Mini -Fahrer sind, so heißt es, meist weiblich, gebildet und weltoffen, und sie fahren kaum mehr als 37 Kilometer pro Tag. So gesehen fällt die Reichweite des Mini Cooper SE recht üppig aus. Verglichen mit anderen E-Mobilen scheint sie dagegen eher spärlich: nach NEFZ kommt der Mini mit seiner 32,6 kWh (brutto) fassenden Batterie zwischen 242 und 270 km weit. Der zugehörige NEFZ-Energieverbrauch: 14,8 bis 16,8 kWh/100 km. Na, dann schauen wir mal, wie sich der elektrische Mini so fährt. Und wie weit er kommt, bevor er an die Ladesäule muss.
Einrollen durch die Stadt. Elektrotypisch gestaltet sich das Losfahren eher unspektakulär, Startknopf drücken, Wählhebel auf D, und schon geht’s los. Das Hochfahren der Systeme untermalt der Mini mit elektronisch anmutenden Hintergrundgeräuschen, hier ist Musik drin, scheint er zu sagen. Die Antriebstechnik ist eng mit jener des BMW i3s verwandt, ein Vorwärts- und ein Rückwärtsgang reichen auch dem Mini für alle Lebenslagen. Die Batterieanzeige steht auf 100 Prozent, Reichweite knapp unter 200 km laut Bordcomputer. Diese und alle anderen wichtigen Anzeigen liefert der SE auf einem kleinen, qualitativ hochwertigen Display hinterm Lenkrad, innen der auffälligste Unterschied zu den Mini-Modellen mit Verbrennungsmotoren.
Auch von außen muss man etwas genauer hinschauen, um den E-Mini zu identifizieren, die signalgelben Applikationen an Spiegeln und Frontblende sowie das fehlende Auspuffrohr hinten mögen – abgesehen vom E-Nummernschild – die deutlichsten Hinweise sein. Wir sitzen ja nun bereits drin im Mini, der spärliche Verkehr in der Stadt samt Ampelstopps gibt Zeit, sich mit den weiteren Besonderheiten des SE vertraut zu machen. Zumal es nicht viel zu bedienen gibt. Die wichtigsten Knöpfe sind links und rechts des Startschalters zu finden. Links der Kippschalter für die Rekuperationsstufen, ganz rechts außen jener für die Fahrmodi.
Der Mini legt immer in der höheren der beiden Stufen sowie im Normalmodus namens Mid los. Im Stadtverkehr passt das, viele E-Fahrer mögen ja den sogenannten One-Pedal-Betrieb. Dabei verzögert das Fahrzeug beim Lupfen des Fahrpedals bereits so stark, dass zusätzliches Bremsen per Bremspedal überflüssig wird. Die E-Maschine lädt dabei den Hochvolt-Akku, gewinnt einen Teil der aufgewendeten Energie zurück. So knabbert der Mini bei der Fahrt durch die Stadt nur wenig am Energievorrat im Wagenboden, die Batterieanzeige steht auf 100 Prozent.
Im grünen Modus
Schnellstraße, 80 km/h, ein Druck auf den rechten Wippschalter, wir fahren nun im Green-Modus. Und zu starke Rekuperation ist hier eher ungünstig. Die zweite Stufe lässt den Mini fast ungebremst ausrollen, etwa wie ein Verbrennerauto beim Gaswegnehmen im höchsten Gang.
Der Green-Modus steigert die Reichweitenvorhersage nicht signifikant. Das gelingt erst bei "Green Plus", da werden energieintensive Komfortfunktionen wie Klimaanlage oder Sitzheizung stillgelegt. So weit sind wir noch nicht. Zuerst kommt die Autobahn, dank spärlichen Verkehrs in diesem Bereich gerade nicht tempolimitiert. Wenn man wollte, könnte der Mini 150 km/h schnell werden, 120 bis 130 erweisen sich als guter Kompromiss zwischen hurtigem Vorwärtskommen und Schonen des Energievorrats. Eine adaptive Temporegelung wäre jetzt fein, die ist allerdings für den Elektro-Mini nicht verfügbar. Überhaupt scheint das Assistenzangebot etwas dürftig: Das Driving-Assistant-Paket (ab Ausstattung Trim M an Bord) bietet einen Geschwindigkeitsassistenten, einen Verkehrszeichenassistenten sowie einen City-Bremsassistenten mit Auffahrwarnung.
Apropos Trim: Der Cooper SE ist in vier Ausstattungsversionen lieferbar – der Basisausführung sowie den sogenannten Trims S bis XL. Ausstattungswünsche beschränken sich auf kostenfreie Alternativen, etwa bei Lack- und Interior-Farben und den Rädern. Der Testwagen kommt im Top-Trim XL für 8.000 Euro Aufpreis, 40.500 Euro kostet der Mini demnach.
In allen Versionen mit an Bord: Keyless Go mit gelbem Startknopf, der laut Preisliste Start/Stop Toggle heißt, sowie Connected-Navi. Auf dem Monitor über der Mittelkonsole naht die Ausfahrt zur Alb-Testrunde, sanft anbremsen, abbiegen. Der Fahrmodus-Toggle wird auf "Sport" geswitcht, das strafft die Kennlinien von Fahrpedal und Lenkung.
Keine Viertelstunde später: Wow! Der spaßigste und stimmigste Mini zurzeit, hatte ein Kollege angekündigt. Und zwar völlig zu Recht. Wie der Cooper SE mit minimaler Seitenneigung und maximaler Präzision um die Ecken pfeift, das macht ihm kein aktueller Verbrenner-Mini so locker nach. Dabei hilft ihm die sehr aufmerksame, doch nie übereifrig agierende Traktionskontrolle und natürlich der E-Auto-typisch niedrige Schwerpunkt.
Mit großem Panoramadach
Ebenfalls hilfreich: das vergleichsweise geringe Gewicht. Der Mini wiegt, das ist wiederum ein Vorteil des relativ kleinen Hochvoltspeichers, genau 1.406 kg (Werksangabe 1.365 kg). Das ist nicht viel, wenn sich aus dem Stand 184 PS und 270 Nm aus einem Hybrid-Synchronmotor dagegenstemmen. In 7,2 Sekunden erreicht der Mini das Landstraßen-Limit, es fühlt sich im echten Leben schneller an. Dennoch wirkt es nicht so, als fiele das Drehmoment überfallartig über Auto und Insassen her. Die Kraft entfaltet sich harmonisch und gleichmäßig, da wurde offensichtlich reichlich Entwicklungs- und Abstimmungsarbeit investiert.
Dass der Federungskomfort nicht zu den herausragenden Eigenschaften dieses Fahrwerks gehört, ist keinesfalls neu. Im Cooper SE stört es eher weniger als in vielen seiner Verbrenner-Artgenossen. Ja, er holpert etwas über Unebenheiten, doch es passt zur Gesamt-Performance des Autos, gerade bei schnellerer Landstraßenfahrt. Die 30 Kilometer über die Albrunde verfliegen im Nu. Die Spätfrühlingssonne strahlt über frischgrüne Wiesen, Fenster runter, Panoramadach (Serie bei XL) auf, so wird der Mini zur Cabrio-Limousine.
Nach langer Zeit mal wieder ein Blick auf die Reichweitenanzeige. Die zeigt nun deutlich kleinere Zahlen an, das Navi sucht bereits nach Ladesäulen. Auf der Eco-Elektro-Testrunde wandelte der Mini 12,7 kWh je 100 km in Bewegungsenergie um, das reichte 254 km weit. Im wahren Leben (ams-Testverbrauch 16,9 kWh/ 100 km) kommt man mit rund 16 kWh aus. Mit anderen Worten: Nach 150 km sollte die nächste Lademöglichkeit nicht mehr weit sein. Strom tanken kann der Mini an der Gleichstromsäule mit bis zu 50 kW. Da dauert es knapp eine halbe Stunde, bis der Akku zu 80 Prozent geladen ist.
Der Mini parkt an der DC-Säule, mit fast 50 kW fließt die Energie in den Speicher. Ein nebenan ladender Tesla-Fahrer kommt herbei, fragt nach Details. Und ob dann alles dabei sei für den Preis. Ja sicher. Ein kostenpflichtiges Extra ist uns doch noch aufgefallen: das Paket "Fascination Nordschleife" für 2.390 Euro, ein zweitägiges Training auf der legendären Rennstrecke in der Eifel. Das passt zu diesem Mini.
Mini Cooper S E Trim XL | |
Grundpreis | 40.500 € |
Außenmaße | 3845 x 1727 x 1414 mm |
Kofferraumvolumen | 211 bis 731 l |
Höchstgeschwindigkeit | 150 km/h |
0-100 km/h | 7,2 s |
Verbrauch | 0,0 kWh/100 km |
Testverbrauch | 18,0 kWh/100 km |