Die meisten Autos werden irgendwann einfach von der Zeit überholt. Klammheimlich pirscht sie sich im Windschatten heran, zieht schließlich vorüber und vergeht. Aufhalten kann man sie nicht – nur kontern. Mit Modellpflegen oder Sondereditionen zum Beispiel.
BMW sDrive 35is in 1:17 Minuten über den Kleinen Kurs
Doch dann gibt es auch Autos wie den BMW Z4 , die sich von der Zeit überholen lassen. Gute zwei Jahre ist es her, als er sich – rein fahrdynamisch betrachtet – mit der Rolle des Abgeschlagenen abgefunden hatte. Damals gab es das Facelift, die ultimative Chance also, noch mal was geradezurücken – mit einem echten M-Modell zum Beispiel. Stattdessen blieb der E89 das, was er von Anfang an gewesen ist: der verweichlichte, hüftspeckige und vor allem entmannte Aufguss einer großartigen Ursprungsidee.
Der erste BMW Z4 war entweder waschechter Roadster oder ernst gemeintes Sportcoupé, der neue wollte beides in einem sein und wurde am Ende weder-noch. In Zahlen ausgedrückt: 2006 rannte der BMW Z4 M-Roadster in 1.16,7 min. über den Kleinen Kurs in Hockenheim. Mit Turboaufladung, Kraftüberschuss und neun Jahren technischen Fortschritts in der Hinterhand fährt der aktuelle BMW sDrive 35is im Test nun drei Zehntel – Sie ahnen es – langsamer. Bloß zum Verständnis: So ein stinknormaler Porsche Boxster, dem der BMW Z4 früher noch so richtig einheizte, ist inzwischen über zwei Sekunden enteilt. Jawohl, gelegentlich ist der Boden der Tatsachen hart.
Überholter Motor im Nissan 370Z
Da tröstet es, in seinem Schicksal zumindest nicht allein zu sein. Denn auch den Nissan 370Z umweht diese Sehnsucht nach dem Vorgänger, nach dem Original, dessen verruchtem Auspuffröcheln und dem Wow-Effekt, der bei der Fortsetzung von Stilikonen immer etwas gedämpfter ausfällt. Fragen Sie die TT-Designer bei Audi, die können ein Lied davon singen.
Im Gegensatz zum BMW Z4, der wenigstens technisch betrachtet in den zeitlichen Kontext passt, äußert sich diese Rückständigkeit des Nissan vor allem in den Inhaltsstoffen. Der Motor geht – abgesehen vom Hubraum-Pushup um 200 Kubik und von der variablen Ventilsteuerung – praktisch direkt auf den 350Z zurück, was noch nichts Ungewöhnliches ist, würde er nebenher nicht schon seit 15 Jahren auch im Malocher-SUV Pathfinder anschaffen.
Und das merkt man ihm bei jeder Umdrehung an. Selbst im Sportmodus spricht er recht klumpfüßig an, rumpelt dann die Drehzahlleiter hoch, poltert, rattert, mahlt mit den Wellen, lässt sich vom Antriebsstrang durch den Maschinenraum rütteln, bolzt dabei aber immerhin bis über 7.000/min. Schwungmassig zwar, aber beharrlich.
Sechs Leistungsstufen hat der V6-Sauger in den zwei Z-Generation bislang durchlebt. Und auch wenn sich deren Unterschiede durchaus ermitteln lassen, gravierend verändert hat sich durch sie nie etwas. Das Paradoxe: Ausgerechnet der PS-Kick des Nismo auf 344 PS ist unter all den unbedeutenden noch der unbedeutendste.
BMW Z4 sDrive 35is mit 340 PS
Was das hier soll, werden sich einige jetzt fragen: Ob die beiden vielleicht nur angetreten sind, um sich die Leviten schreiben zu lassen? Antwort: ein klares Jein! Einerseits muss so einem BMW Z4 schon mal klar gesagt werden, dass er erst mal seine Performance-Probleme in den Griff kriegen sollte, bevor er anderswo den GT-Rennwagen raushängen lässt.
Andererseits – so heißt es – gäbe es aber auch eine Welt jenseits von Querbeschleunigung und Ideallinie; eine, in der man Begriffe wie "Flugplatz" oder "Karussell" nicht zwangsweise mit dem Nürburgring assoziiert. Wir von sport auto begeben uns eigentlich nur äußerst ungern dorthin. Der BMW Z4dDrive 35is jedoch zwingt uns nun mal wieder dazu.
Nicht nur wegen seines Grenzbereichs, der schon an einem Punkt beginnt, wo der Alltag noch lange nicht aufhört. Sondern auch, weil er dort doch so etwas wie Charme entfaltet. Eine Entschuldigung ist das nicht. Nicht für das absurd hohe Gewicht des BMW Z4, nicht für das ruppig dämpfende, aber viel zu weich gefederte Fahrwerk und auch nicht für seinen krankhaften Hang zum Untersteuern. Als Ausrede jedoch kann man es durchgehen lassen.
Motor und Getriebe im Z4 deplatziert
Denn das Ambiente im BMW Z4 ist schon fantastisch. Man sitzt bodennah, vor den pittoresken Metallreglern des Armarturenträgers, bekommt vom rauen Auspuffröcheln den Nacken gekrault und genießt das malerische Haubenpanorama. So schmachtet man dann dahin – soft am Wind, Bee Gees im Radio – und käme sich wohl wie ein Gondoliere vor, wäre da nicht dieser grandiose Motor: drei Liter, Sechserreihe, Turbo, 340 PS, 500 Nm, Druck, Drehfreude, Drama – ich bin ein Star, holt mich hier raus!
Und auch das Getriebe wirkt deplatziert. Als einziger BMW außerhalb der M-Familie darf der Z4 den rattenscharfen Doppelkuppler auftragen, der die Gänge gewohnt erbarmungslos auf die Hinterachse klopft und die Zerrissenheit des ganzen Konzepts damit wahrscheinlich am deutlichsten zum Ausdruck bringt. Unser Appell deshalb: Wenn der BMW Z4 schon ein SLK sein muss, dann bitte richtig. Mit Achtstufenautomat, Antifaltenfahrwerk, Säuselsound. Oder eben back to the roots: einen Roadster alter Väter Sitte, roh, stoffbedacht, performancegegerbt und – on top sozusagen – ein alleinstehendes Coupé.
Die Chancen? Stehen gar nicht so schlecht, da die kommende Generation in Kooperation mit Toyota entsteht und dort auch den Supra unterbaut. Und dessen Fangemeinde dürfte auf Unzulänglichkeiten in der Fahrdynamik nicht so nachsichtig reagieren wie die inzwischen toleranzerprobte BMW-Klientel.
Nismo-Variante langsamer als der Normalo
Beim Nissan 370Z ist die Erbfolge noch nicht final geklärt. Wann? Wie? Überhaupt? Kaum Indizien, keine Fakten. Irgendwie pressiert es aber auch nicht gar so wie beim BMW Z4. Denn rein fahrdynamisch betrachtet steht er genau dort, wo er hingehört: mit Respektabstand zu den High-Performern und ausreichend Distanz zum absteigenden Ast – wozu das Nismo-Package, das mit 12.750 Euro fast 40 Prozent des Basisautos ausmacht, allerdings keinerlei Beitrag leistet.
Sogar ganz im Gegenteil. Die sagenhaften 15 PS Mehrleistung werden von den breiten Hinterreifen fast restlos aufgefressen, während sich die vermeintlichen Fahrwerksmodifikationen zusammen mit dem – zuletzt entschärften – Aerokit in Hockenheim zu zwei Zehntel Rückstand auf den normalen 370Z summieren. Na bravo.
Kürzt man den Aufpreis jedoch aus dem Leistungsverhältnis heraus, geht die Rechnung auf. Verglichen mit dem BMW Z4 sDrive 35is, der beim Einlenken zunächst über die Vorderräder schiebt, sich dann überwiegend weiterschiebend am Radius entlanghangelt und kurvenausgangs sehr behutsam mit seiner Kraft umgehen muss, um nicht wieder – so leid es einem tut – über die Vorderräder zu schieben, schnappt der Nissan 370Z im Vergleichstest einfach ums Eck. Neutral, trocken, zielsicher, mechanisch quergesperrt.
Nissan 370 Z Nismo ein Charakterkopf
Zu allem Überfluss kommt nach ein, zwei Runden auch noch so etwas wie Laune auf. Nicht weil man saumäßig schnell unterwegs wäre mit ihm, sondern weil er inmitten all dieser oberflächlichen Dynamiker heutzutage noch ein ganzer Kerl sein darf. Ein Charakterkopf mit reichlich Ecken und noch mehr Kanten; einer, dem man den Schaltknüppel richtig in die Gassen rammen muss; und einer, dessen Dynamik noch nicht elektronisch entsteht, sondern von Menschenhand.
Mit diesem hemdsärmeligen, schwermetallischen Fahrgefühl erinnert er am Ende sogar fast ein bisschen an die Corvette, die – genau wie er – auch nie so wirklich auf der Höhe der Zeit gewesen ist und dadurch gar nicht erst von ihr überholt werden kann.
BMW Z4 sDrive35is | Nissan 370Z NISMO 3.7 Nismo | |
Grundpreis | 57.900 € | 46.350 € |
Außenmaße | 4244 x 1790 x 1284 mm | 4410 x 1870 x 1310 mm |
Kofferraumvolumen | 180 l | 235 l |
Hubraum / Motor | 2979 cm³ / 6-Zylinder | 3696 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 250 kW / 340 PS bei 5900 U/min | 253 kW / 344 PS bei 7000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | 250 km/h |
0-100 km/h | 5,1 s | 6,0 s |
Verbrauch | 9,1 l/100 km | 10,6 l/100 km |