Nach dem 2013 eingeführten i3 hat sich BMW mit dem nächsten vollelektrischen Modell sehr viel Zeit gelassen. Und einen anderen Ansatz gewählt. Statt auf eine komplett neu entwickelte Baureihe setzt BMW beim X3 auf: Power of choice. So ist der SUV als erstes Modell der Marke außer mit starken Otto- und Dieselmotoren als Plug-in-Hybrid und eben auch als Vollstromer zu haben. Außerdem ist dieser iX3 auch der erste BMW aus chinesischer Produktion, der hierzulande verkauft wird – und der einzige X3 ohne Allradantrieb.
Die gesamte E-Technik des iX3 stammt jedoch aus Deutschland, entwickelt und produziert in Dingolfing, Regensburg und Landshut. Das gilt für den 210 kW starken Elektromotor ebenso wie für die 188 prismatischen Batteriezellen. Die drei ausschließlich oder zusätzlich mit Verbrennern ausgerüsteten X3-Varianten rollen indes in South Carolina/USA vom Band und sind mit einer Leistungsspanne von 252 bis 286 PS ähnlich kräftig motorisiert.
Bevor wir nun die wichtigsten Unterschiede klären, noch ein Hinweis: Ab September verschifft BMW gründlich modifizierte X3 nach Europa. Beispielsweise erhalten nun alle Benziner das 48-Volt-Bordnetz mit 8 kW starkem Startergenerator, die bislang nur in den Dieselmotoren mitwirkten. Diese Änderungen konnten wir noch nicht berücksichtigen.
iX3: Sanft, sparsam und leise
An der mindestens 66.300 Euro teuren batterieelektrischen Variante gibt es erstaunlich wenig auszusetzen. Der iX3 ist zwar kein rassiger Sportler und nur bis zu 180 km/h schnell. Seine stromerregte Synchronmaschine (210 kW, 400 Nm) ist aber ein Garant für sanften und ausreichend kraftvollen Schub, der Testverbrauch fällt mit 26,1 kWh pro 100 km vorbildlich niedrig aus. Zusammen mit dem 518 Kilogramm schweren Stromspeicher (Nettokapazität 74 kWh) ergibt sich so eine Reichweite von 314 Kilometern, die sich bei sachter Fahrweise auch locker um 100 Kilometer steigern lässt. An ausgeklügelten Fahrprogrammen soll es jedenfalls nicht scheitern. Selbst rote Ampeln und freie Ladeplätze erkennt der iX3 zuverlässig und konditioniert sich entsprechend. Die maximale Ladeleistung beträgt gute 150 kW. Zudem passt der Fahrkomfort, und der Kofferraum fasst trotz Motor im neuen Hinterachsträger lediglich 40 Liter weniger als bei den Verbrenner-Varianten. Nicht zu vergessen: der Heckantrieb, der im Verbund mit einer präzisen und sensiblen Lenkung für viel Freude am Fahren sorgt.
X3 xDrive 30i: Ausgebremst vom Staat
Der xDrive 30i ist ein – sorry, BMW – ziemlich reizloser Benziner für den X3. Die Zeiten des 30i mit sechs Zylindern sind ja leider lange vorbei. Unter der Haube des Allradlers sitzt mittlerweile ein zwei Liter großer Turbo-Vierzylinder, der es auf 252 PS bringt und bei rund 1.450 Touren vergleichsweise magere 350 Nm auf die Kurbelwelle stemmt. Damit bleibt er beim Sprint mit 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h etwas hinter dem Plug-in-Hybrid und deutlicher hinter dem Diesel zurück. Immerhin bringt der 30i nur 1.848 kg auf die Waage, fährt sehr flink durch Kurven und bremst super. Gleichfalls für den Benziner (und natürlich den 30d) spricht der 550 bis 1.600 Liter große Laderaum – inklusive kombitypischer Features wie Verzurrschienen, Ösen, Haken und einer Lehnenfernentriegelung, die es nur für die Verbrenner gibt. Nicht wichtig? Dann kann der 30i aufs Abstellgleis. Mit einem Testverbrauch von 9,4 l/100 km liegen die Unterhaltskosten weit über denen der Brüder. Zudem ist er so eingepreist, dass die flottere und sparsamere PHEV-Ausführung mit eingerechneter Förderung 2.781 Euro günstiger ist.
X3 xDrive 30e: Günstig für Pendler
Der xDrive 30e ist die Plug-in-Variante des 30i, wobei der Vierzylinder hier 184 PS aufbringt und der in die Achtgangautomatik integrierte E-Motor 80 kW leistet. Im 292 PS starken Verbund verhelfen sie dem SUV zu einem beachtlichen Sprintvermögen und harmonieren dermaßen gut, dass man auch gerne cruist und der kompetenten Motorsteuerung die Kraftverteilung überlässt. Der Akku unter dem Ladeboden kostet Kofferraumvolumen und speichert netto 10,8 kWh. Das reicht nach unserer Messung für 53 Kilometer rein elektrisches Fahren. Dient der Benziner als primärer Antrieb, genügen im Testschnitt 9,3 Liter. Nach ams-Profil (15.000 km Jahresfahrleistung, davon 10.000 km Kurzstrecke) liegt der Testverbrauch bei 2,4 Litern plus 17,4 kWh pro 100 km. Die Unterhaltskosten im möglichst häufigen Pendlerbetrieb fallen also gering aus; und so sticht der subventionierte 30e den 30i locker aus.
X3 xDrive 30d: Einer für alle Tage
Einmal angelassen, erkennt man ihn sofort. Satter Dieselsound, kultivierter Lauf. Hier brummt ein Reihensechser allererster Güte, wie er kaum mehr anzutreffen ist. Will heißen: drei Liter Hubraum, 286 PS, Stufenaufladung, 650 Nm ab 1.500 U/min und eine Anhängelast von 2,4 Tonnen. Dazu die geschmeidige Achtgang-Steptronic, die zu diesem Motor besonders gut passt. Dass der 30d zudem über ein 48-Volt-Bordnetz verfügt und von der Kraft eines 11 PS starken Startergenerators profitieren soll, will man da kaum glauben. Wer in dem Zweitonner aber gelassen segelt und ihn einfach mal vorausschauend rekuperieren lässt, erfreut sich zudem an sehr niedrigen Verbrauchswerten. Im Testmittel belässt es der sehr sprintstarke SUV bei 7,9 Litern Diesel. Entsprechend liegen seine Spritkosten pro 100 km rund drei Euro unter denen des Benziners. Das klingt gut, doch mit einem Preis von 57.700 Euro kostet der 30d fast 5.800 Euro mehr als der Plug-in-X3 (mit Förderung); der iX3 ist nur 625 Euro teurer. Zugleich kassiert der Staat 439 Euro Steuer pro Jahr. Beim Vollstromer? Keinen Cent.
Fazit
Am Ende kann es nicht nur einen geben. Ganz ehrlich: Für Freunde klassischer Motoren muss es der Dreiliter-Diesel sein. Spielen lange Distanzen keine größere Rolle, ist der 30e der ideale Kandidat. Schließlich ist er abzüglich der Förderprämie von 5.981 Euro preiswerter als sein Benziner-Pendant 30i, für den sein größerer Kofferraum und mehr Nutzwert sprechen. Bleibt noch der toughe und komfortable i X3 , der ähnlich wie der 30e gar nicht mal so übertrieben teuer ist, aber etwas mehr Gepäck als dieser transportieren kann und angesichts der ermittelten Reichweiten durchaus für einen längeren Trip zu haben ist. Nimmt man seinen geringeren Wartungsaufwand und die Stromkosten von 8,81 Euro pro 100 Kilometer hinzu, ist er ohnehin unschlagbar günstig. Unser Tipp also: in den Diesel investieren oder den iX3 wählen, der ist nur 625 Euro teurer.
BMW iX3 IMPRESSIVE | BMW X3 xDrive30i | BMW X3 xDrive30e | BMW X3 xDrive30d | |
Grundpreis | 71.800 € | 63.400 € | 65.900 € | 65.900 € |
Außenmaße | 4734 x 1891 x 1668 mm | 4708 x 1891 x 1676 mm | 4708 x 1891 x 1676 mm | 4708 x 1891 x 1676 mm |
Kofferraumvolumen | 510 bis 1560 l | 550 bis 1600 l | 450 bis 1500 l | 550 bis 1600 l |
Hubraum / Motor | 1998 cm³ / 4-Zylinder | 1998 cm³ / 4-Zylinder | 2993 cm³ / 6-Zylinder | |
Leistung | 180 kW / 245 PS bei 5000 U/min | 135 kW / 184 PS bei 5000 U/min | 210 kW / 286 PS bei 4000 U/min | |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 235 km/h | 210 km/h | 245 km/h |
0-100 km/h | 6,6 s | |||
Verbrauch | 0,0 kWh/100 km | 2,0 kWh/100 km | ||
Testverbrauch | 26,1 kWh/100 km |