Endlich, werden manche sagen, endlich ist er da, der Bastard, und bekommt die Strafe, die er verdient hat. In den Erdboden werde man den Ford Mustang 2.3 Ecoboost Fastback schreiben, abkanzeln, sich lustig machen über ihn, um ihn dann mitsamt seines räudigen Vierzylinders für den Verstoß gegen das Denkmalschutzgesetz zu verurteilen. Hart und gnadenlos.
V8 steht dem Mustang besser. Der Vierzylinder ist aber eine Alternative
Ehrlich geschrieben: Die Worte waren bereits gewetzt, bloß verwenden können wir sie nicht. Denn auch wenn sich alle sicher waren, der alte Henry würde sich angesichts eines Vierzylinder-Mustang diesmal wirklich im Grabe umdrehen, sind keinerlei paranormale Aktivitäten aus Detroit bekannt. Das mag daran liegen, dass er die permanente Rotiererei in all den finsteren Ford-Epochen aufgegeben hat, es liegt aber definitiv auch am Ecoboost-Mustang himself.
In einem Punkt sind wir uns alle einig, glaube ich: Der V8 steht dem Ford Mustang besser als alles andere, was es gab und vielleicht noch geben wird oder geben werden muss. Nur – ich betone: nur – damit motorisiert er, wie er ist und aussieht: füllig, amerikanisch, traditionell. Und daran kann kein Vierzylinder dieser Welt etwas ändern – und wenn er noch so gut sein mag. Aber: Das soll er ja auch gar nicht. Er will eine Alternative sein. 5.000 Euro günstiger in der Anschaffung, die Budgetfassung sozusagen, und das bedeutet, dass er nicht nur am V8 gemessen werden darf, sondern vor allem im seinem Metier – womit wir bei einem weitaus wunderen Punkt der Mustang-Historie wären.
Nur die wenigsten werden sich noch an die diversen V6-Versionen erinnern – was damit zusammenhängt, dass sie bis auf wenige Ausnahmen ziemlich zum Vergessen waren. Lau, schlapp, dröge – außer ihrem günstigen Preis gab es nie ein wirkliches Argument für sie, und seit dem Vierzylinder-Turbo ist dieses eine nun auch noch dahin.
Lücke zwischen Optik und Akustik
In den USA bleibt der Sechszylinder fürs Erste dennoch im Angebot. Warum? Vielleicht weil sie noch genügend rumliegen haben von den Dingern. Oder weil man die Fortschritts-skeptischen Amerikaner nicht mit der neuartigen Motorisierung überrumpeln will, zumal die bisherigen Einstiegs-Mustang mit Eco und Boost ja eher überhaupt nichts zu tun hatten. Egal, fest steht jedenfalls: Der V6, der aktuelle oder jeder andere, den es in den vergangenen Jahren gab, genügt, um das Dasein dieses 2,3-Liter-Turbos zu berechtigen.
Zumal selbst sein größtes Manko eines ist, das er mit den Sechszylindern gemeinsam hat: der Klang. Der V8, wenn du anfeuerst, dann faucht's, gurgelt's und blubbert's, dazu wippt das ganze Auto den Herzrhythmus mit – awesome, würde man drüben sagen. Der 2,3-Liter hingegen geräuscht nur verbrennungsmotorisch vor sich hin: im Leerlauf, beim Hoch- und eigentlich auch beim Ausdrehen. Okay, die Abgasanlage gibt sich zwar hörbar Mühe, die dünne Suppe noch ein bisschen anzufetten, kann aber letztlich auch nichts daran ändern, dass zwischen Optik und Akustik immer eine Lücke klafft. Bestimmt kennen Sie diese mies synchronisierten Filme, die nachts auf Tele 5 laufen – genau so! Da steht ein Typ wie Bruce Willis vor dir, mit einem Stirb-langsam-Gesichtsausdruck und winselt dir „Killing me softly“ entgegen. Das passt einfach nicht.
Ford Mustang 2.3 mit 317 PS
Und vor allem passt es nicht zur Performance, der man – noch so ein Unterschied zu den V6-Versionen – die Leistungszahlen durchaus anmerkt. 317 PS und 432 Nm sind aber nur eine Seite des Direkteinspritzers, die sichtbare. Die andere, genauso überzeugende trägt er nach innen. Sagen wir so: Ford hat alles getan, damit man ihm so wenig wie möglich vorwerfen kann – vermutlich wissend, dass er es mit seiner Minderzylindrigkeit schon schwer genug haben würde. Twinscroll-Lader, Schmiedepleuel, ein in den Zylinderkopf integrierter Abgaskrümmer – kurzum: ein topmoderner Turbomotor. Und das ist durchaus bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass man nie besonders viel Herzblut in Basisversionen investierte – um es mal ganz, ganz vorsichtig auszudrücken.
Bestes Beispiel: der Vorgänger, also die fünfte von mittlerweile sechs Mustang-Generationen. Für sie exhumierte man seinerzeit den sogenannten Cologne-V6 – ein Triebwerk, das im Grunde aus den 60er-Jahren stammt und seiner finalen Vierliter-Ausbaustufe sagenhafte, ach was: aberwitzige 213 PS abrang.
Mit anderen Worten: Seine eigene Vergangenheit wird den Ford Mustang 2.3 Ecoboost Fastback sicherlich nicht einholen. Bei Weitem nicht. Nach einer minimalen Delle im Gasansatz baut der Langhuber im Test beharrlich Druck und Vortrieb auf, zieht, ackert, ehe ihn in der Gegend von 180 km/h der Elan verlässt. Bis dahin sprintet der Ford Mustang 2.3 Ecoboost Fastback ganz anständig – dafür, dass er gleich gegen zwei Widerstände zu kämpfen hat: das Leergewicht von üppigen 1.664 Kilo zum einen und die Automatik zum anderen – eine sechsstufige, nicht übertrieben ambitionierte. Beim Durchziehen aus den großen Gängen schlupft sie ewig im Wandler herum, ihre Gangwechsel pappen wie Schmelzkäse zwischen den Drehzahlbändern, verzähen den Kraftfluss und werden leider auch nicht zackiger, wenn sie bei manuellen Eingriffen einen Schaltruck einbaut.
Weniger Boulevard, mehr Riding
In früheren Mustang hätte das niemanden gestört, mehr noch: Es hätte gepasst zur Ray-Ban und dem rausbaumelnden Arm. Der neue Ford Mustang jedoch hat andere Ansprüche als das Riding über Boulevards. Höhere. Ablesbar an der Umstellung von einer starren Hinterachse auf Einzelradaufhängung, an den optionalen Recaro-Sitzen – großartigen, by the way -, an den peppigen Fahrmodi „Sport+“ und „Track“ sowie am Performance-Pack mit kräftigeren Bremsen und einer optimierten Kühlung, das bei den EU-Versionen obligatorisch ist – Stichwort Autobahn.
Das Beste an alldem: Man spürt es in der Fahrdynamik und – noch wichtiger – im Handling, einem grundehrlichen. Im Slalom scheint sich der Ford Mustang im Test mit seiner ausladenden Karosserie noch selbst im Weg zu stehen, windet seine 9,2 Quadratmeter dann aber mit einem beeindruckenden 69er-Schnitt hindurch – schneller als jeder BMW 435i bislang.
Und auch auf der Strecke lässt er sich richtig unterhaltsam um Ecken reiten. Der Ford Mustang 2.3 Ecoboost Fastback ist vielleicht kein Performer in dem Sinn, dazu ist die Lenkung zu schwammig, sind die Gummis im Fahrwerk zu weich. Trotzdem generiert er richtig Grip. Die im Vergleich zum V8 etwas bessere Balance erleichtert zudem das Einlenkverhalten, gleichzeitig genügt der Druck des zierlicheren Motors, um dem Heck kurvenausgangs Nachdruck zu verleihen. Einzige Bedingung: Man muss das Lehrbuch befolgen, also erst verzögern, dann einbiegen. Auf der Bremse in Kurven gedrückt werden mag er nicht, gar nicht, dann tölpelt er über die Vorderräder weg und kommt völlig aus dem Fluss.
Zur GT-Fassung mit Fünfliter-V8 fehlt dem Ecobooster eine Welt: im Sprint, im Durchzug, aufgrund der laxeren Fahrwerksabstimmung auch auf der Strecke und vor allem emotional – aber da waren wir uns ja schon vorher einig, nicht wahr? Nichtsdestotrotz: Mit 1.16,8 Minuten in Hockenheim setzt sich der Basis-Mustang vielleicht kein Denkmal – aber ganz sicher reißt er es auch keines ein.
Fazit
Vierzylinder, fast 1,7 Tonnen, über sechs Sekunden auf 100, eine Eins-sechzehner-Zeit auf dem Kleinen Kurs – das liest sich ehrlich gesagt nicht allzu prickelnd. Aber: Das Zünglein an der Waage ist sicherlich der Preis, was sich aber eben auch nur dann auszahlt, wenn die Leistung stimmt. Zum Vergleich: Ein BMW 435i, der ja kein Dahergelaufener ist, kostet 12.000 Euro mehr und schlägt ihn lediglich im Sprint. Und das hat schon eines der dickeren Ausrufezeichen verdient!
Ford Mustang Coupé 2.3 Ecoboost | |
Grundpreis | 40.500 € |
Außenmaße | 4784 x 1916 x 1381 mm |
Kofferraumvolumen | 408 l |
Hubraum / Motor | 2261 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 233 kW / 317 PS bei 5700 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 233 km/h |
0-100 km/h | 6,1 s |
Verbrauch | 9,8 l/100 km |