Schon klar: All jene, die einfach einen geräumigen Mini mit knuffig-runden Scheinwerfern, neckischen Kippschaltern und riesigem Zentralinstrument haben wollen, marschieren am X2 vorbei und direkt in die Mini-Abteilung. Rund ein Drittel aller Kunden machen übrigens wenig später beim Countryman den Haken dran. Warum? Na, weil er schlichtweg der nützlichste Mini aller Zeiten ist.
Zu seinen größten Vorzügen zählt insbesondere eine Alltagstauglichkeit, die man dem optisch verspielten Crossover gar nicht zutrauen mag. Kantige Form, steile Heckscheibe, große Fensterflächen – der Zustieg in den luftigen Fond gelingt dank breiter Türen ebenso leicht wie das schnelle Einparken. Und innen? Steigert eine um 13 Zentimeter verschiebbare sowie dreiteilig klappbare Rückbank (300 Euro) die Variabilität. Zudem fassen die großen Ablagen in den Fondtüren Flaschen, die der aufreizend unübersichtliche X2 nicht einmal vorne einstecken kann.
Darüber hinaus müssen die BMW-Passagiere mit etwas weniger Kopffreiheit leben. Die abfallende Dachlinie des SUV-Coupés, das wie der drei Zentimeter höhere Mini auf der UKL-2-Plattform aufbaut, fordert eben Zugeständnisse. Ebenso die um sieben Zentimeter höhere Ladekante und die massive C-Säule. Ist der 4,36 Meter lange BMW also nur ein unpraktisches und enges Vehikel? Nö, denn mit 470 Litern und 532 Kilo Zuladung verträgt er bei voller Besatzung etwas mehr Gepäck (Countryman: 450 l/493 kg). Bei beiden lässt sich das Volumen mit einer dreiteiligen Fondlehne vergrößern. Und wer sich im Showroom die Mühe macht, die Laderäume zu vergleichen, wird feststellen, dass der BMW mit etwas mehr Teppich, einer besser platzierten Leuchte und einem aufklappbaren Ladeboden hochwertiger und praktischer eingerichtet ist.
Gepäcksicherungsnetze, die auch hinter den Vordersitzen installiert werden können, kosten bei beiden 200 Euro. Nicht verschweigen wollen wir natürlich die optionale Picnic Bench des 63 Millimeter kürzeren Countryman – ein flexibles Sitzpolster, das sich aus dem Unterbodenfach heraus über die Ladekante legen lässt. Typisch Mini eben.
Im Mini gibt’s viel zu gucken
Das gilt auch für das Cockpit mit seinen charakteristischen Details – die steile Frontscheibe etwa, die schon erwähnten Kippschalter, der mittige kreisförmige Monitor mit seiner zu kleinen Kartendarstellung oder die Gummi-Einlagen in der Mittelkonsole im britischen Tartan-Look.
Der BMW hält es nicht so mit Folklore, präsentiert sich betont sachlich – und damit besser. Die klassischen Rundinstrumente perfekt abzulesen, dazu ein griffiger und großer Dreh-Drück-Steller zwischen den gelungenen Sportsitzen und ein größerer und stimmig positionierter Touchscreen. Alles vorbildlich und viel ergonomischer als in den jüngsten BMW.
Wem neben einer einfachen Bedienung vor allem ein freudvolles Handling wichtig ist, der sollte sich ohnehin (nur) mit dem X2 beschäftigen. Während der Countryman früh untersteuert und mit seiner nervösen Lenkung zu viel Unruhe in den deutlich wankenden Allradler bringt, eilt der BMW neutral, zielsicher und schnell durch Kurven. Selbst auf der Autobahn ist er nicht so hibbelig wie der Countryman und fährt sauber geradeaus.
Das lässt auf eine gewissenhafte Abstimmung der 19-Zoll-Räder und der rückmeldungsstarken Sportlenkung schließen, die der Testwagen im M-Outfit mitbringt. Gleichfalls an Bord ist ein aufpreispflichtiges Fahrwerk (150 Euro) mit zweifach verstellbaren Dämpfern (Sport und Komfort). Klingt reizvoll, aber bitte nicht zu voreilig buchen. Der Federungskomfort – insbesondere in der Stadt – hält sich in engen Grenzen. Bockig gibt der BMW jede Rille weiter. Etwas mehr Sanftmut könnte nicht schaden – oder einfach kleinere Räder.
Also doch den Mini? Jedenfalls nicht wegen des Federungskomforts. Der Countryman, ebenfalls mit verstellbaren Dämpfern ausgerüstet (250 Euro), federt und dämpft keinen Deut geschmeidiger. Im Verbund mit der nervösen Lenkung ergibt sich so kein harmonisches Fahrverhalten.
Einiger sind sich die beiden Allradler in puncto Antrieb und Kraftverteilung. Unter den Hauben sitzen zwei Liter große Vierzylinder-Benziner mit Twin-Scroll-Ladern und identischen Motordaten (178 PS/280 Nm). Eine schnell und meist geschmeidig arbeitende Achtgangautomatik verwaltet die Gänge. Der Hang-on-Allradantrieb, der die zugelieferte Power erst bei auftretendem Schlupf an die Hinterachse schickt, garantiert solide Traktion.
Da die Crossover mit Gewichten zwischen 1.613 und 1.637 Kilogramm (Mini) ähnlich schwer sind, gleichen sich die Messungen auf dem Testgelände, ebenso die Verbräuche. Ob 8,3 oder 8,1 Liter (Mini) auf 100 Kilometer, spielt in unserem Testschema kaum eine Rolle. Auf der 275 Kilometer langen Eco-Runde sinken die Werte um zwei Liter. Selbst den 0–100-km/h-Spurt erledigen beide in rund acht Sekunden, die Durchzugswerte sind identisch.
Dennoch fällt im direkten Vergleich auf, wie engagierter und gleichmäßiger der Zweiliter im BMW anschiebt und sich dabei längst nicht so kernig in Szene setzt wie im Mini, in dem es ohnehin etwas lauter zugeht.
Wer bietet denn nun mehr?
Es spricht also vieles für den X2, aber gewiss nicht die Kosten, denn ein xDrive20i kostet mindestens 44.050 Euro. Mit einer Ausstattung im Stile des misanoblauen Testwagens werden sogar knapp 50.000 Euro aufgerufen. Den größten Aufschlag erfordert die schon erwähnte M-Sport-Variante, die ihm neben dem vorzüglichen Handling auch zu einer sportlicheren Optik verhilft.
Der Countryman ist selbst als Cooper S plus Sportfahrwerk und optionalem 61-Liter-Tank bei ähnlicher Ausstattung immer noch rund 5.600 Euro preiswerter als ein X2 M Sport, doch dabei dürfte es nicht bleiben. Das Angebot an Dekoren, Stoffen, Akzentleisten und Folierungen ist üppig, und je nach gewähltem "Trim" kostet auch der Mini 50.000 Euro und mehr.
Größere Lücken offenbaren hingegen bei beiden die Assistenzsysteme. Aktiver Spurhalter, Totwinkelwarner oder mitlenkender Stauassistent? Fehlanzeige. Selbst die adaptiven Tempomaten arbeiten nur bis 140 km/h, hier herrscht echter Nachholbedarf. Immerhin können die Plattformbrüder mit adaptiven LED-Scheinwerfern und blendfreien Fernlichtassistenten dienen. Navigation, Entertainment und Netzanbindung sind ebenfalls klasse.
Mini-Gesinnte dürfte das in ihrer Entscheidung nur bestärken, und sie werden ihre Wahl kaum bereuen. Das ausgewogenere Auto – und damit der Testsieger – ist dennoch der BMW.
BMW X2 xDrive20i M Sport | Mini Countryman Cooper S All4 Essential Trim | |
Grundpreis | 51.450 € | 43.300 € |
Außenmaße | 4360 x 1824 x 1526 mm | 4297 x 1822 x 1557 mm |
Kofferraumvolumen | 470 bis 1355 l | 450 bis 1390 l |
Hubraum / Motor | 1998 cm³ / 4-Zylinder | 1998 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 131 kW / 178 PS bei 4750 U/min | 131 kW / 178 PS bei 5000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 224 km/h | 222 km/h |
0-100 km/h | 7,7 s | 8,0 s |
Verbrauch | 6,3 l/100 km | 6,2 l/100 km |
Testverbrauch | 8,3 l/100 km | 8,1 l/100 km |