Die Antwort auf die Frage, was machbar ist, hängt bekanntlich nicht davon ab, wo man sich gerade in geistiger, moralischer oder technischer Hinsicht befindet, sondern davon, wo man hin will. Mittlerweile werden Skizentren im Wüstensand gebaut, künstliche Inseln im Meer aufgeschüttet, und in Grönland werden bereits Flächen für den Weizenanbau eruiert. Warum also nicht aus praktischen, viertürigen Gebrauchs-Limousinen Rennwagen bauen oder ein SUV mit Geländewagen-Vergangenheit in ein reinrassiges Sportcoupé verwandeln?
Seit Volker Mornhinweg die Geschicke bei der sportlichen Mercedes-Tochter AMG leitet, sind auch im schwäbischen Affalterbach die Gedanken freier und die Ziele ambitionierter geworden. Warum - so lautet nun dort die legitim erscheinende Frage - sollte AMG keine eigenständige Sportwagenentwicklung betreiben? Und warum sollte man sich als adoptierter Enkel des Auto-Erfinders nicht die Freiheit nehmen dürfen, in allen Genres ein Fanal zu setzen oder doch zumindest eine Duftmarke zu hinterlassen?
Der Überflieger macht auch optisch auf supersportlich
Nach dem selbstbewussten Motto: Von dort, wo wir sind, geht's noch weiter. Entsprechend dieses neu formulierten Dogmas war das Projekt namens Mercedes SL 65 AMG Black Series sozusagen eine nahe liegende Verpflichtung. Das sahen wohl auch die treuen Kunden so, die - ohne intime Kenntnisse über die wahre Leistungsfähigkeit des knapp 330.000 Euro teuren, optisch betont sportlich aufgemachten Überfliegers zu haben -, alle verfügbaren Kaufverträge (350 Exemplare) binnen kürzester Zeit zeichneten.
Ihre Risikobereitschaft in Ehren: Einen über zwei Tonnen schweren, mit allem Komfort ausgestatteten Mercedes SL 65 AMG, der als perfekter Verwandlungskünstler und Vermittler zwischen den Welten sowohl als heimeliges Luxuscoupé als auch als luftiges Freiluftvergnügen reüssieren kann, in einen Supersportwagen zu verwandeln, ist in etwa so aufwendig wie die 20,6 Kilometer lange Nürburgring Nordschleife mit einem Regendach und einer beheizbaren Fahrbahn auszustatten. Technisch betrachtet ist beides im möglich - aber wie? Man muss es also nur wollen und sich leisten können.
Konsequente Hinwendung zur Sportlichkeit
Um den Beweis anzutreten, hat die AMG-Entwicklungsmannschaft um Tobias Moers Register gezogen, die bei AMG bislang nicht unbedingt Priorität hatten. Der Leichtbau etwa oder die damit verbundene konsequente Hinwendung zur Sportlichkeit in Sinne einer maximalen Querdynamik. Die PS-mäßige Anpassung des Mercedes SL 65 AMG Black Series an das Supersport-Segment dürfte noch die allerleichteste Übung gewesen sein, obwohl die bereits mit 612 PS antretende Ausgangsbasis SL 65 AMG im Grunde genommen keinen echten Handlungsbedarf erkennen lässt. Da aber die Leistungssteigerung des mit knapp sechs Liter Arbeitsvolumen operierenden Zwölfzylinders offensichtlich mit einfachen Mitteln zu bewerkstelligen und zudem von den Kunden gewünscht war, wurde der Status Quo auch im Bereich des Motors kurzerhand außer Kraft gesetzt.
Der Schluck aus der Leistungspulle geriet beim Mercedes SL 65 AMG Black Series allerdings maßvoll. Weil die beiden neu implantierten Turbolader mit ihren um zwölf Prozent vergrößerten Spiralquerschnitten die zwölf, je knapp 500 Kubikzentimeter großen Brennräume so energisch und effizient unter Druck setzten, musste die anstehende Eskalation in den Brennräumen künstlich zurückgefahren werden. Ohne elektronische Züchtigungsmaßnahmen wäre es auf Dauer wohl zu folgenschweren Differenzen mit dem nachgeschalteten Antriebsstrang gekommen.
Zwölfzylinder wird eingebremst
Die gütliche Einigung auf der Motorenseite sieht demnach folgendermaßen aus: Der nominellen Höchstleistung von 670 PS bei gerade mal 5.800/min steht im Mercedes SL 65 AMG Black Series ein (elektronisch begrenztes) Drehmoment von 1.000 (sprich: tausend) Newtonmeter gegenüber, das der Big Block im Drehzahlbereich zwischen 2.200 und 4.200 Umdrehungen so beiläufig, jovial und im Ergebnis so ungeheuer wirkungsvoll anmeldet wie Kanzlerin Merkel ihre Machtansprüche.
Dieser Zwölfender des Mercedes SL 65 AMG Black Series - so gewalttätig er auch ist - läuft tatsächlich mit gebremstem Schaum. Was er in geschmeidiger Zusammenarbeit mit dem dieses massive Drehmoment verkraftenden Fünfgang-Automatikgetriebe anstellt, hat Seltenheitswert. Das vom Charakter her nicht wiederzuerkennende SL-Derivat geht ab wie die sprichwörtliche Wildsau.
Der Druck des Motors ist allgegenwärtig, nachhaltig und in der gebotenen Dramaturgie von solcher Lässigkeit, dass man ihm eher die technische Nähe zu einem Raketentreibsatz zugestehen würde als die zu einem konventionellen Verbrennungsmotor. Auch wenn der Sprint bis 100 km/h aus dem Stand nicht ganz in der vom Hersteller angesagten Zeit von 3,8 Sekunden nachvollzogen werden konnte, so bleibt einem jedesmal die Spucke weg, wenn der Gasfuß im Mercedes SL 65 AMG Black Series mal wieder lustvoll ins Zucken gerät.
Die 1,9 Tonnen spürt man kaum
Zweifel an der längsdynamischen Klasse hat es im starken AMG-Umfeld noch nie gegeben, und so markiert denn auch der Mercedes SL 65 AMG Black Series wie selbstverständlich eine neue Mercedes-Bestmarke. Dass sich dieser mit Abstand stärkste AMG-Mercedes auch in querdynamischer Hinsicht so erfolgsorientiert zeigen würde, war in dieser zwingenden Logik allerdings nicht zu erwarten. Schließlich sind der Genmanipulation auf dem Automobilsektor noch sehr enge Grenzen gesetzt.
Anders ausgedrückt: Trotz des ernüchternden Ergebnisses der mit großen Kosten und Mühen realisierten Abspeckmaßnahme präsentiert sich hier ein Sportwagen, der es aufgrund seiner erstaunlich behänden Art vermag, die Masse von vollgetankt 1.880 Kilogramm fast gänzlich vergessen zu machen. Das spontane Einlenkverhalten und die als Fahrer jederzeit nachvollziehbaren und gut zu parierenden Reaktionen im Grenzbereich des Mercedes SL 65 AMG Black Series weisen ihn als Profi seines Fachs aus.
Achtbare Ergebnisse im Slalom und Ausweichtest
Schon die achtbaren Ergebnisse im Slalom und Ausweichtest sind erste stichhaltige Beweise dafür, dass es mit gekonnten Eingriffen in die technische Struktur doch möglich ist, einen bislang als unmöglich geltenden Paradigmenwechsel darzustellen - auch wenn es auf den ersten Kilometern im Stadtverkehr nicht zwingend danach aussehen mag, man sei in dieser Technik/Mensch-Konstellation dazu auserwählt, Großartiges in Sachen Fahrdynamik bewerkstelligen zu können. An die schiere Größe des Mercedes SL 65 AMG Black Series , speziell was die Dimension in der Breite angeht, muss sich der Fahrer wie bei allen anderen Spitzenerzeugnissen des Genres erst einmal gewöhnen, wenngleich es an der Übersichtlichkeit durch die nicht zu tief gewählte Sitzposition generell nichts auszusetzen gibt.
Die etwas hölzerne, grummelige Art, mit der der Über-AMG etwa beim Abbiegen im Schleichverkehr durch die Sperrwirkung des Hinterachsdifferenzials vorstellig wird, ist genau wie die in Ansätzen vorhandene Neigung, in Kurven auch unter Einfluss des ESP bei geringfügig zu viel Gas schnell mal eben mit dem Heck zu zucken, bloß ein Warnsignal - eines, das die Gewalt auf gesunde Art sehr anschaulich macht und mit dem unbedarften Beisitzern zur Not auch etwas Blässe ins Gesicht gezaubert werden kann. Der notwendige Respekt vor 1.000 Newtonmeter Drehmoment wird auf diese Weise selbstredend auch beim Fahrer des Mercedes SL 65 AMG Black Series wie selbstverständlich eingefordert.
Es ist nicht bösartig, was er macht, sondern nett gemeint
Das automobile Kraftwerk Mercedes SL 65 AMG Black Series läuft in kundiger Hand erst dann im geschmeidigen Modus, wenn der Raum weit, die (elektronischen) Fesseln kurz und der Ehrgeiz angestachelt sind. Erst mit der notwendigerweise allmählichen Annäherung an den Grenzbereich eröffnet sich dem Fahrer ein neuer Horizont mit einem in sich schlüssigen und gefestigten Fahrprogramm. Gefühlvollen Umgang mit dem Gaspedal vorausgesetzt, zeigt sich am fahrdynamisch sehr hoch angesiedelten Limit nach agilem Einlenken eine leichte, sicherheitsbetonte Untersteuerneigung, die in jeden Fall - wieder etwas Gefühl am Gasfuß vorausgesetzt - in eine neutrale oder bei Bedarf auch in eine leicht übersteuernde Kurvenfahrt umgemünzt werden kann.
Die bei ausgeschaltetem ESP in nahezu allen Fahrsituationen prinzipbedingte Ausbruchneigung des Hecks des Mercedes SL 65 AMG Black Series mag zwar für viele einen grundsätzlich beängstigenden Charakter haben, zeigt sich im Black Series-Modell aber in - sagen wir - gesellschaftsfähiger Ausprägung. Anders ausgedrückt: Es ist nicht bösartig, was er macht, sondern nett gemeint. Man muss eben nur wissen, wo, wann und wie man mit ihm spielt.
Komplett neu konstruiertes Sportfahrwerk
Bei aller Anzüglichkeit, die bei artfremder Betrachtung dahinter entdeckt werden könnte: Der behütende Charakter ist seinem Wesen bei aller natürlichen Gewalttätigkeit nicht abzusprechen. Damit ist nicht nur die fest installierte Dachhaut des Mercedes SL 65 AMG Black Series in CFK mit integriertem Überrollbügel gemeint, die nun etwas flacher über den Köpfen der Zweier-Besatzung nach hinten ausläuft. Das komplett neu konstruierte, in der Zug- und Druckstufe der Dämpfer und in Spur und Sturz voll einstellbare und deutliche breiter aufgestellte Sportfahrwerk zeigt sich bei aller konstitutionellen Härte sogar kompromissbereit in der Darstellung von Fahrkomfort.
Langstreckentauglich und mit ordentlichem Kofferraum
Weder die trockene Härte im Abrollen noch der teilweise Verzicht von Dämmstoffen und die damit doch recht lauten Abrollgeräusche der superbreiten Dunlop-Reifen führen im Mercedes SL 65 AMG Black Series zu Abwehrreaktionen des Körpers. Kurzum: Auch lange Etappen lassen sich im komplett schwarz gehaltenen, mit Nappaleder, Alcantara und Karbon stilvoll und detailverliebt ausgekleideten Innenraum locker in Angriff nehmen, sofern ein gesundes Maß an Zugeständnissen vorhanden ist. Die recht sparsam gepolsterten Sportschalen des Mercedes SL 65 AMG Black Series in leichter CFK-Bauweise sind zwar hinsichtlich der erreichbaren Querbeschleunigung - Stichwort Körperfixierung - sehr gut entwickelt, aber recht dünnhäutig und damit hart in der Oberfläche.
Dass auf der anderen Seite beim Mercedes SL 65 AMG Black Series auf einen ordentlich bemessenen Kofferraum nicht verzichtet werden muss, könnte in dieser Preisklasse wiederum ein entscheidender Kaufanreiz sein. Neben den leichten Sitzen und der an der Karosserie umfänglich vorgenommenen Kilo-Einsparung durch Einsatz wertiger und sündhaft teurer Kohlefaser-Verbundwerkstoffe sind es auch die technisch hochwertigen Komponenten wie beispielsweise die Bremsen, die trotz ihrer deutlich gewachsenen Dimension mithelfen, das selbst gesetzte Sparziel von einer Vierteltonne zu erreichen. Die rundum innenbelüfteten und perforierten, im Durchmesser 390 und 360 Millimeter großen Verbund-Scheibenbremsen des Mercedes SL 65 AMG Black Series ließen sich weder bei der Bremsmessung in Hockenheim, noch bei den Rundenzeit-Messungen auf den beiden Rennstrecken ein Zeichen von Schwäche entlocken, weshalb der gewaltigen positiven Beschleunigung auch eine entsprechend negative Verzögerung entgegensteht.
Gute Verzögerung bei Vollbremsungen aus Höchstgeschwindigkeiten
Verzögerungsleistungen von bis zu 11,7 m/s² des Mercedes SL 65 AMG Black Series dürfen in dieser Gewichts- und Leistungsklasse erst recht ein nicht verzichtbares Entgegenkommen sein. Wer je - ob freiwillig oder unter Zwang - eine Vollbremsung aus einer Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h unternommen hat, wird erst einen endgültigen Begriff davon bekommen, was es heißt, unter Einwirkung ausreichender technischer Vorsorge gestanden zu haben.
Wie die Konkurrenzbetrachtung in Sachen Nordschleifen-Zeit belegt, schiebt sich das faktisch keineswegs leichtgewichtige Black Series-Modell an ausgewiesene Supersportler heran und geht sogar auf Tuchfühlung zu den Besten seines Genres - und das ohne die Zuhilfenahme ausgewiesener Sportreifen. Auch das interne Duell mit dem SLR McLaren entscheidet der AMG mit der Zeit von 7.51 Minuten für sich. Das Coupé offenbart sich auf dem Ring also keineswegs als Fremdkörper.
Die größte Überraschung bereitet der doch mit strammem Gewicht auf der Vorderachse belastete Frontmotor-Sportler sowohl in Sachen Einlenkals auch Eigenlenkverhalten. Das befürchtete starke Untersteuern bleibt ebenso aus wie die bei diesen Konzepten grundsätzlich nicht abwegige Übersteuerneigung. Kurzum: Der SL beweist eine ihm vorab nicht zugetraute Neutralität. Das agile Einlenkverhalten überfordert die Hinterachse weit weniger als die des SLR McLaren.
Geradeaus beschleunigt gibt es kaum einen Wagen, der die Leistung so lässig aus dem Ärmel schüttelt wie dieser 1,9 Tonnen schwere AMG. Auch bei komplett ausgeschaltetem ESP bleibt die Traktionslogik aktiv, sodass bei beginnendem Durchdrehen eines Antriebsrads die Traktion durch den gezielten Bremseingriff verbessert wird. Im Zusammenspiel mit dem Lamellen-Sperrdifferenzial wird so eine vergleichsweise verlustfreie Kraftübertragung gewährleistet. Die Fünfgang-Automatik ermöglich einen ungewöhnlich direkten Kraftfluss. Die negative Verzögerungsleistung ist den Fahrleistungen entsprechend angepasst
- Beschleunigung 0-200 km/h:
- 11,2 s
- Bremsen 200-0 km/h:
- 4,7 s
Die Messungen im Mercedes-eigenen Windkanal geben einen höchst interessanten Einblick in die nicht ganz ausgewogenen Verhältnisse des Über-SL: Bei eingefahrenem Heckflügel - ein Zustand, der in der Praxis wegen des automatischen Flügels eigentlich nicht vorkommt, entwickelt das Coupé schon einen beachtliche Auftrieb an der Vorderachse von 462 Newton, während es zeitgleich an der Hinterachse bei vergleichsweise moderaten 96 Newton bleibt, um die das Heck entlastet wird. Ist der Heckflügel, so wie es sich gehört, bei 200 km/h ausgefahren, kehrt sich zwar der Auftrieb an der Hinterachse in leichten Abtrieb um (220 Newton), verstärkt dafür aber gehörig den Auftrieb an der Vorderachse: 560 Newton.
- Vorderachse bei 200 km/h:
- 56 kg Auftrieb
- Hinterachse bei 200 km/h:
- 22 kg Abtrieb
Der recht tiefe Schwerpunkt und die trotz der im Vorderwagen-Bereich konzentriert versammelten Antriebseinheit noch recht ausgewogene Gewichtsverteilung sind einem guten Querbeschleunigungswert ebenso förderlich wie die Reifen - obwohl es sich bei den speziell für den Black Series entwickelten Sportmaxx GT von Dunlop nicht um typische Sportreifen handelt. Die Aufstandsflächen der 19 und 20 Zoll großen Walzen sind allerdings auch mit zwei Mal 265 Millimeter vorn und zwei Mal 325 Millimeter hinten sehr üppig bemessen. Die insgesamt verbreiterte Spur und die bessere Abstützung der Karosserie tun ein Übriges.
Die dank der neuen Vorderachskinematik deutlich verbesserte Lenkübersetzung hat im Zusammenspiel mit der komplett überarbeiteten Elastokinematik an den Radträgern eine verbesserte Lenkpräzision zufolge, was im Ergebnis zu einem sehr leichtfüßigen und auch berechenbaren Handling führt. Das agile Einlenken wird auch nicht durch etwaiges Karosseriewanken konterkariert. Beide Achsen verfügen über neu entwickelte Federlenker, Schub-, Sturzund Zugstreben und verantworten damit ein für diese Leistungs- und Gewichtsklasse überzeugendes Fahrverhalten.
Der latente Versuch der Hinterachse, bei ausgeschaltetem ESP auf jede zusätzliche Krafteinleitung mit seitlichem Versatz zu reagieren, ist systemimanent. Bei aller Empfindlichkeit gegenüber unmotivierten Gasstößen: Der Übergang von der Haft- in die Gleitreibung ist mit der vorliegenden Reifenpaarung nicht erschreckend ruppig, sondern sanft genug, um darauf mit entsprechender Lenkarbeit angemessen reagieren zu können. Die Seitenneigung der Karosserie ist gering, gleichfalls das Nickmoment beim Bremsen.
Die Dunlop Sportmaxx GT-Reifen sind in der für den SL 65 AMG Black Series entwickelten Spezifikation nicht, wie man vermuten könnte, schwerpunktmäßig auf Trockengrip hin optimiert, sondern tendenziell eher als Allrounder ausgelegt. Das zeigen die vergleichsweise guten Nasshandling-Eigenschaften. Auf der Vorderachse bauen die 265 Millimeter breiten Niederquerschnittsreifen ungewohnt starken Grip auf. Das Einlenken geschieht geradezu abrupt. Allerdings reißt der Grip ebenso plötzlich ab, und zwar an der Hinterachse. Die auch bei Nässe weichen Übergänge von der Haft- in die Gleitreibung entspannen die Situation aber so weit, dass man angemessen auf die Rutschpartie reagieren kann.
Fazit
Auch wenn es ein Typ ist, der aufgrund seines horrend hohen Preises nur einer kleinen Schar von Enthusiasten zugänglich ist und der wegen des Ausverkaufs der auf 350 Exemplare limitierten Serie eigentlich nur noch als Gebrauchtwagen in Erscheinung treten kann, war der Supertest des Mercedes SL 65 AMG Black Series geradezu zwingend. Man könnte auch sagen: Eine Generalprobe für den in Kürze erscheinenden Flügeltürer namens SLS, des ersten von AMG komplett in Eigenregie hergestellten Sportcoupés. Dass die AMGler Motoren bauen können, die leistungstechnisch in der obersten Liga mitmischen können, ist nicht neu. Das Thema Längsdynamik hat die Mercedes-Sportdependance also seit jeher für sich reklamiert. Erst mit der Kiellegung der Black Series-Modelle wurde die Monokultur dahingehend verändert, als zur Bereicherung des Portfolios die Querdynamik stärker in den Fokus rückte. Was nun mit der schwarzer Serie auf Basis SL 65 AMG vorstellig wird, darf durchaus als eine Krönung des Sportwagenbaus angesehen werden: Er ist kein Blendwerk und kein Produkt mit Alibifunktion, sondern ein veritabler Supersportler mit überzeugenden fahrdynamischen Eigenschaften. Der Nachteil seiner kulturbeflissenen Herkunft kann gewissermaßen auch als Bonus angesehen werden. Das vorzügliche Image, die Solidität und die Sicherheiten eines SL sind schließlich auch nicht von der Hand zu weisen.
Mercedes SL 65 AMG Black Series | |
Grundpreis | 327.250 € |
Außenmaße | 4589 x 1960 x 1310 mm |
Kofferraumvolumen | 210 l |
Hubraum / Motor | 5980 cm³ / 12-Zylinder |
Leistung | 493 kW / 670 PS bei 5400 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 320 km/h |
0-100 km/h | 4,0 s |
Verbrauch | 14,4 l/100 km |