Lexus CT 200h im Test: Luxus-Hybrid mit Prius-Technik

Lexus CT 200h im Test
Luxus-Hybrid mit Prius-Technik

Mangelnde Konsequenz lässt sich Lexus kaum vorwerfen: Den Lexus CT 200h hält ausschließlich
ein Hybrid-Antrieb in Schwung. Ob der neue Kompaktwagen seinem Premium-Anspruch gerecht wird, zeigt der Test.

Lexus CT 200h
Foto: Karl-Heinz Augustin

Die Scheinwerfer-Spots der großen Messen sind längst erloschen, die Räder von 20 auf 16 Zoll geschrumpft, und die Karosserie hüllt sich in vornehmes Anthrazit statt in Goldgrün Metallic: Die rund zweijährige Metamorphose der Lexus-Studie LF-Ch zum Lexus CT 200h ist beendet. Vor seiner Front mit entschlossenem Blick reihen sich nun Pylonen auf, entlang der Mittelkonsole schlängeln sich die Kabel der Messgeräte hindurch. Ob Lexus Debüt in der Kompaktklasse mit dem Lexus CT 200h im Test gelingt? 




Toyota-Technik unter Lexus-Blech

Die Rezeptur dafür mussten die Japaner nicht erst neu erfinden. Unter dem Blech steckt Konzern-Technik, in diesem Fall großteils vom Toyota Auris Hybrid. Darüber kommt eine dynamisch anmutende Hülle, während sich der Innenraum mit edlen Materialien und hochwertigen Ausstattungsdetails schmückt. Dazu verspricht der Hersteller Lexus noch, dass der Spagat zwischen angenehmem Fahrkomfort und agilem Handling zu den leichtesten Übungen des Neulings Lexus CT 200h gehöre. Das klingt natürlich alles einfacher, als es dann tatsächlich für die Ingenieure ist. 

Interieur des Lexus CT 200h überzeugt

Im Interieur des Lexus CT 200h scheint das Entwickler-Team jedenfalls seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Die straff gepolsterten Sitze umhüllt plüschiges Velours, das angenehm kleine Dreispeichen-Lenkrad zeigt schmucke Nähte des Lederbezugs. Selbst wenn sich die Hand auf das Armaturenbrett verirrt, streift sie über sympathisch weiche Oberflächen. Umso mehr fallen im Test die drögen Kunststoff-Einlagen in den Türen des Lexus CT 200h auf, die sich vergeblich darum bemühen, wie Aluminium auszusehen – geschenkt, denn alle Komponenten wirken solide verarbeitet. Dass sich der Fahrersitz nicht tief und das Lenkrad nicht hoch genug einstellen lässt, um eine optimale Sitzposition zu finden, stört da schon eher. 

Platzangebot im Fond sehr übersichtlich

Hinten fällt das Platzangebot im Lexus CT 200h sehr übersichtlich aus, doch das ist bei den Wettbewerbern nicht anders. Immerhin bietet die Rückbank guten Komfort. Haben sich dort Mitreisende breitgemacht, muss sich der Fahrer gar nicht erst bemühen, ohne Hilfe der Rückfahrkamera (Aufpreis 1.030 Euro) einzuparken. Schränkt die schwungvolle Fensterlinie die Rundumsicht ohnehin beträchtlich ein, herrscht dort bei voller Besetzung nun Null-Sicht im Lexus CT 200h.

Hybrid mit 136 PS Systemleistung

Doch für den Lexus CT 200h und seinen Fahrer soll es ja in erster Linie vorwärtsgehen, denn schließlich bewegt er sich mit Hilfe moderner Hybrid-Technologie voran – so sieht es zumindest Lexus. Was die Kombination aus Vierzylinder-Benziner und 60 kW starkem Elektromotor leistet, hat sie bereits im Prius und Auris bewiesen. Größter Vorteil: lautloses, rein elektrisches Dahingleiten. Bekanntermaßen funktioniert das jedoch nur bis maximal 45 km/h und über eine kurze Strecke hinweg. Schon ein im Verkehrsfluss deutscher Großstädte üblicher Ampelstart reicht, um den Verbrenner im Lexus CT 200h aufzuwecken. So wird der Ehrgeiz geweckt, durch möglichst sanften Umgang mit dem Gaspedal möglichst häufig die über der Hinterachse untergebrachte Batterie mit einer Betriebsspannung von 202 Volt als Energiequelle zu nutzen. Selbst wenn das gelingt, schafft es der Lexus CT 200h im Test nicht, den Minimalverbrauch des Auris von 4,3 L/100 km zu unterbieten. Aber er liefert exakt den gleichen Wert ab wie der Toyota. Auch das Testmittel von 6,2 Litern setzt keine neuen Maßstäbe, doch damit zählt der Lexus CT 200h zumindest zu den sparsamen Benzinern seines Segments. 

Fahrdynamik auf dem Prüfstand

Löst der Japaner denn sein Fahrdynamik-Versprechen ein?  Die über Gebühr straffe Federung des Lexus CT 200h erweckt zumindest den Eindruck, wenngleich derart viel Härte heute kaum ein Kunde wünscht. Das musste selbst Audi erkennen und beim A3 einst nachbessern. Die Lexus-Karosserie wippt sogar auf nur leicht unebenen Straßen permanent, auf gröbere Bodenwellen reagieren die Dämpfer scheinbar überhaupt nicht. Also wird der Lexus CT 200h zum Tanz um die Pylonen gebeten und der Fahrmodus-Regler auf Sport gedreht: Die Batterie-Anzeige verschwindet, ein Drehzahlmesser erscheint, und die Instrumente tauschen das dezent blaue gegen ein feurig-rotes Licht. Bedingt durch die Charakteristik des 99 PS starken Saugmotors und des stufenlosen Automatikgetriebes – wo sind eigentlich die Schaltpaddel der Studie hin? – heult das Triebwerk des Lexus CT 200h auf und sorgt so für ärgerliche Dröhnfrequenzen. Trotz der engagierten Akustik verfehlt der Viertürer Lexus CT 200h die Werksangabe beim Sprint von null auf 100 km/h mit 11,1 Sekunden um acht Zehntel.  

Kein Handlingwunder

Nahen die ersten Kurven, pulverisieren die indirekt ausgelegte Lenkung sowie das auf frühzeitiges Untersteuern bedachte Fahrwerk des Lexus CT 200h trotz neuer Doppelquerlenker-Achse die Hoffnungen auf ein Handling-Wunder. Und die Frage keimt auf, warum sich Lexus nicht noch etwas Zeit gelassen hat, die Studie LF-Ch auf ihrem Weg in die Serienproduktion zu einem eindeutigeren Charakter zu formen.

Technische Daten
Lexus CT 200h Executive Line
Grundpreis29.200 €
Außenmaße4350 x 1765 x 1455 mm
Kofferraumvolumen375 bis 985 l
Hubraum / Motor1798 cm³ / 4-Zylinder
Leistung100 kW / 136 PS bei 5200 U/min
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
0-100 km/h11,1 s
Verbrauch3,8 l/100 km
Testverbrauch6,2 l/100 km