Im Jahre 1999 erhob Queen Elizabeth II. die ebenfalls in London (jedoch in Hampstead statt Mayfair) geborene Elizabeth Taylor als Dame Commander in den Adelsstand. Man darf annehmen, der Grund dafür waren nicht die acht Ehen, die Liz Taylor da schon hinter sich gebracht hatte (sieben Scheidungen und ein Todesfall). Dabei haben wir denen eines der heitersten Zitate zum Thema Zufriedenheit zu verdanken. Anders als etwa Johann Wolfgang von, der herumgoethete: "Aus Mäßigkeit entspringt reines Glück", hatte sie es lebensnäher: "Ich bin schon zufrieden, wenn meine nächste Ehe die Haltbarkeit von Joghurt übersteigt."
Womit wir gar nicht direkter beim Thema sein könnten: Wenn es etwas gibt, was den Besitz eines Skoda Octavia Combi prägt, so ist es seit vier Generationen und 24 Jahren dieses zufriedenstellende Gefühl, ein Auto zu besitzen, das von allem ein feines bisschen mehr kann, als man erwartet, doch dabei nie den Rahmen einer geradezu Goethe’schen Mäßigkeit überdehnt. Ja, wann immer man sich fragt, wie viel Auto man braucht, gehen einem nach der Erwähnung eines Octavia Combi TDI alle Argumente aus, warum es mehr sein müsse.
Peugeot 308 SW: Weniger Platz, bessere Bedienung
Nun, vielleicht nicht mehr, aber anders? Das hat bei Peugeot bei den Kompaktkombis seit dem 204 Break von 1967 Tradition. Jetzt startet der neue 308 SW. Er basiert auf der für die Integration eines reinen Elektroantriebs weiterentwickelten EMP2-Plattform, duckt sich zwei Zentimeter tiefer und verspoilert sein Heck (Peugeot nennt das bedeutungsvoll "strategische Aerodynamik", als betrieben andere Hersteller ihren Aero-Kanal nur, um Wind zu machen). Jedenfalls verklappt der 308 trotz 6,0 cm mehr Länge 2 bis 26 Liter weniger als sein Vorgänger im Kofferraum, dessen Volumen sich mit der dreiteilig klappbaren Sitzlehne von 608 auf 1634 l hochvariieren lässt. Damit bietet er nicht ganz die Raumfülle, über die das Ladeabteil des Octavia verfügt.
Wobei das beim Testwagen mit allerlei Hänge-, Trenn- und Spannnetzen, der Wendematte, vielerlei Haken und somit dem ganzen Arsenal an Simply-Clevereien vollgeräumt war. Viel weitreichender aber ist der Platzvorteil, den der Skoda auf VWs Modularem Querbaukasten für Passagiere schafft. So erstreckt sich der Normsitzraum auf der breiten, bequemeren Rückbank mit 74,5 cm fast zwei Klassengrößen weiter als im schmaleren, niedrigeren 308-Fond. Während der Skoda Pilot und Co auf breiten Sesseln erhaben, herausgerückt gar positioniert, integriert sie der Peugeot auf Sportsitzen tiefer und inniger ins Cockpit. Dort gelingt es dem kleinen Lenkrad, einen beträchtlichen Teil des neuen Zehn-Zoll-Instrumentendisplays zu verdecken sowie das Erlangen einer perfekten Sitzposition zu vereiteln. Dabei klappt der weitere Umgang mit dem 308 besser als mit dem Skoda.
Was zum einen an Peugeots neu sortiertem Touchscreen-Infotainment mit zwei Reihen Direkt-Menütasten darunter sowie der verständigeren Sprachbedienung liegt. Zum anderen jedoch daran, dass der Octavia das Bedien-Chaos des VW Golf übernimmt – wenn auch in leicht abgeschwächter Form: Statt fitzelige Berührflächen hat er Tasten und Dreh-Drück-Walzen auf dem Lenkrad. Mit denen bestehen größere Chancen, sich aus den verschachtelten Bordcomputer-Menüs wieder herauszudrehdrückwalzen. Doch ärgern das verworrene Infotainment wie die begriffsstutzige Sprachbedienung hier mehr noch als bei den anderen Konzern-Kompakten, da der Octavia immer so ein Auto war, das schlicht und einfach funktionierte.
Skoda Octavia: weniger Leistung, schnellere Beschleunigung
Was bisher auch stets einfach war: Octavia als Combi mit TDI – das passte immer. Und passt noch immer, weil die eine Tatsache, dass der Diesel nicht mehr denselben Stellenwert in dieser Klasse hat, im Gegensatz zu jener anderen steht: dass er für ein Erst-/Einzig-/Familien-/Universalauto wie einen Kompaktkombi für viele der effizienteste, alltagstauglichste und naheliegendste Antrieb bleibt. Bei Skoda rücken sie noch drei Leistungsversionen des Zweiliter-TDI für den Octavia (115, 150 PS und 200-PS-Version für den RS) heraus. Für den 308 gibt es nur den 131 PS starken 1,5-Liter-HDi. Reicht aber, denn der ist ein sehr gelungener Antrieb, gerade in Kombination mit Automatik.
Die nervt zwar beim Abbremsen vor Ampeln mit rumpeligem Zurückschalten, wandlert ansonsten aber weich, diskret und punktgenau durch ihre acht Stufen. So hilft sie dem kultivierten, drehemsigen Motor über das Anfahrzaudern hinweg, hält ihn mit knappen Gangsprüngen im zupackenden Bereich. Dazu erweist sich der Antrieb als bemerkenswert effizient: Im Test liegt der Verbrauch bei 5,8 l/100 km, auf der Eco-Runde genügen gar 4,5.
Beim Octavia geht es da mal ein Zehntel hoch, dort eines runter und insgesamt ebenso sparsam voran – mit umgekehrtem Charakter: Der Zweiliter drückt von unten mit größerer Kraft- und Klangfülle. Im Gegensatz zur Intensität des Geräusches lässt jene der Leistungsentfaltung bald nach. Kaum hat der TDI seine 115 PS bei 3250/min beisammen, verebbt das Temperament wieder, da in der Drosselversion eben nicht mehr zusammenkommen darf. Obwohl der Skoda etwas eiliger in Beschleunigung wie Durchzug ist, wirkt der Antrieb eher gehemmt und matter – trotz des alerten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes, das spontaner und eiliger schaltet und wie das Getriebe des 308 im Rollen den Leerlauf einlegt.
Die toure Freude
Doch wie angenehm es sich mit beiden Autos auch über weite Touren reist. Da entspannen die sanfte Kraft der Motoren wie der gute Komfort. Ausgewogen, aber insgesamt straffer abgestimmt, überrempelt der 308 Querfugen und kurze Unebenheiten polterig, hat aber Karosseriebewegungen fester im Griff. Der Octavia spricht sanfter an, federt sorgsamer, wankt jedoch in Kurven mehr. In denen stellt er Handling-Ambitionen zurück, um der Richtungsänderung höchste Sicherheit zu verschaffen. Dazu nutzt er die hohe Präzision und die wohlsortierte, keineswegs aufwallende Rückmeldung der Lenkung.
Illustrer, doch – wie die Fahrdynamiktests zeigen – nicht eiliger inszeniert der 308 die Kurverei. Dabei hat er die Hibbeligkeit der Vorgänger abgelegt. Seine Lenkung meldet nun fassbarer zurück. Sie spricht nicht ganz linear und noch immer scharf, aber nicht mehr überstürzt und giftig an. So kommt die Verbundlenker-Hinterachse dem Richtungswechsel verlässlicher hinterher. Weil der Peugeot beherzter in Kurven biegt, fühlt sich das Handling agiler, aufmüpfiger an, obwohl er früher ins Untersteuern rutscht und beim Rausbeschleunigen mehr um Traktion ringt.
Ein enges Ringen um den Sieg? Wird es nicht, auch wegen längerer Bremswege des 308 aus Tempo 130 und seines hohen Preises, den immerhin die üppige Ausstattung relativiert. Doch vielleicht darf man es so sehen: Es gibt den Octavia Combi ja bereits von Skoda, warum sollte Peugeot einen nachbauen? Laut Oscar Wilde zeugt es von einfachem Geschmack, mit dem Besten zufrieden zu sein.
Obwohl viel besser als sein Vorgänger, bleibt der 308 ein Auto für jene, die sich nicht einfach mit dem Besten, sondern nur mit dem Besonderen zufriedengeben wollen.
Fazit
Als Schwäche, die der 308 ausnutzen könnte, leistet sich der geräumige, sparsamere, komfortable und kostengünstigere Octavia eigentlich nur die ungeschicktere Bedienung.
Mit intensiverem Handling, eigenem, hochwertigem Interieur-Stil und dem ebenso effizienten, dabei kultivierten Antrieb ist der 308 in wenigem besser, aber in vielem glamouröser.
Skoda Octavia Combi 2.0 TDI SCR Style | Peugeot 308 SW BlueHDi 130 GT | |
Grundpreis | 36.460 € | 40.300 € |
Außenmaße | 4689 x 1829 x 1505 mm | 4636 x 1852 x 1442 mm |
Kofferraumvolumen | 640 bis 1700 l | 608 bis 1634 l |
Hubraum / Motor | 1968 cm³ / 4-Zylinder | 1499 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 85 kW / 115 PS bei 2750 U/min | 96 kW / 131 PS bei 3750 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 207 km/h | 207 km/h |
0-100 km/h | 10,9 s | 11,5 s |
Testverbrauch | 5,7 l/100 km | 5,8 l/100 km |