Eine gute Geschichte – so heißt es – beginnt mit einer Explosion und steigert sich dann langsam. Nun denn, lassen wir es knallen. Mit seinem angriffslustigen Spratzeln, Blubbern und Husten gibt der Porsche schon beim Anlassen zu erkennen, dass in Verbrennungsmotoren ein Treibstoff-Luft-Gemisch gezündet wird. Ein toller Sound gehört eben zum Sportwagen, und trotz diesbezüglicher Zweifel am Vierzylinder-Turbomotor ist der Boxster auch in seiner jüngsten Generation als 718 ein echter Sportler geblieben – erst recht in leuchtendem Racinggelb.
Der neue Z4 tritt dagegen im unterkühlten, 3.300 Euro teuren Individual-Farbton Frozen Grey Metallic an, der die aufreizende Melange aus konvexen und konkaven Flächen, aus Sicken, Nüstern und messerscharfen Linien erst richtig hervortreten lässt. Nach den milden, unentschlossenen Vorgängern vom ersten Z3 bis zum letzten Z4 mit versenkbarem Hardtop bläst die Neuauflage schon optisch zur Attacke, soll speziell in der Topversion M40i das BMW-Profil schärfen und im Porsche-Revier wildern.
Am Konzept des Frontmotor- Roadsters mit langer Haube wurde jedoch nicht gerüttelt, zumal sich darunter im Idealfall weiterhin ein Dreiliter-Reihensechszylinder langmacht. Im Vergleich zum Porsche Mittelmotor-718 sitzt man deshalb näher an der Hinterachse und weiter entfernt von der Straße, was unterschwellig den Eindruck nährt, den BMW Z4 immer etwas in Kurven zwingen zu müssen. Im Boxster fühlt sich der Fahrer stärker involviert und näher am Geschehen, zumal die gewölbten Kotflügel gute Orientierung beim Peilen geben.
Porsche Boxster: Das kostet die Welt
Überhaupt bietet schon der Einstiegs-Porsche das volle Markenaroma. Von den klassischen Rundinstrumenten mit zentralem Drehzahlmesser über den Zündschlüssel links bis hin zur quasi perfekten Position auf den packenden Sportsitzen ist alles Stilprägende an Bord, darüber hinaus viele nette, nützliche und teure Extras, die den Grundpreis von 68.878 auf über 100.000 Euro treiben. Klar, Besonderes wird bei allen Konkurrenten gesondert berechnet, doch anders als beim günstigeren Z4 M40i (60.950 Euro) kosten beim Boxster S neben LED-Scheinwerfern, heizbaren Leder-Sportsitzen und Parksensoren sogar Adaptivfahrwerk, Sportbremse und -differenzial sowie Automatikgetriebe deftige Zuschläge.
Daneben tun sich größere Lücken bei der Sicherheits- und Assistenzausstattung auf (kein Kniebag, Head-up-Display oder autonomes Bremsen und Einparken), und der tief platzierte Infotainment-Bildschirm samt Bedienung über viele kleine Tasten ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Leichter und schneller lassen sich die Funktionen im BMW mit seinem bewährten Controller und der verständigen Spracherkennung steuern, während das volldigitale Instrumentendisplay mit umlaufendem Tacho und Drehzahlmesser keine Offenbarung darstellt.
Apropos offen: Beide versenken ihre gefütterten Stoffverdecke auf Knopfdruck in wenigen Sekunden formschlüssig im Heck und beherrschen das sinnliche Fahren ohne Sturmwinde. Man sitzt tief integriert hinter den stark angewinkelten Frontscheiben; hochgefahrene Seitenfenster und Windschotts sperren heftige Verwirbelungen aus, lassen aber die Sommerfrische rein. Besonders der BMW Z4 erweist sich als harmonisches Allwetter-Cabrio, denn seine kräftige, perfekt dosierbare Heizung – optional zusätzlich fürs Lenkrad – trotzt sogar frostigen Temperaturen.
Auch mit geschlossenem Dach ist er etwas leiser und komfortabler, federt Bodenwellen und Gullydeckel selbst im straffsten Sport-Plus-Modus verbindlich weg. Dem Boxster mit 20-Zoll-Optionsrädern gelingt das in allen Einstellungen nicht ganz so geschmeidig, aber ebenfalls recht anständig und ohne auf schlaglochsatten Holperpisten durchzuschlagen. Allerdings läuft er auf Autobahnen weniger stoisch geradeaus und kann kleine Fahrbahnstöße bis ins Lenkrad nicht völlig unterdrücken.
Ansonsten zeigt der 718 fahrdynamisch alle Vorzüge seines Technik-Layouts, das optimale Traktion und Gewichtsverteilung bei minimaler Massenträgheit ermöglicht. Er lenkt mit viel Rückmeldung sehr spontan und zielgenau ein, bleibt bei etwas Gas stabil am Scheitelpunkt, stützt sich perfekt auf die Hinterräder und seziert die Pylonengasse wie mit dem Laserschneider. Dabei wirkt er stets völlig unangestrengt bis abgeklärt, schiebt im Grenzbereich zart über die Vorderräder und drückt nur unter Last mit dem Heck. Ein echtes Präzisionsinstrument eben, dem so schnell kein anderer den Schneid abkauft.
BMW Z4: mehr Cabrio als Sportler
Selbst der BMW nicht, der sowohl beim Slalom und doppelten Spurwechsel wie beim Handling einen Respektabstand zum Porsche hält. Die Sportlenkung mit variabler Übersetzung spricht zwar noch direkter an, bringt aber mehr Unruhe ins Au-to, wenn der Fahrer keinen sauberen Kurs fährt. Und schon das Mehr an Gewicht (131 Kilogramm) und Breite (6 Zentimeter) zeigt: Trotz klarer Fortschritte gegenüber dem Vorgänger ist auch der neue Z4 mehr Cabrio als Sportwagen, erst in Sport Plus kommt richtig Leben in die Bude und Freude auf.
Stopp, stimmt nicht, denn bei den Bayerischen Motoren Werken steht ja schon dem Namen nach der Motor im Mittelpunkt, selbst wenn er unter der Fronthaube steckt. Und dieser aufgeladene Reihensechser mit seinem vehementen Vortrieb, brillanter Laufkultur und Gänsehaut-Sound macht sogar den tristen Alltag zum Ereignis. Er nimmt äußerst willig Gas an, erklimmt mit Leichtigkeit die Drehzahltausender und wuchtet schon bei 1.600 pro Minute stramme 500 Nm auf die Kurbelwelle. So treibt man auf einer Drehmomentwoge dahin, die die ebenso weich wie treffsicher schaltende Achtgangautomatik in geordnete Bahnen lenkt.
Diesem begeisternden Gesamtkunstwerk kann das Porsche-Triebwerk kaum mehr als seine Drehgier und marginal bessere Fahrleistungen entgegensetzen. Trotz Boxer-Bauweise mit theoretisch optimalem Massenausgleich klingt der immerhin 350 PS starke Vierzylinder vor allem untenrum etwas unrund, neigt im Stop-and-go-Verkehr zum Ruckeln, und der optionale Sportauspuff generiert mehr Radau als Wohlklang. Kein Wunder, dass die Fangemeinde nicht nur wegen seines charismatischen Sounds dem früheren Sechszylinder-Saugmotor nachtrauert.
Zumal der moderne 2,5-Liter-Turbo im Vergleich zum Vorgänger zwar mehr Leistung und Drehmoment bei geringerem Verbrauch (im Testmittel 10,1 statt 11,8 Liter Super Plus auf 100 Kilometer) liefert, aber sonst wenig zwingende Gründe fürs Downsizing. Der BMW-Sechszylinder begnügt sich nämlich unter gleichen Bedingungen mit 9,8 Litern vom billigeren Superbenzin, wobei diese Ersparnis keine entscheidende Größe in der Kostenbilanz darstellt. Denn auch bei der Preisgestaltung ist der Boxster ein echter Porsche, der beim Konfigurieren schnell den finanziellen Rahmen zu sprengen droht.
Bei BMW Z4 kommt man jedenfalls erheblich günstiger sowie in Summe komfortabler, kultivierter und besser abgesichert ans Ziel, aber nicht ganz so sportlich. Die Porsche-Fans wird es beruhigen, dass der Boxster zumindest bei der Fahrdynamik noch die Fahne hochhält. Den wahren Knaller liefern jedoch hier die Bayern.
Fazit
Als M40i mit dem famosen Sechszylinder ist der neue Z4 ein gelungener Roadster, der den Wankelmut seines Vorgängers abgelegt hat und guten Komfort mit hoher Agilität verbindet.
In der Brillanz der Fahrpräzision bleibt der Boxster S ein echter Porsche, doch für seinen hohen Preis sollte er einen besseren Motor sowie mehr Ausstattung und Assistenz bieten.
BMW Z4 M40i | Porsche 718 Boxster S Boxster S | |
Grundpreis | 61.900 € | 77.167 € |
Außenmaße | 4324 x 1864 x 1304 mm | 4379 x 1801 x 1281 mm |
Kofferraumvolumen | 281 l | 150 l |
Hubraum / Motor | 2998 cm³ / 6-Zylinder | 2497 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 250 kW / 340 PS bei 5000 U/min | 257 kW / 350 PS bei 6500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h | 285 km/h |
0-100 km/h | 4,3 s | 4,0 s |
Verbrauch | 7,4 l/100 km | 8,5 l/100 km |
Testverbrauch | 9,8 l/100 km | 10,1 l/100 km |