Wohl kaum ein Handschuhfach unserer Jahrestest-Autos wurde anfänglich häufiger geöffnet als das des BMW 225xe Active Tourer. Warum? Nun, der 225xe ist nicht nur ein Van, sondern auch ein E-Auto mit 65 Kilowatt starkem E-Motor an der Hinterachse und Akkus (Batteriekapazität: 7,6 Kilowattstunden) unter der Rückbank, die man aufladen kann – oder besser: muss. Ein Blick in die Bedienungsanleitung (Seite 208–216) konnte da nicht schaden. Nach über 60.000 Kilometern können wir berichten, dass die Energieversorgung kaum nennenswerte Probleme bereitet. Manchmal löste sich der Ladestecker nicht sofort, zweimal verweigerte der BMW das Aufladen, und die Ladeanschlussklappe sitzt nie sauber – mehr gibt es nicht zu erwähnen.
Auch Pannen oder außerplanmäßige Werkstattaufenthalte blieben dem Active Tourer erspart. Da es bis auf zwei Inspektionen, die dem in Leipzig produzierten BMW frisches Öl, Filter und drei neue Zündkerzen bescherten, nichts zu vermelden gibt, wenden wir uns gleich den Erkenntnissen aus dem Testalltag zu.
Jeder Fahrmodi mit einem anderen Fahrstil
Nun, auch hierzu griffen einige zum Handbuch. Anfahren erfolgt beispielsweise stets elektrisch (bis 80 Kilometer pro Stunde), und dank dreier Fahrmodi bewegt sich der Allradler bemerkenswert unterschiedlich. Im klassischen Hybridmodus (Auto eDrive) managt der BMW sehr harmonisch den Einsatz von Verbrenner und E-Motor. Solange es nicht zu zackig losgeht, arbeitet der 136 PS starke Benziner nur leise im Hintergrund, während der E-Motor dank seiner 165 Newtonmeter an der Hinterachse kräftig boostet.
Zugleich ist der Van alles andere als träge. Wer dem BMW alles abfordert, spurtet in rund sieben Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde und ist bis zu 202 Kilometer pro Stunde schnell. Dabei gibt sich der sehr drehfreudige Dreizylinder leicht kernig, und das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe agierte bis zum Testende vorbildlich schnell und ruckarm.
Bei aktiver Zielführung passt sich der BMW sogar an die Strecke an und bereitet sich auf einer Gefällestrecke beispielsweise auf das Rekuperieren vor.
Ganz anders geht es voran, wenn im Bordcomputer der Claim „Max eDrive“ zu lesen ist. Dann wird der BMW nur vom E-Motor angetrieben; überspitzt formuliert ist der Plug-in damit der einzige Active Tourer, der über einen einst BMW-typischen Heckantrieb verfügt. Immerhin bis maximal 125 Kilometer pro Stunde, nur leider nicht allzu lang. Mehr als 30 Kilometer schafft er rein elektrisch nicht.
Im dritten Modus (Save Battery) füllt der BMW seine Akkus um bis zu 50 Prozent während der Fahrt auf und hält den Ladezustand. Hilfreich, wenn man im Zielgebiet wieder nur mit Heck- beziehungsweise E-Antrieb fahren möchte.
Spannend in diesem Zusammenhang sind naturgemäß die Verbräuche, und hier beweist der Antrieb wieder einmal, dass Plug-in-Modelle nur für Pendler ideal sein können. Der 225xe ist schwer, wiegt mit 1.735 Kilogramm rund 300 Kilogramm mehr als ein 136 PS starker 218i.
Je länger und schneller der 225xe auf Tour ist, um- so geringer sind die Vorteile. So variiert der Spritverbrauch zwischen sechs und zwölf Litern auf 100 Kilometer! Auch wegen des sehr kleinen Benzintanks (36 Liter) schrumpft die Reichweite schnell auf 300 Kilometer zusammen.
Und der Stromvorrat hält wie erwähnt nicht lange vor. Nimmt man nun noch den Grundpreis des 225xe von 42.250 Euro hinzu, verliert der BMW schnell an Reiz.
Bis zum Schluss ein flotter und schicker Tourer
Schade, denn ansonsten hinterlässt der Dauerläufer ein gutes Bild. Das von manchen als zu straff empfundene Fahrwerk lässt den Van behände durch Kurven flitzen. Die Sportsitze bieten ordentlich Seitenhalt, und auch im Fond fühlt man sich immer gut aufgehoben. Selbst an der Material- und Verarbeitungsqualität gibt es wenig zu kritteln. Trotz kräftiger Beanspruchunghalten sich die Kratzer im Interieur sehr in Grenzen. Ein Highlight ist zudem die iDrive-Bedienung von Navi und Infotainment. Hierfür muss nun wirklich niemand in die Anleitung gucken.
Fazit
Glückwunsch! Der BMW 225xe Active Tourer absolviert den Dauerlauf ohne jegliche Mängel und steht nach 60.000 Kilometern top da. Klar ist aber auch: Wirklich sinnvoll ist der Plug-in nur für Pendler, die ihr Auto konsequent an der Steckdose laden. Alles zusammen muss man sich aber leisten wollen.