Ford Focus, Honda Civic, Mazda 3 Test: Zwei Kompakte und ein Ufo

Ford Focus, Honda Civic und Mazda 3 im Test
Zwei Kompaktklässler und ein Ufo

Der neue Honda Civic mit mehr Alltagstauglichkeit glänzen - obwohl er sich die futuristische Keilform des Vorgängers bewahrt hat. Kann er seinen Rivalen Ford Focus und Mazda 3 mit Kompakt-Dieseln um 150 PS davonfahren?

Ford Focus 2.0 TDCi, Honda Civic 2.2 i-DTEC, Mazda 3 2.2 MRZ-CD, Frontansicht
Foto: Achim Hartmann

Sie gehören also auch zu den Menschen, die sich jedem Trend verweigern? Die nie ein iPhone kaufen würden und sich statt Hollywood-Blockbustern lieber Schwarz-Weiß-Streifen finnischer Experimentalfilmer ansehen? Dann käme Ihnen bestimmt auch kein VW Golf in die Garage, Namensgeber und Topseller seiner Klasse? Dachten wir uns schon und testen deshalb mit dem Ford Focus , Mazda 3 und Honda Civic drei Kompakt-Alternativen, die mit ihren ganz individuellen Stärken überzeugen wollen.

Obwohl nicht mehr so kantig wie sein Vorgänger, fällt der neue Honda Civic im Straßenverkehr immer noch auf wie ein Ufo, das sich im Planeten geirrt hat. Dass die steil abtauchende Front und der Querbalken über der Heckscheibe nicht gerade die Übersichtlichkeit erhöhen, verzeihen ihm seine Fans daher gern. Das futuristische Armaturenbrett mit einer Kombination aus Analog-Instrumenten und Digital-Displays gibt hingegen weniger Rätsel auf als zunächst vermutet. Abgesehen vom umständlichen Bordcomputer kommen selbst Neulinge mit den klar beschrifteten Tasten und der übersichtlichen Lenkradfernbedienung zurecht.

Honda Civic 2.2 i-DTEC mit Kinosessel-Bestuhlung

Noch praktischer geriet das Innenraumkonzept. So hielt Honda der Kinosessel-Bestuhlung im Fond die Treue, wodurch sich der Honda Civic flexibler beladen lässt als mancher Van. Wird die Sitzfläche nach oben gestellt, entsteht ein Laderaum vom Bodenblech bis zum Dachhimmel, in dem sich Fahrräder oder Flachbildschirme stehend transportieren lassen. Beim Umklappen der Lehne wiederum taucht die Rückbank so geschickt nach unten ab, dass sich ein riesiger Kofferraum mit ebenem Ladeboden ergibt. Nachteil der cleveren Konstruktion ist eine wenig entspannte Sitzposition für die Hinterbänkler. Da der Tank in der Mitte untergebracht ist, steigt der Fahrzeugboden spürbar an.

Apropos Tank: Der leert sich im Honda Civic 2.2 i-DTEC besonders langsam. Mit einem Minimalverbrauch von 4,4 L/100 km und einem Testkonsum von 5,9 Litern gehört der Honda Civic zu den sparsamsten Kompaktwagen. Dabei ist der 2,2-Liter-Vierzylinder alles andere als ein freudloser Öko-Antrieb. Mit 150 PS und 350 Nm Drehmoment sorgt er trotz langer Übersetzung für ein entspanntes und souveränes Fahrgefühl.

Die Kurvenkünste des Vorgängers haben die Entwickler jedoch zu Gunsten eines besseren Federungskomforts geopfert. So lenkt der Honda Civic 2.2 i-DTEC nicht mehr so ansatzlos ein, und seine sterile Lenkung vermittelt wenig Fahrbahnkontakt. Dafür überzeugt er trotz straffer Abstimmung mit ordentlichem Abrollen und gut gedämmten Fahrwerksgeräuschen.

Mazda 3 schießt mit Vollgas übers Ziel hinaus

Was vor allem beim Umstieg auf den Mazda 3 2.2 MRZ-CD auffällt. Beim Versuch, ihn als sportliche Alternative à la BMW 1er ins Rennen zu schicken, sind die Ingenieure mit Vollgas übers Ziel hinausgeschossen. Seine unnachgiebige Federung samt poltrigem Fahrwerk verhagelt ihm nämlich nicht nur den Komfort, sondern sorgt auf schlechten Straßen für ein zappeliges, unruhiges Handling. Schade, denn auf topfebener Strecke hat der Mazda 3 durchaus das Zeug zum Sportler – auch weil der durchzugskräftige 2,2-Liter-Diesel mit 360 Nm Drehmoment spontaner und drehfreudiger ans Werk geht als die Vierzylinder der Konkurrenten. Dafür genehmigt er sich im Test jedoch 1,3 Liter Diesel mehr auf 100 km als der Honda Civic 2.2 i-DTEC.

Auch der Karosserieeindruck fällt zwiespältig aus. So überzeugt der Mazda 3 zwar mit seinem luftigen Raumgefühl, viel Kopffreiheit im Fond und einer problemlosen Übersichtlichkeit. Die äußerst mäßige Materialanmutung kostet jedoch Sympathien. So enttäuschen kratzempfindliche Hartkunststoff-Oberflächen, einfachste Fensterheberschalter ohne Beleuchtung oder wahllos zusammengewürfelte Displays ebenso wie das blecherne Schließgeräusch der Türen. Manch halb so teurer Kleinwagen kommt da hochwertiger daher.

Im Ford Focus fühlen sich Passagiere hingegen auf Anhieb wohl. Oberflächen und Bedienelemente sind eine ganze Klasse besser, zudem besitzt er vorn und hinten die mit Abstand bequemsten Sitze. Darüber hinaus lässt sich der Ford am umfangreichsten ausstatten. So ist er als Einziger in der getesteten Version mit Schiebedach, Automatik und Abstandsregeltempomat bestellbar. Wer einen üppig ausstaffierten Focus übernimmt, tut jedoch gut daran, seine Nachtlektüre eine Zeit lang gegen dessen Bedienungsanleitung auszutauschen. Allein mit den 22 Druckmöglichkeiten auf dem Lenkrad klarzukommen, erinnert an das Programmieren eines Achtziger-Jahre-Videorecorders.

Ford Focus vereint Sportlichkeit und Komfort

Dafür zeigt der Ford Focus 2.0 TDCi seinen beiden Kontrahenten, dass sich Sportlichkeit und Komfort keineswegs ausschließen müssen. Obwohl er kurze und lange Unebenheiten am geschmeidigsten kaschiert, stürzt er sich ansatzlos in Kehren. Dabei macht er mit seiner direkten und mitteilsamen Lenkung am meisten Spaß und lässt sich wunderbar präzise dirigieren. Zur entspannten Art passt es bestens, dass er sich Untersteuern oder bedrohliches Wanken weitgehend verkneift und mit den kräftigsten Bremsen im Test aufwartet. Trotz des leichten Hubraum-, Leistungs- und Drehmoment-Defizits seines Zweiliter-Diesels kann er dank kürzerer Übersetzung mit den beiden kräftigeren Konkurrenten mithalten.

Seinen klaren Vorsprung aus der Eigenschaftswertung lässt sich der ausgewogene Ford Focus 2.0 TDCi nicht durch die höheren Kosten verhageln - obwohl er als Titanium etwas teurer kommt und die beiden Japaner über eine umfangreichere Serienausstattung verfügen (unter anderem mit 17-Zoll-Rädern und Parkpiepsern beziehungsweise Rückfahrkamera) sowie drei statt nur zwei Jahren Garantie. Asphaltrevoluzzer Honda Civic 2.2 i-DTEC pirscht sich daher noch einmal dicht heran, während der Mazda 3 2.2 MRZ-CD weder mit individuellen Stärken noch besonderer Ausgewogenheit überzeugen kann. Und das bedeutet Platz drei für den Mazda 3.

Fazit

1. Ford Focus 2.0 TDCi Titanium
505 von 1000 Punkte

Der Ausgewogenste gewinnt. Als typischer Kompakter bietet der agile und komfortable Focus genug Auto für die meisten Lebenslagen, ohne sich in Extremen zu verzetteln.

2. Honda Civic 2.2 i-DTEC Sport
498 von 1000 Punkte

Vorn futuristischer Sportler, hinten variabler Van mit großem Kofferraum: Der sparsame Civic ist praktischer, als er wirkt, fährt jedoch nicht so zackig, wie er aussieht.

3. Mazda 3 2.2 MRZ-CD Edition
478 von 1000 Punkte

Der Mazda 3 überzeugt mit kräftigem Motor und geräumigem Interieur. Die harte Federung bringt jedoch keine Handlingvorteile, und seine Qualitätsanmutung enttäuscht.

Technische Daten
Ford Focus 2.0 TDCi TitaniumHonda Civic 2.2 i-DTEC SportMazda 3 2.2 MZR-CD Edition
Grundpreis25.720 €25.950 €24.790 €
Außenmaße4358 x 1823 x 1484 mm4300 x 1770 x 1470 mm4460 x 1755 x 1470 mm
Kofferraumvolumen363 bis 1148 l477 bis 1378 l340 bis 1360 l
Hubraum / Motor1997 cm³ / 4-Zylinder2199 cm³ / 4-Zylinder2184 cm³ / 4-Zylinder
Leistung103 kW / 140 PS bei 3750 U/min110 kW / 150 PS bei 4000 U/min110 kW / 150 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit207 km/h217 km/h205 km/h
0-100 km/h8,9 s8,7 s8,3 s
Verbrauch4,9 l/100 km4,4 l/100 km5,1 l/100 km
Testverbrauch6,7 l/100 km5,9 l/100 km7,2 l/100 km