Kia Sorento 2.2 CRDi 4WD im Dauertest

Kia Sorento 2.2 CRDi 4WD im Dauertest
Unsere Bilanz nach 103.864 km mit dem Diesel-SUV

Wir hätten gern noch 100.000 Kilometer mehr abgespult, ein so vielseitiger SUV ist in jedem Fuhrpark sehr gefragt. Doch alles hat sein Ende – und wir verabschieden den Kia mit einer Träne im Auge.

DT Kia Sorento 2.2 CRDI 4 WD
Foto: Jens Dralle, Daniel Lengwenus, Heinrich Lingner, Arturo Rivas, Hans-Dieter Seufert, Peter Wolkenstein

Unser Kia Sorento-Dauertester: Die wichtigsten Daten & Fakten

  • Das Auto: Großer und gemütlicher Diesel-SUV mit fünf Sitzplätzen und Allradantrieb
  • Der Preis: Testwagenpreis 56.710 Euro inklusive reichlich Ausstattung
  • Die Kosten: Testverbrauch: 8,0 l Diesel/100 km, Kilometerkosten inkl. Kraftstoff: 17,1 ct/km

Heiter und wolkig

Weißer Riese – diesen Spitznamen hatte der Sorento schon nach wenigen Wochen weg; vermutlich unter der Mitwirkung kleinerer Insassen, die diesen Kia sehr schätzen. Kein Wunder, denn angesichts seiner steilen Schnauze, einer wuchtigen Statur und 4,81 Metern Länge zählte der Sorento zu den größten Probanden im Fuhrpark.

Unsere Highlights

Womit wir gleich zum wohl wichtigsten Vorzug des Kia kommen: seinem üppigen Platzangebot. Für die Insassen sowieso, aber auch für sehr viel Gepäck: 705 bis 2.100 Liter verträgt der Kofferraum; damit spielt der Kia in der Liga der großen Vans. Und da der Testwagen nicht als Sieben-, sondern als Fünfsitzer vorfährt, findet sich unter dem Ladeboden in zwei leicht zugänglichen Fächern noch mehr Stauraum. Selbst die üppige Zuladung von 615 Kilogramm schränkt die Nutzbarkeit nicht ein.

Viele große Ablagen, Bechermulden in den Fondtüren und eine in zwei Teilen um 32 (!) Zentimeter längsverschiebbare Rückbank, deren Lehnenneigung sich variieren lässt, steigern die Funktionalität. USB-Anschlüsse in den Rückenlehnen der Vordersitze, Sonnenrollos und Sitzheizung hinten verbessern den Reisekomfort im Fond. Darüber hinaus sind die beiden äußeren Plätze mit perforiertem Nappaleder hübsch bezogen und bequem ausgeformt, ebenso die gemütlichen Sitze vorne.

Mit variablen Rücksitzen und viel Platz im Fond ist der Kia schon fast eine Van-Alternative.

Ein idealer Begleiter also für die ganz große Tour. Wobei ein paar Pfund über der Hinterachse nicht schaden. Denn so sicher sich der Kia in schnelle Kurven legt und lange Wellen sauber pariert, so unbeholfen überpoltert er ohne ordentliche Zuladung Querfugen und Gullydeckel in der Stadt oder bei langsamer Fahrt über Land. Richtig harmonisch wirkt das Arrangement also nicht.

Das Thema Ladungssicherung ist übrigens ähnlich verzwickt: Ein klassisches Gepäcknetz, das sich hinter Rückbank oder Vordersitzen aufspannen lässt, ist nicht vorgesehen. Bei Bedarf muss ein Metallgitter aus dem Zubehör rein, das zwischen Dach und Ladeboden geklemmt wird. Dort muss es dann auch bleiben – in die Unterbodenfächer, so groß sie auch sind, passt das sperrige Teil nicht rein. Immerhin: Es klappert nix. Zweiter Nachteil: Wer auf der Suche nach mehr Stauraum die hinteren Sitze nach vorne schiebt, muss durch die Fondtüren einladen. Denn weiter oben blockiert ja das Gitter den Weg.

Hoher Preis, kleine Mängel

Qualitativ leistet sich der Kia im Heckabteil ebenso kleine Schwächen: nur eine Leuchte im Dachhimmel, Verzurrösen aus Kunststoff, Filz- statt Teppichboden, dazu viel dröges Hartplastik und einzeln aufklappbare Ladebodendeckel, die zum Testende nicht mehr ganz passgenau sitzen. Das geht anderswo besser. Stichwort Deckel: Auch der Tankdeckel verliert gen Testende etwas an Fassung.

Unschön, wenngleich der Sorento ohnehin kein Fahrzeug für Freunde geringster Spaltmaße ist: Einige Ecken und Kanten an der Karosserie fügen sich nicht passgenau und bündig zusammen, etwa links vorne zwischen Scheinwerfer, Kotflügel und Motorhaube. Selbst wenn dem Sorento als Platinum nur noch zwei zusätzliche Sitze und ein Panoramadach zur Vollausstattung fehlen, kann man für 56.710 Euro etwas mehr Sorgfalt erwarten.

Im Preis mit drin und immer wieder erholsam ist das geradezu intuitive (altmodische) Bedienkonzept: Die Kombination aus Tasten und Drehreglern in der schmucken Mittelkonsole, separater Klimaautomatik plus großem Touchscreen inklusive Drehknöpfen überzeugt im Testverlauf. Ebenso die Live-Bilder der Totwinkelkamera im Instrumentendisplay und die fixe Klimaautomatik mit acht Luftausströmern vorne. Dass die Sprachbedienung öfters versagt, stört da wenig.

Viele lobende Notizen im Fahrtenbuch erkämpft sich der 2,2 Liter große und 202 PS starke Diesel. Dem gewiss nicht leisen, teils zischeligen CRDi fehlt es nur selten an Kraft. 440 Nm stehen ab 1.750 Touren parat. Selbst bei voller Beladung auf bergigen Autobahn-etappen hält er die Fuhre tapfer in Schwung. Traktionsprobleme kennt der schwere Allradler ohnehin nicht. Und falls es doch einmal an Grip mangeln sollte, helfen zusätzliche Fahrprogramme (Schnee, Matsch, Sand) aus der Bredouille.

Ebenso vorbildlich der Verbrauch. Im Mittel reichen acht Liter Diesel auf 100 Kilometer. Viele Kollegen berichten von Langstreckenwerten unter sieben Litern. Für so einen Allrad-SUV mit reichlich Platz und Power sind das ausgezeichnete Werte.

Die Kraftübertragung übernimmt ein lange unauffälliges Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe. Ab rund 70.000 Kilometern erlaubt es sich allerdings teils deutliche Ruckler, etwa beim Wechsel aus dem Rückwärts- in den Vorwärtsgang inklusive etwas Rollen dazwischen. Konsequenz: Der SUV muss außerplanmäßig zweimal zum Update der Getriebesoftware in die Werkstatt. Damit nicht genug: Auch nervige Knarzgeräusche am Lenkrad und zwischenzeitlich nicht lieferbare vordere Bremsbeläge zwingen den SUV zu weiteren Stopps beim Händler – zusätzlich zu den drei Inspektionen. So rutscht der Sorento auf Platz 9 im Mängelindex.

Schade, denn ansonsten erlaubt sich der Kia keine Patzer. Unterwegs fielen innerhalb weniger Tage die digitalen Rundinstrumente zweimal kurzzeitig aus – das war’s an gravierenden Meldungen. So knallweiß der Riese auch nach 100.012 Kilometern beim Abschied dasteht, ganz sauber ist seine Weste nicht geblieben.

Das Chauffieren sehr kleiner und/oder sehr großer Passagiere klappt fabelhaft unkompliziert.

Stärken und Schwächen des Kia Sorento

Zum größten Trumpf des Kia zählt seine funktionale, variable und kinderfreundliche Einrichtung. Ein sperriger Reboard-Kindersitz (der viel Fußraum fordert) lässt sich dank der verschiebbaren Bank problemlos montieren, und für klassische Kindersitze (oder große Insassen) ist ohnehin genug Luft. Ebenso klasse: die Bechermulden in den Fondtüren auf Griffebene, zusätzlich zu den großen Türfächern weiter unten. Wenig Begeisterung weckte hingegen das ab Testmitte zunehmend ruppiger agierende Doppelkupplungsgetriebe, das sich erst mittels zweier Updates wieder besänftigen ließ.

Der Richtungswechsel per Drehknopf auf der Mittelkonsole klappt im Testwagen nicht immer ruckelfrei.

 Sehr viel Platz

 Sehr sicher und zuverlässig

 Kräftiger Motor

 Sehr sparsam

 Hohe Alltagstauglichkeit

 Bequeme Sitze (vorn und hinten)

 Zahlreiche und große Staufächer

 Einfache Bedienung

 Niedriger Wertverlust

 Lange Wartungsintervalle

 Geringer Verschleiß

 Unharmonische Getriebesteuerung

 Herber Federungskomfort (leer)

 Hilflose Sprachbedienung

 Teils mauer Qualitätseindruck

 Hoher Preis

Jeder Dauerläufer muss auf die Bühne

Richard Stoll nimmt auch diesen Dauertester gründlich unter die Lupe und prüft den Fehlerspeicher. Am Ende: alles okay.

Honda CR-V, Toyota RAV4, Hyundai i30: In letzter Zeit verabschiedeten wir nur asiatische Autos, alle verließen die Prüfhallen ohne gravierende Mängel. So verwundert es Richard Stoll wenig, dass auch der Kia den Abschluss-Check locker meistert. Wobei aber auffällt, dass er sich insbesondere im Vergleich zu Honda und Hyundai etwas weniger Flugrost eingefangen hat. Lediglich davon betroffen: die beiden Antriebswellen hinten und Fahrwerksteile vorne. Auffällig im folgenden Gutachten: ein geringer Wertverlust von nur 33,2 Prozent. Der Schätzpreis für diesen Sorento nach 100.000 Kilometern liegt bei 37.850 Euro – bei einem Neupreis von 56.710 Euro. Wobei es zu beachten gilt, dass nahezu alle Hersteller die Neupreise seitdem kräftig angehoben haben.

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Fazit

So gut, aber nicht perfekt

Es sind nur kleine Ärgernisse, die diesen im Grunde so zuverlässigen Kia im Index nach hinten werfen. Ansonsten erledigt er den Dauerlauf mit Bravour, überzeugt mit seinem sehr sparsamen Selbstzünder, der den großen und praktisch eingerichteten SUV ohne großes Gemurre bis Dienstende kraftvoll antreibt. Aus unserer Sicht ein treuer Reisewagen, den man ohne große Bedenken weiterempfehlen kann. Und bei gravierenden Problemen hilft die lange Garantiedauer von sieben Jahren.