BMW 520d Touring xdrive & Mercedes E 220 d 4M. T im Test

BMW 520d Touring, Mercedes E 220 d T
Allrad-Kombis mit fast 200-Diesel-PS im Test

Mit der E-Klasse ist Mercedes ein großer Wurf gelungen. Zumindest konnte sich das T-Modell bereits in zwei Vergleichstests durchsetzen. Doch nun muss der E 220 d T gegen BMWs neuen 520d Touring ran. Wer wird Lade-Meister?

BMW 520d Touring, Mercedes E 220 d T

Wahre Größe zeigten schon BMW Touring und Mercedes T-Modell der letzten Generation. Beide waren sogar großartig. Und doch sind ihre Nachfolger überragend. Nicht nur, was ihre Eigenschaften betrifft, auch den Proportionen nach. Mit rund fünf Metern rücken 5er und E-Klasse endgültig in die Oberklassigkeit auf, sprengen so die üblichen Parkplatz- und Garagendimensionen. Doch kommt wahre Größe nicht von innen? Nun, das will BMW mit dem neuen 5er Touring im Vergleich mit dem Klassenprimus Mercedes E-Klasse T-Modell beweisen, und zwar mit modernen Brot-und-Butter-Motorisierungen, also rund 200 PS starken Turbodieseln samt Allradantrieben.

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Im Dunkeln beleuchtet der 5er seine Niere. Der Stern darf während der Fahrt bisher nur in Übersee strahlen.

Dabei streichen sie sowohl in Bayern als auch in Schwaben die Butter fingerdick aufs Brot und legen noch ein paar Scheiben obendrauf – auf Wunsch natürlich mit tierfreier Ausstattung sowie Recyclinganteil. So liegt der Grundpreis des 520d Touring xDrive mit M Sportpaket bei 68.850 Euro. Nicht gerade billig, doch immerhin inkludiert: das bereits adaptive LED-Licht, eine elektrische Heckklappe und das Infotainment. Obendrauf kommen bewertungsrelevante Extras wie 20-Zoll-Felgen samt Bereifung, Komfortsitze, Adaptivfahrwerk und Sportbremse. Ja, Ihre Taschen sollten gut gefüllt sein, zumal BMW noch diverse Assistenz-, Komfort- und Multimedia-Pakete schnürt, die den Basis-5er weiter verteuern.

Doch der Meister der Aufpreispolitik sitzt nicht in München, sondern in Stuttgart. Natürlich trägt auch der Benz sportliche Gummis auf den 20-Zöllern, luftfahrwerkt kommod und bettet seine Insassen in bequeme Sessel. Mit rund 87.000 Euro steht er im Testpreis-relevanten Trimm noch einmal 10.000 Euro teurer da. Mit allen übrigen Optionen – die locker die restlichen Zeilen füllen könnten – knackt der Mercedes E 220 d T 4Matic die Marke von 100.000 Euro. Wegen der hohen Kaskoeinstufungen ist der Unterhalt bei beiden Autos teuer.

Geschlossene Gesellschaft

590 kg Zuladung bietet der große BMW-Kombi.

Doch mit Geld können Sie sich zumindest bei BMW nicht mehr alles kaufen. So lassen sich nun weder das optionale Glasdach noch die Heckscheibe des neuen Touring öffnen. Verzicht? Nun, so weit wollen wir nicht gehen, zumal der Raum hinter der Heckklappe üppig scheint. Zumindest können wir uns nur wenige Alltagsszenarien ausmalen, in denen Sie die 570 Liter Kofferraumvolumen und eine Quaderbreite von mehr als einem Meter ausfüllen.

Wie beim T-Heck gilt es lediglich die lackierte niedrige Ladekante kratzerfrei zu überwinden. Die Rücksitzlehnen lassen sich jeweils dreiteilig fernentriegelt umklappen, doch liegen sie beim BMW Touring nicht plan, sondern steigen leicht an. Mit maximal 1.700 Litern fällt sein Gepäckabteil etwas überschaubarer aus, als das im Mercedes T-Modell mit 615 bis 1.830 Litern. Der Raumnachteil des BMW 520d Touring xDrive ergibt sich auch aus dem flacheren Ladebodenfach. Dort beherbergt der Bayer zwar keine Einkaufskiste, wohl aber das Gepäckrollo, das bei Gebrauch sanft in seine Führung gleitet, anstatt sich wie beim Benz E 220 d 4M. haltlos einzurollen. Obwohl sich der hintere Teil des BMW-Kofferraumbodens mit Gasdruck aufstellt, wird die Platte nur unzureichend hochgehievt. Völlig genügend dagegen sind Zuladung und Anhängelast der Kombis.

Im Fond ist’s einfach bequem, mit fast flachliegenden Oberschenkeln und unter dem Sitz verschwindende Füße.

Klappe zu, Sitzlehnen aufrecht stellen und Platz nehmen. Im BMW sitzen Sie hinten noch entspannter als im T-Modell mit seiner im Automobilbau wohl einzigartigen Gurthöhenverstellung für Fondpassagiere. Dabei liegen Ihre Oberschenkel auf der BMW Touring-Bank fast komplett auf, und die Füße verschwinden lockerer unter den Vordersitzen. Zudem klimatisiert der Testwagen vier Zonen. Weniger angenehm ist es jedoch, wenn die Hände an die recht schlicht wirkenden Türtafeln anstoßen.

Tablet-Halterungen, vier USB-C-Anschlüsse und Vierzonen-Klimaanlage versorgen die Fondpassagiere.

Das wäre nicht weiter tragisch, wenn sich hartes Plastik nicht auch eine Reihe weiter vorn ausbreiten würde. Obwohl sich hier in den Sichtcarbon-Leisten die Umwelt herrlich spiegelt und sich das Sitzleder weich an die Insassen kuschelt, dominieren ab Hüfthöhe schnöde Kunststoffe. Seiner (Preis-)Klasse wird der 5er so nicht gerecht.

Grünes Licht? Hände weg!

Technisch sieht das anders aus. Und schon geht dem BMW 5er Touring ein grünes Licht auf, und zwar an den Lenkradstegen. Die LEDs signalisieren, dass der Autobahnassistent die Kontrolle übernimmt und bei bis zu 135 km/h ohne Eingriff des Fahrers, aber unter dessen Blick das Schwimmen im Verkehr regelt. Ja, mit diesem System liegt der BMW im Technologiewettkampf der deutschen Edelmarken vorn, zumal die versammelte Assistenz auch subjektiv sicherer agiert als im Mercedes E 220.

Fahrerorientiert ist nur noch das gebogene Doppeldisplay.

Sie können sich somit beruhigt in die bequem geschnittenen, aber etwas hoch positionierten Sessel zurücklehnen und auf die zum Fahrer gewölbten Displays schauen. Hier integriert BMW alles, was heute beim Infotainment State of the Art ist. Das beinhaltet auch Spiele, die sich – natürlich nur im Stand – per App mit dem Handy auf dem Bildschirm zocken lassen. Allerdings kann man dieses Feature wohl besser im Elektro-5er gebrauchen, wo es ja Ladezeiten zu überbrücken gilt. Bei so viel Spielerei ist es schade, dass der Dreh-Drücker nicht mehr so intuitiv durch Menüs führt und die Bumerang-förmigen Anzeigen allenfalls mäßig ablesbar sind. Und der klassische BMW-Fahrer wird zudem sinnstiftende Fahrmodi, einige Schalter oder frei belegbare Tasten sowie eine separate Klimaanlagen-Steuerung vermissen.

Luxus-Loft mit Basis-Diesel

Touchlastige Bedienung ist beim Benz an der Tagesordnung.

Klar, einem Mercedes E-Klasse-Veteranen ergeht es bedientechnisch kaum besser, zumal Sie hier auf doppelten Lenkradstegen herumtouchen. Doch schauen Sie sich ruhig um in diesem mit Nappaleder bespannten Luxus-Loft! Das skulpturale Armaturenbrett integriert bündig drei Displays und setzt überall im Innenraum farbige Akzente. Vielfältig konfigurierbare Anzeigen springen Ihnen mit 3-D-Animationen förmlich ins Auge, und das Head-up-Display in der Frontscheibe nimmt die gesamte Fahrspur virtuell ein, während der Beifahrer auf seinem Display auch während der Fahrt YouTube schauen kann.

Ja, das lenkt alles ab. Vor allem vom Wesentlichen: dem Fahren. Dabei haben beide Kombis auf der Autobahn subjektiv überraschend viel Mühe, ihre rund zwei Tonnen Leergewicht auf Richtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Noch zäher wird’s beim Versuch, die angegebenen Topspeedwerte zu erreichen. Das gelingt den Kombinations-Kraftloswagen allenfalls mit viel Anlauf, Rückenwind und bergab.

Dabei ist der Vierzylinder des BMW 520d nicht nur akustisch präsenter – er spricht auch spontaner an und sorgt für flottere Spurts als der Motor im Mercedes E 220 d. Trotzdem, für Raserei eignen sich beide wenig; für lange Reisen hingegen schon. Mit seinem Testverbrauch von 6,6 l/100 km (BMW: 6,9 l) schafft der Mercedes dank des größeren Tanks mit einer Füllung sogar 1.000 km ohne Nachfüllstopp. Dabei bekommen Sie vom Selbstzünden wenig mit, so gut hat Mercedes den Vierzylinder gedämmt. Der kleine E-Motor, der den Diesel mit 205 Nm Drehmoment unterstützt, hilft vor allem beim Sparen: Auf der Eco-Runde fällt der Verbrauch unter fünf Liter pro 100 km.

Die großen Klappen schwingen weit auf. Wichtig für mobile Heimwerker-Könige: Beide Autos ziehen locker zwei Tonnen.

Mangelnde Antriebssouveränität kompensiert der Mercedes E 220 d 4M mit gediegenem Federungskomfort. Kaum einer in dieser Klasse federt so sanft und spreizt dabei die Kennlinien der Adaptivdämpfer so geschickt. Bis auf ein paar bösartige Frostaufbrüche bekommen die Insassen deshalb wenig von der Fahrbahnbeschaffenheit mit. Die Unterschiede zum BMW 520d Touring xdrive zeigen sich vor allem in der Aufbaukontrolle: Die E-Klasse lässt zwar leichte Wank- und Nickbewegungen zu, stoppt sie aber schneller wieder. Apropos: Das Anhalten gelingt den beiden Kombis auf Sportwagenniveau mit Warmbremswerten von knapp über 31 Metern aus 100 km/h.

4,8 l/100 km Diesel braucht der E 220 d auf der Eco-Runde.

Querdynamisch kann der 5er allerdings nicht ganz mithalten. Wie bitte? Ja, das klingt nach verkehrter Welt, denn Fahrspaß kommt tatsächlich eher im Mercedes auf. Der glänzt in den Fahrdynamikdisziplinen sowie auf kurvigen Landstraßen mit unverrückbarer Stabilität. Die Lenkung gefällt mit ihrer entspannten Exaktheit und mit feiner Rückkopplung, während die 5er-Lenkung etwas künstlich agiert. Auch der BMW Touring bleibt in Kurven lange neutral, neigt sich jedoch stärker und schiebt früher über die Vorderachse. Von heckbetonter Fortbewegung ist beim xDrive selbst mit gelockertem Sport-ESP nichts zu spüren.

An der Großartigkeit des 5er Touring ändert das zwar wenig. Der bessere, wenn nicht sogar der beste Kombi ist aber erneut das E-Klasse-T-Modell von Mercedes.

Technische Daten
Mercedes E 220 d T 4Matic BMW 520d Touring xDrive
Grundpreis69.556 €64.350 €
Außenmaße4949 x 1880 x 1469 mm5060 x 1900 x 1515 mm
Kofferraumvolumen615 bis 1830 l570 bis 1700 l
Hubraum / Motor1993 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung145 kW / 197 PS bei 3600 U/min145 kW / 197 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit227 km/h218 km/h
0-100 km/h8,6 s7,6 s
Verbrauch5,3 l/100 km6,1 l/100 km
Testverbrauch6,6 l/100 km6,9 l/100 km