
0-100 km/h | 4,7 s |
Verbrauch | 10,8 l/100 km |