BMW X3 M Competition und Porsche Macan GTS im Vergleich

BMW X3 M Competition vs. Porsche Macan GTS
SUV mit Klang und Tempo statt Vernunft

Na, Lust auf ein sportliches Fahrerlebnis in wohnlicher Umgebung? Die Power-SUVs BMW X3 M Competition und Porsche Macan GTS empfehlen sich in diesem Fall. Wo liegen die Unterschiede? Die fahren wir gerne raus.

BMW X3 M Competition, Porsche Macan GTS
Foto: Achim Hartmann

Fred hat sicher schon viel erlebt, geschnüffelt, gesehen. Vielleicht sogar einen Macan GTS wie diesen hier, lackiert in schreiendem Grün. Ein Farbton, der dazu verleitet, ein paar grüne Infos und Fred namentlich ins Heft zu bringen. Fred wiegt rund 700 Kilogramm, lungert auf einer riesigen Weide auf dem Porsche-Werksgelände in Leipzig rum. Immer im Blick: der dortige Offroad-Parcours, auf dem Kunden und Ingenieure ihre Wagen testen. Fred ist, na klar, ein Huftier. Genauer gesagt einer von 75 frei lebenden Auerochsen. Zusammen mit Ponys, kleineren Wildtieren und Millionen Insekten sorgen alle für ein sauberes Gewissen bei Porsche und die Bienen allein für 2750 kg Honig pro Jahr.

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Der strahlend weiße X3 M Competition kommt dagegen weniger sauber daher. Hierzulande, auch im Werk Leipzig, ist BMW kaum minder ökologisch unterwegs. Apfelernte, Turmfalken, Windräder – alles da. Doch der SUV rollt in Spartanburg, USA, vom Band. Sprich: wenig grüne Botschaften (nur Entenhäuser), dafür aber lange Transportwege. Diese Schipperei kann im Umweltkapitel durchaus von Nachteil sein.

So. Grüner wird’s nicht. Jetzt dreht es sich nur noch um das Verbrennen fossiler Kraftstoffe. Hierzu nutzen beide SUV Sechszylinder-Triebwerke erster Güte. Der BMW die Dreiliter-Maschine aus dem famosen M3 in seiner höchsten Ausbaustufe. Heißt: zwei fette Mono-Scroll-Lader, 170 PS Literleistung, 650 Nm Drehmoment. Dazu die bewährte Achtgang-Steptronic mit variablen Schaltzeiten, einen heckbetonten Allradantrieb samt aktivem Differenzial. Damit der X auch hält, was M verspricht, erhöhen allerlei Streben und Stabis die Torsionssteifigkeit. Gleichfalls montiert sind adaptive Dämpfer, die variable Servotronic-Lenkung, Compound-Bremsen und 21-Zoll-Räder.

Wuchtiger BMW

BMW X3 M Competition
Achim Hartmann
Der BMW fordert einen versierten Piloten, der sich an dem stürmischen Fahrverhalten nicht stört.

Was es bringt? Zu wenig. Okay, mit welch einer Wucht der BMW nach einer Milli-Gedenksekunde losstampft, immer energischer und mit viel Getöse gen Begrenzer hämmert, die Fuhre in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 drückt, ist wirklich große Show. Und den Macan, mit seinem 440 PS starken, kaum minder drehfreudigen Biturbo-V6 nun wirklich nicht untermotorisiert, verbläst er komplett. Kaum zu glauben? Checken sie mal die Messwerte nebenan. Gelesen? Krasse Differenzen. Und jetzt empfehlen wir einen Blick auf die db(A)-Werte ein paar Zeilen drunter. Genau: Während der X3-Pilot (nicht nur) von seinem heiser-rauchigen Dreiliter ordentlich was auf die Ohren bekommt, können sich die Passagiere im Porsche bei hohen Geschwindigkeiten noch entspannt unterhalten. Ohnehin erfordert der BMW viel Toleranz. Sein Federungskomfort, ganz gleich ob in der Stadt oder auf der Autobahn, ist mehr als dürftig. Anstatt nachgiebig zu federn, kopiert er lieber jede noch so kleine Welle, stößt sich an Fugen, schüttelt seine Insassen beständig durch, katapultiert sie auf drittklassigen Strecken an den Dachhimmel.

Passend dazu: die präzise, aber auch sehr direkte, ja fast bissige Lenkung, die jedoch mehr Unruhe in den vergleichsweise hohen Wagen bringt. Dass der selbst im Komfort-Modus hibbelige BMW maximal 285 km/h (dank M Driver’s Package für 2.450 Euro) läuft, spielt damit keine Rolle mehr. Eher braucht es einen aufmerksamen Fahrer, der besonnen am dickkranzigen Lenkrad dreht.

Ruhigerer Macan

Porsche Macan GTS
Achim Hartmann
Der Porsche kann Komfort und ist doch sauschnell – ganz egal, wo.

Längst nicht so dramatisch fährt der luftgefederte Macan. Sein Antrieb überzeugt mit einer harmonischen, sämigen Kraftentfaltung, gut 1.000 Touren früher als die M-Maschine, bis rauf auf 6.000 U/min, verbunden mit einem gemäßigten, aber anregend grolligen V6-Sound. Das zugehörige 7-Gang-DKG arbeitet kaum minder flott, auf Sport getrimmt ebenso zackig. Zur Erinnerung: Der Dreiliter im X3 ist 70 PS stärker und stemmt 100 Nm mehr auf seine geschmiedete Kurbelwelle.

Zugleich profitiert der GTS von seiner vielseitigen Luftfederung und einer rückmeldungsstarken, feinfühligen Lenkung. Der bis dato stärkste Macan bietet so zweierlei: angemessen geschmeidigen Federungskomfort perfekt im Einklang mit einer unaufgeregten, verlässlichen Lenkung. Ideal für den schnellen Trip von Füssen nach Flensburg. Oder – typisch Porsche eben – für großen Sport. Dann duckt sich der ohnehin flache GTS ganz nah gen Asphalt, folgt präzise der gewünschten Linie. Keine Schläge in die Lenkung, immer Kontakt zur Straße – klasse.

Also ab zum Handlingkurs

BMW X3 M Competition, Porsche Macan GTS
Achim Hartmann
Im Sprint lässt es der Porsche etwas ruhiger angehen als der BMW: 4,0 s braucht der Macan auf die 100, maximal sind 272 km/h drin.

Ein Eindruck, den einige Runden auf dem eher engen Handlingkurs im Bosch-Testareal Boxberg noch bestätigen. Während der Macan wie selbstverständlich durch die engen Wechselkurven eilt, geradezu animiert den Kurs etwas forscher anzugehen, hängt der BMW schwer in den Federn, untersteuert früh, stresst Fahrer und Reifen. Ein Kraftprotz, der sich nur auf breiten gefassten Strecken mit langen Kurven so richtig austoben kann.

Kraftvolle Verzögerung im Stile eines Racers ist wiederum nicht so sein Metier. 35 Meter mit kalter Bremse aus 100 km/h und 34,1 Meter nach zehn Vollbremsungen – das sind gute Werte. Angesichts der mächtigen Anlage (Grauguss-Scheiben mit Alu-Töpfen) plus Michelin Pilot Sport 4 im Mischformat 255 und 265/40 hätten wir von einem Zweitonner im M-Ornat mehr erwartet.

Der Porsche schlägt sich viel besser. Perfekte Dosierbarkeit und kurze Wege (33,4 und 33,5 Meter) – so soll es sein. Achtung: Die Keramikbremsanlage für 5.058 Euro und das GTS-Sport-Paket (10.472 Euro), das neben einer elektronisch geregelten Quersperre auch vier Pirelli P Zero Corsa umfasst, tragen dazu bei. Summen, die wir ihm im Kostenkapitel aufbrummen, ohne gravierende Folgen. Denn – man lese und staune – mit einem Grundpreis von 96.075 Euro kommt der besser verarbeitete GTS weniger teuer als der etwas üppiger ausstaffierte BMW für 105 300 Euro. Ebenbürtig durchkonfiguriert liegen die beiden knapp unter 120.000 Euro. Bei allem Respekt vor dem herzhaften Auftritt des X3: Mit einer dermaßen zugespitzten Auslegung beglückt man so nur M-Fans. Um einen Porsche im Vergleichstest kaltzustellen, braucht’s mehr.

Zurück zur Basis

Porsche Macan GTS
Achim Hartmann
Das Cockpit im Macan ist übersichtlich und im Retro-Look gehalten.

Doch er hat noch Chancen. Im Gegensatz zum auf Sport hin konstruierten Macan ist der BMW ein erfahrener SUV. Natürlich bietet er mehr Platz für Insassen und Gepäck, größere und sinnvoll konzipierte Fächer und einen gut nutzbaren Kofferraum.

Im Vorteil ist der X3 auch, sobald es um eine kompetente Sprachbedienung, Laserlicht, Head-up-Display, Parkassistenten oder schlicht um eine Tempoübernahme der erkannten Verkehrszeichen geht. Dafür erinnert der Macan mit konservativen, übersichtlichen Rundinstrumenten samt echten Zeigern an alte Porsche-Zeiten, während der BMW extrem viele Daten rein digital bereithält – nur keinen klassischen Drehzahlmesser oder Tachometer.

So sammelt der erfolgsverwöhnte SUV hier und da einige Punkte, aber es reicht nicht. Mit viel Vorsprung holt sich der ausgewogene Macan den ersten Platz.

Fred, seine Artgenossen und Sie, lieber Leser, können also sicher sein: So schnell verlässt ein dermaßen harmonischer und doch rasanter Porsche nicht diesen Planeten. Und bis der neue E-Macan in Leipzig wirklich vom Band läuft, ist jeder Grashalm dreimal abgemampft.

Technische Daten
BMW X3 M Competition M COMPETITIONPorsche Macan GTS GTS
Grundpreis105.300 €96.075 €
Außenmaße4716 x 1897 x 1669 mm4726 x 1927 x 1596 mm
Kofferraumvolumen550 bis 1600 l488 bis 1503 l
Hubraum / Motor2993 cm³ / 6-Zylinder2894 cm³ / 6-Zylinder
Leistung375 kW / 510 PS bei 6250 U/min324 kW / 440 PS bei 5700 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h272 km/h
0-100 km/h3,7 s4,0 s
Verbrauch9,9 l/100 km
Testverbrauch11,8 l/100 km12,0 l/100 km