BMW X3 xDrive30e und Mercedes GLC 300 e im Test

BMW X3 xDrive30e und Mercedes GLC 300 e im Test
Hochsitze mit Doppelherz

Dank großzügiger Förderung fremdelt der Deutsche kaum noch, wenn es um E-Autos geht. Reichweitenangst oder undurchschaubare Zahlsysteme sind noch Themen, ja. Aber die Entdeckerfreude drängt, unterstützt von maximal 9.480 Euro Ersparnis und dem wachsenden Angebot an Vollstromern, die Bedenken zurück.

Auch Plug-in-Hybride werden gefördert – im Falle des Mercedes GLC und des BMW X3 mit 5.925 Euro. Auf diese Weise kann sich jeder so einen stromschnellen Benziner schönrechnen. Der 320 PS starke GLC 300 e ist so kaum teurer als der nur halb so starke GLC 200, und der X3 30e mit 292 PS kostet kaum mehr als ein X3 20d mit 190 PS. Unbesorgt und stromschnell durch den Alltag? Geht also. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Schön, dann steigen Sie doch mit ein auf eine nette Vergleichsfahrt. Teil 1: Autobahn!

Zahlen? Schall und Rauch

Mercedes GLC 300e, Exterieur
Rossen Gargolov

Hier sind die zwei, natürlich, bestens aufgehoben. Denn allein qua Herkunft sind sie sehr penibel geräuschgedämmt, was beide Testwagen noch durch den Verbau schalldämmender Verglasung optimieren (BMW 195, Mercedes 139 Euro). Es geht also durchaus leise zu in den zwei SUV, sowohl beim unangestrengten Einfädeln mit Vollgas auf der Beschleunigungsspur als auch bei Reisetempi um die 180 km/h.

Der BMW lässt eine Winzigkeit mehr Wind hören, und sein Motor klingt beim Ausdrehen etwas kräftiger in den Innenraum. Das ist aber schon Jammern auf ziemlich hohem Niveau. Eklatanter werden die Unterschiede beim Federungskomfort. Den verfeinert der X3 mit adaptiven Dämpfern (975 Euro), während der GLC mit der Luftfederung Air Body Control für 2.204 Euro auftrumpft. Kurz gesagt: Der Mehrpreis ist gerechtfertigt, denn der GLC federt in allen Situationen und bei allen Beladungszuständen (beide dürfen mindestens 550 kg zuladen) geschmeidiger – bei hohem Gewicht macht sich die Luftfederung besonders positiv bemerkbar.

Vor allem Querfugen auf Autobahnen machen dem BMW etwas zu schaffen, wobei steigendes Tempo das Ansprechverhalten der Federn und Dämpfer nicht verbessert. Der Mercedes flauscht darüber einfach hinweg. Motto: "Nicht einmal ignorieren." Vorteil GLC auch bei den Sitzen, zumindest mit den Multikontursitzen für 2.237 Euro. Weich gepolstert und trotzdem jede Körperpartie richtig stützend sind sie, elektrisch einstellbar und sogar mit Massagefunktion versehen.

BMW X3 xDrive 30e, Interieur
Rossen Gargolov

In den serienmäßigen Sportsitzen des X3 30e sitzt man auch sehr gut, wobei elektrische Verstellung (1.170 Euro) und Lordosenstützen (272 Euro) extra kosten. Aber für Langstrecken nähmen wir ganz zweifellos lieber den GLC als den X3, zumal im Mercedes auch keine Klagen von der Rückbank kommen dürften: Die ist weicher gepolstert als die des BMW und auch besser ausgeformt. Dass sie sich nur zweifach in der Lehnenneigung einstellen lässt, die des X3 dagegen in drei Stufen, dürfte bei der Kaufentscheidung kein großes Thema sein.

Aber wir waren ja beim Autobahnfahren, und da erwarteten wir angesichts der Werksangaben eine ziemliche Schlappe für den BMW: Während Mercedes für den GLC 300 e immerhin 230 km/h Spitze angibt, ist der BMW bei 210 km/h abgeregelt. Doch dann erweisen sich diese Zahlen als Schall und Rauch, denn die zwei fahren auf dynamischer Augenhöhe: Ohne viel Federlesens treibt der BMW seinen digitalen, leider ziemlich uninspiriert gestalteten Tacho weit über die 220 km/h hinaus und kann dem Mercedes sehr gut folgen. Der beschleunigt zwar aus jedem Tempo heraus ein wenig flotter, aber nicht wirklich nennenswert.

Beide sind, wenn gewünscht, sehr schnelle Reisewagen, wobei der BMW für sich reklamieren kann, über dem wegen der Akkus höhergelegten Kofferraumboden rund 50 Liter mehr Platz für Gepäck zu haben als der Mercedes. Keine Unterschiede wiederum bei der Anhängelast: Beide dürfen zwei gebremste Tonnen an den Haken nehmen.

Hybride der diskreten Art

Mercedes GLC 300e, Motor
Rossen Gargolov

Erfreulich auch die Hochklassigkeit der Antriebssysteme, die einheitlich auf zwei Liter große Turbobenziner und eine kräftige elektrische Maschine setzen (BMW: 80 kW, Mercedes: 90 kW). Übergabepunkte vom rein elektrischen zum kombinierten Fahren sind nur am Drehzahlmesser zu erkennen, alles läuft geschmeidig hin und zurück.

Mit seinem viel höheren Systemdrehmoment von 700 statt 420 Newtonmetern wirkt der Mercedes aber gelassener; er schüttelt das Temperament mehr aus dem Ärmel, während der BMW ungeachtet der etwas schlechteren Beschleunigung (6,1 zu 5,7 Sekunden auf 100 km/h) subjektiv lebendiger, anspornender wirkt. Nennenswerte Verbrauchsunterschiede gibt es nicht, beide dürfen angesichts des Fahrzeugformats als sparsam gelten. Und die elektrische Reichweite, die beim BMW mit 44 Kilometern ein wenig größer ausfällt als beim Mercedes mit 40 Kilometern, ist bei beiden gut nutzbar.

Entsprechende Fahrprogramme erlauben es, den Akku-Füllstand einzufrieren oder per Verbrenner priorisiert zu laden, um die letzten Kilometer zum Zielort, an den der BMW serienmäßig, der Mercedes nur gegen 2.140 Euro Aufpreis navigiert, rein elektrisch zu bewältigen. Dort dann Strom zu tanken, dauert beim BMW indes gut doppelt so lange wie beim Mercedes, weil der zweiphasig, der BMW nur wenig anwenderfreundlich einphasig laden kann.

Strom tanken? Bitte warten

BMW X3 xDrive 30e, Exterieur
Rossen Gargolov

Das schränkt die Möglichkeiten vollelektrischer Nutzung des X3 ein wenig ein, wobei es in ihm leichter fällt, ganz ohne Verbrenner zu fahren: Denn das Fahrpedal hat BMW so ausgelegt, dass der X3 bis zum Druckpunkt ausschließlich elektrisch beschleunigt.

Im Mercedes wiederum schaltet sich der Turbobenziner zu, wenn die Pedalstellung mehr gewünschte Beschleunigung signalisiert, als allein auf Strom möglich wäre. Wer also in Elektro-Zonen unterwegs ist, muss behutsam beschleunigen, um nicht aus Versehen den Motor anzuwerfen.

Davon abgesehen wirkt der BMW – Teil 2 der Vergleichsfahrt – auf Landstraßen etwas animierender, spritziger. Denn seine ungestüme, in Kurven hohe Haltekräfte fordernde Sportlenkung (244 Euro) lässt ihn kurvengieriger wirken als den Mercedes, der um seine Querdynamik weniger Aufhebens macht und im Grunde kaum langsamer um die Ecken fährt.

Zwei verschiedene, gut zum Image der Hersteller passende Auslegungen, die unterschiedliche Fahrernaturelle ansprechen – so soll es sein. In Sachen Multimedia ist der BMW besser aufgestellt, mit breit gefächerter Assistenz (Vorteil Mercedes) indes sorgen beide dafür, dass der Alltag nicht plötzlich zum Pechtag wird.

Vergleichbar ausgestattet kostet der Mercedes deutlich mehr als der BMW. Das und die schwache Vorstellung seiner Bremsen nehmen ihm viele Punkte. Dennoch reicht es ihm zu einem ganz knappen Sieg.

Technische Daten
BMW X3 xDrive30e xLineMercedes GLC 300 e 4Matic
Grundpreis61.900 €56.109 €
Außenmaße4708 x 1891 x 1676 mm4658 x 1890 x 1644 mm
Kofferraumvolumen450 bis 1500 l395 bis 1445 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder1991 cm³ / 4-Zylinder
Leistung135 kW / 184 PS bei 5000 U/min155 kW / 211 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit210 km/h230 km/h
0-100 km/h6,1 s5,7 s
Verbrauch2,0 kWh/100 km2,3 kWh/100 km
Testverbrauch9,7 kWh/100 km9,5 kWh/100 km