Bequem ein- und aussteigen, ohne Reichweitenangst sicher unterwegs sein und trotzdem dort elektrisch fahren können, wo es am meisten Sinn ergibt – und das alles zu einem halbwegs erschwinglichen Preis. Zugegeben, klingt mehr nach Vernunft als nach Vergnügen, beschreibt aber die wichtigsten Suchkriterien vieler Autokäufer. Und weil der Staat die Förderprämie für Plug-in-Hybride gerade noch einmal aufgestockt und die Mehrwertsteuer gesenkt hat, rücken auch Premium-Modelle von BMW und Mercedes in den Fokus eines breiteren Interessenten-Kreises.
Der Active Tourer ist als 225xe schon seit rund vier Jahren im Handel und schlug sich in unserem Dauertest über 100.000 Kilometer sehr wacker. Kürzlich erhielt er ein umfangreiches Batterie-Update, mit dem jetzt auch der entsprechende X1 startet. Die Plug-in-Hybrid-Variante 250 e der Mercedes B-Klasse ist nach langem Warten hingegen erst jetzt erhältlich, der GLA mit dieser Technik folgt etwas später.
Plug-ins als Transporter
Mit ihrer relativ kurzen Frontpartie und der stattlichen Höhe von knapp 1,60 Metern bieten beide auf der Grundfläche eines Kompaktmodells deutlich mehr Raum, locken mit erhöhter Sitzposition, guter Rundumsicht, dreigeteilten Fondsitzlehnen und umklappbaren Beifahrersitzlehnen. Die B-Klasse lässt sich zudem mit einer um 14 Zentimeter verschiebbaren Rückbank ausrüsten (418 Euro). Damit kann der 225xe im Gegensatz zu den reinen Verbrenner-Varianten nicht dienen. Immerhin ist die Lehnenneigung auch im Fond mehrstufig verstellbar.
Zwei überaus variable PHEV also mit luftigem Platzangebot für vier Personen, die sich auf bequeme Sitze mit ordentlich Beinauflage und Seitenhalt freuen können. Wenn Sie mal weiterblättern und die Daten checken, werden Sie feststellen, dass die Messwerte für Innenhöhe und -breite bis auf wenige Millimeter identisch sind. Selbst die Ladevolumen weichen kaum voneinander ab. Der Kofferraum des BMW fasst 400 Liter bei einer Zuladung von 441 Kilogramm, der Mercedes liegt bei 395 Litern und 457 kg. Nur bei umgeklappten Fondlehnen ist er mit 1.455 zu 1.350 Litern klar im Vorteil.
Ebenfalls für den B 250 e spricht die Anhängelast von 1,6 Tonnen. Eine zugehörige Vorrichtung kostet 928 Euro. Der 225xe darf als Plug-in-Hybrid nichts ziehen. Sein Elektromotor sitzt im Heck und treibt die Hinterräder an.
Womit wir direkt zu den Antriebskonzepten kommen. Im Gegensatz zur frontgetriebenen und betont straff abgestimmten B-Klasse ist der ebenfalls herb federnde Active Tourer je nach Fahrmodus ein Allradler, ein Fronttriebler oder – im Elektrobetrieb mit dem 65 kW und 165 Nm starken E-Motor – ein Hecktriebler. Der Verbrenner unter der vorderen Haube ist ein Dreizylinder mit 136 PS, der seine Power über eine sanft schaltende Sechsgangautomatik ausschließlich an die Vorderräder schickt.
Die B-Klasse ist schneller
Der B 250 e ist da etwas besser aufgestellt. Sein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe neigt zwar zu etwas herben Gangwechseln, aber sein 1,3 Liter kleiner Vierzylinder leistet immerhin 160 PS, und die 75 kW starke E-Maschine bringt es auf 300 Nm, und zwar aus dem Stand. Das ist üppig, und so zieht die äußerlich so brave B-Klasse zackig ab. Hierzu ein anschaulicher Messwert: Für den Sprint von 0 auf 50 km/h im reinen E-Betrieb braucht der Mercedes 4,4, der BMW 7,1 Sekunden – ein deutlicher Unterschied.
Unter Volllast, wenn Benziner und E-Motor gleichzeitig powern, sowie im Durchzug gleichen sich die Messwerte indes wieder an: 6,5 und 6,6 Sekunden (BMW) für den Spurt von 0 auf 100 km/h sind sportlich, und die B-Klasse schafft bis zu 235 km/h. Bei derart hohem Tempo wird ihr Vierzylinder allerdings ungebührlich laut und vibriert deutlich. Der Dreizylinder im nicht ganz so schnellen BMW hält sich lieber im Hintergrund, klingt weniger angestrengt.
Taktisch fast ebenbürtig
Wie üblich gibt es für die Hybride mehrere Fahrmodi (Elektro, Hybrid, Sport) und eine vorausschauende Antriebssteuerung – angepasst an den gewünschten Ladezustand der Batterie, an Rekuperation, Straßenverlauf und Routenführung. Enorm, was die Systeme im Hintergrund alles beachten und gekonnt umsetzen. Mit einer via Schaltpaddel verstellbaren Rekuperationsstärke kann indes nur die B-Klasse dienen. Der Active Tourer verwöhnt im Gegenzug mit einem harmonischeren Zusammenspiel zwischen Rekuperationsbremse und mechanischen Stoppern. Zudem kann er seine Batterien auch auf Befehl während der Fahrt laden, wobei das bekanntermaßen wenig umweltfreundlich ist.
Nun aber zu den Verbräuchen. Eine Erkenntnis vorneweg: Wer die kleinen Verbrenner auf der Autobahn fordert, muss mit Werten zwischen acht und zehn Litern Super auf 100 Kilometer rechnen. Natürlich geht es auch sparsamer. Auf der im Hybridmodus gefahrenen Eco-Runde lag der Testverbrauch bei je 6,3 l/100 km. Und im zugrunde gelegten Fahrprofil für den Testverbrauch – von 15.000 km im Jahr werden 10.000 rein elektrisch auf Kurzstrecken bis maximal 40 km zurückgelegt – verbraucht der Mercedes 2,1 Liter Benzin und 18 kWh auf 100 Kilometer. Der BMW liegt mit 2,3 Litern und 17,9 kWh auf ähnlichem Niveau.
Mehr E-Reichweite im B 250
Nennenswerte Unterschiede gibt es hingegen bei der Reichweite im E-Modus. Mit seinem üppigen Batteriespeicher im Unterboden (Kapazität 15,6 kWh) schafft es der B 250 e 51 Kilometer weit, während der ebenso schwere 225xe mit seinen 10 kWh nur auf 42 Kilometer kommt. Sind die Zellen leer, lädt der Mercedes gegen Zuzahlung von 928 Euro 80 Prozent seiner Kapazität mit bis zu 24 kW an Gleichstrom in rund 25 Minuten rasch wieder auf. Für einen Wagen dieser Preisklasse ist das enorm und derzeit noch sehr selten. Serienmäßig kann das System wie im BMW mit 3,7 kW laden. Mehr Ladepower geht beim Zweier aber nicht. Entsprechend muss er 3,10 Stunden an der Ladesäule Strom zapfen.
Sowohl das Auto wie auch der Antrieb sind eben schon etwas älter, was sich auch an der nicht so umfangreichen Assistenzausstattung zeigt. Zumindest ein Totwinkelwarner sollte an Bord sein. Dass das Interieur des Zweier konventioneller als das der B-Klasse gestaltet ist, stört hingegen nicht. Im Gegenteil: Seine Rundinstrumente sind gut ablesbar, die Bedienlogik per iDrive-Dreh-Drück-Steller ist einfach und komfortabel, obwohl der BMW in puncto Infotainment, Smartphone-Anbindung, Sprachsteuerung und Navigation nahezu ebenbürtig ist.
Der erste Platz geht dennoch an den Mercedes. Seine Antriebs- und Ladetechnik ist derzeit kaum zu toppen, und mit seinem Grundpreis von 39 637 Euro ist der B 250 e zudem günstiger als der als M Sport unnötig teuer konfigurierte 225xe Active Tourer für 43 768 Euro.
Fazit
Mit seinem überzeugenden Hybridantrieb und der umfangreicheren Sicherheitsausstattung gewinnt der jüngere B 250 e recht deutlich diesen Vergleich.
Trotz sportlichem Handling, Allradantrieb und einem sehr harmonischen Antrieb hat der 225xe hier das Nachsehen. Es hapert an modernen Assistenten und Ladetechnik.
Mercedes B 250 e Progressive | BMW 225xe Active Tourer M Sport | |
Grundpreis | 40.662 € | 45.200 € |
Außenmaße | 4419 x 1796 x 1562 mm | 4354 x 1800 x 1555 mm |
Kofferraumvolumen | 395 bis 1455 l | 400 bis 1350 l |
Hubraum / Motor | 1332 cm³ / 4-Zylinder | 1499 cm³ / 3-Zylinder |
Leistung | 118 kW / 160 PS bei 5500 U/min | 92 kW / 125 PS bei 5000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 235 km/h | 202 km/h |
0-100 km/h | 6,5 s | 6,6 s |
Verbrauch | 1,4 l/100 km | 1,7 kWh/100 km |
Testverbrauch | 7,9 l/100 km | 8,1 kWh/100 km |