Test: Skoda Superb Combi 2.0 TDI 4x4

Skoda Superb Combi 2.0 TDI 4x4
Derzeit eines der allerbesten Autos

In 23 Jahren und nun der neuen, vierten Generation hat es der Superb weit gebracht. Zu einem der geräumigsten Kombis überhaupt, zum Topmodell von Skoda und, ja, sogar zum neuen VW Passat. Auf zum Test.

Skoda Superb Combi
Foto: Achim Hartmann

Was treibt wohl die Vernunft, wenn sie sich entschließt, mal mächtig auf den Putz zu hauen? Weil sie ganz aus ihrem abbezahlten Niedrigenergie-Reihenhäuschen ist? Vielleicht sind die 1,4 Kinder durch die Ausbildung, es steht die Auszahlung einer Lebensversicherung an oder eine Beförderung mit Dienstwagenanrecht. Auch dann riefe sie sich eilig zur Ordnung und hielte mit ihrem Ganz-aus-dem-Häuschen-Sein an ihrem mit Solarpaneelen bedachten Carportinne, unter dem ihr 6,3 Jahre alter, scheckheftgepflegter Skoda Fabia Combi 1.0 TSI parkt – das vernünftigste Auto, das sich selbst die Vernunft vorstellen kann.

Unsere Highlights

Der Superb wirkt dagegen wie der unvernünftigste aller Skoda – im sehr eng gesteckten Rahmen der Unvernunft, zu der ein Skoda überhaupt fähig ist. Sie gipfelt in einem Zubehörprogramm, das eine portable 12-Volt-Espressomaschine für 299 Euro anpreist – welch leichtfertige Extravaganz für diese tugendhafte Marke! Doch bietet der Superb bei Leistung, Raumangebot, Komfort- und Eleganzausstattung – erst recht im Fall des Testwagens (193 PS, Allrad) – eine Opulenz, die ihn wie der bewertete Testwagenpreis von 57.270 Euro ins Abgehobene zu heben scheint. Ja, nur scheint, wie sich – dies schon hier – am Ende zeigen wird. Das kommt so:

Superb: Top of the WOBs

Die neue ist mehr als die vierte Generation des Skoda Superb, nämlich auch die neunte des VW Passat. Was an sich so neu zunächst nicht klingt, schließlich startete der Superb 2001 als eine radstandsgereckte Abwandlung des Stufenheck-Passat B5. Doch bei den aktuellen Modellen oblag Skoda erstmals die Entwicklungshoheit, welche die Techniker doppelt nutzten. Anders als VW beim Passat, den es nur noch als Kombi gibt, glaubt Skoda weiter daran, dass Kunden dem Reiz einer Stufenheck-Limousine erliegen wollen – oder der Aussicht, damit 1.100 Euro zu sparen. Allerdings unterscheiden sich Superb Limousine und Combi insgesamt wohl mehr als Superb Combi und Passat Variant.

4,0 cm länger, 2,0 höher, aber, hey, 1,5 schmaler als der Vorgänger, reckt der Superb den Radstand nur minimal weiter (0,1 cm).

Denn technisch nutzen sie identisches Unterzeug, den Modulkasten MQB evo. In dem kommt auch der reichweitenstärkere (100 km) und schneller ladende (50 kW Gleichstrom) Akku für den Plug-in Superb iV unter. Der E-Motor sitzt im Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und verbündet sich mit dem 150 PS starken 1,5-Liter-Benziner zu einer Systemleistung von 204 PS. Alternativ motorisieren den Skoda Superb Combi 2.0 TDI 4×4 zwei Benziner (neben dem 1.5 der 2.0 TSI mit 265 PS) und zwei Leistungsvarianten des Zweiliter-Diesel (150 oder wie im Testwagen 193 PS). Alle Nur-Verbrenner verbandelt Skoda ausschließlich mit Siebengang-Doppelkupplern.

Zudem bekommt der Skoda Superb optional die neuesten Errungenschaften der Fahrwerkerei: das Paket aus Zweiventil-Adaptivdämpfern, welche die Kennlinien für Zug- und Druckstufe variieren, und der variabel übersetzten Progressivlenkung (1.090 Euro). Dazu stellt sich die Assistenztruppe nun breiter auf, mit erweiterten Notbremsfunktionen mit Fahrraderkennung, Querverkehr (von vorne und hinten) sowie Abbiege-Nothalt. Sollte es dennoch nicht reichen, plustern sich bis zu zehn Airbags auf.

Selbstredend hat der Skoda Superb Combi die aktuellen Bedien-Ideale des Konzerns umzusetzen. Also an sich. Die geht Skoda mit, wenn es nicht stört, positioniert den Wähl-Drehhebel für das Getriebe rechts vom Lenkrad, links davon den Blinker-Wischer-Multifunktionshebel. Differenzierter halten es die Innenarchitekten mit der Präferenz für berührsensible Tasten und Nur-Touchscreen-Bedienung. Die mögen sie dem Passat ins Cockpit räumen, wenn er übers gleiche Band in Bratislava läuft, nicht aber dem Superb. Der regelt das Klima statt per Touchscreen über zwei Drehschalter, zwischen denen ein Drehdrücker sitzt, der sich mit vier von sechs Schnellzugriffs-Funktionen belegen lässt – drei Klimaprogrammen, Lautstärke, Fahrmodusauswahl oder Kartenzoom fürs Navi. Kleinigkeiten? Gewiss, aber sie verteilen sich in einer solchen Fülle im Auto, dass sie das Wesen des Superb stark mitprägen.

Der Dreh-Drück-Steller lässt sich mit vier von sechs auswählbaren Funktionen belegen. Mit am besten davon: Zoom fürs Navi.

Selbstredend hat der Skoda Superb Combi die aktuellen Bedien-Ideale des Konzerns umzusetzen. Also an sich. Die geht Skoda mit, wenn es nicht stört, positioniert den Wähl-Drehhebel für das Getriebe rechts vom Lenkrad, links davon den Blinker-Wischer-Multifunktionshebel. Differenzierter halten es die Innenarchitekten mit der Präferenz für berührsensible Tasten und Nur-Touchscreen-Bedienung. Die mögen sie dem Passat ins Cockpit räumen, wenn er übers gleiche Band in Bratislava läuft, nicht aber dem Superb. Der regelt das Klima statt per Touchscreen über zwei Drehschalter, zwischen denen ein Drehdrücker sitzt, der sich mit vier von sechs Schnellzugriffs-Funktionen belegen lässt – drei Klimaprogrammen, Lautstärke, Fahrmodusauswahl oder Kartenzoom fürs Navi. Kleinigkeiten? Gewiss, aber sie verteilen sich in einer solchen Fülle im Auto, dass sie das Wesen des Superb stark mitprägen.

Der ist ein zuvorkommender Wagen. Bei so vielen Details merkst du, dass die Ingenieure etwas drei-, vier-, fünfmal bedacht und neu konstruiert haben, um statt der erstbesten die endgültige Alltagslösung zu finden. Bejubeln wir also in loser Folge: Parktickethalter, induktive Handy-Ladefläche mit Kühlrippen, Einfülltrichter fürs Wischwasser, Jackenhängematte im Kofferraum, Regenschirm- und Besenfächer in den Vordertüren sowie fürs Mittagsschläfchen im Fond Kopfstützen mit Auslegern zum Anlehnen. Und eine Decke, deren Aufbewahrungstasche an der Kehrseite der fernentriegelbar klappenden Rücksitzlehnen hängt.

Folklore: Regenschirm- und Besenfächer in den Türen des Skoda.

Klar, der Eiskratzer steckt im Tankdeckel. Der ist ja so etwa der Alterspräsident des Simply-clever-Clubs. Vielleicht sagt es am meisten über das Selbstbewusstsein von Skoda, dass sie damit durchkamen, dass der Passat den Kratzer nicht erhält. Es seien, informiert Skoda, bis zu 28 Simply-clever-Lösungen im Superb enthalten. Man darf annehmen, liebe Mütter und Mitväter, dass man die Kinder mit der Aufgabe, sie alle zu finden, die halbe Sommerurlaubsfahrt über beschäftigt halten kann.

Auch sonst erweist sich der Skoda Superb Combi 2.0 TDI 4x4 als ein höchst talentierter Reisewagen. Sein Gepäckraum fasst 690 bis 1.920 Liter (+30/–30 l). Für die um 4,0 cm gestreckte Länge (Radstand nur +0,1 cm) fanden Ingenieure und Designer wohl zweckdienlichere Verwendung als weitere Ausschweifungen im Raumangebot – die 81 cm Normsitzraum liegen ohnehin tief im Spielfeld der Luxusklasse. Da die Fondbank nicht nur bequem, sondern zudem noch breit und der Mitteltunnel flach ausfällt, kommen drei Erwachsene unbedrängt unter.

Den Zentral-Touchscreen nimmt Skoda eine Nummer kleiner als VW im Passat (12,9 statt 15 Zoll) – besser für Raumgefühl und Aussicht.

Vorn möbliert sich der Testwagen mit gelbnahtigen, belüft- und beheizbaren Ergo-Komfort-Massagesitzen (3.290 Euro). Dazu die Bildschirme für Instrumente und Infotainment – wobei es Skoda beim Touchscreen mit 12,9 Zoll Größe gut sein lässt. Was nicht nur nicht stört, da ja ein paar Tasten und Drehräder mehr da sind, um Funktionen vom Touchscreen auszulagern. Sondern es verbessert Aussicht und Raumgefühl, die beide beim Passat arg versperrt sind von dessen 15-Zoll-Flimmerkiste, die größer ist als der Farbfernseher, den Papa (meiner, aber Ihrer doch sicher auch) sich für die WM 1974 leistete.

Das kann ja weiter werden

Tapst man jedoch zu lange auf dem Monitor herum, sperrt das System die Bedienung, auf dass man sich wieder dem zuwenden möge, worum es beim Auto am vorrangigsten geht und was dem Superb superb gelingt: dem Fahren. Um dessen wahre Qualität zu ergründen, sollte man ein Weilchen mit dem Combi unterwegs sein, liegt seine Stärke doch in einer diskret vorgetragenen Nah-Vollkommenheit. Sie drängt sich nie in den Vordergrund, doch hat sie der Superb in allen Bereichen parat, wenn man siebraucht. Etwa, wenn er adaptivgedämpft und progressivgelenkt über die Landstraße kurvt, fast unerschütterlich sicher, nie aufregend. Aber durchaus beschwingt und eilfertig, wenn du es drauf ankommen lässt.

Abstandshalter, Spurhalteassistent, Totwinkelkamera, Tempomat, Navigation – um nur ein paar der ständig bimmelnden Assistenten aufzuzählen.

Zwar weitet das ESP die Grenzen seines strengen Regelwerks auch im Sport-Modus nur wenig, doch ziehen Lenkung wie Dämpfer ihre Kennlinien an. Dann erst zeigen sich die wahre hohe, dabei geschmeidige Präzision der Lenkung und das Geschick der Dämpfer, die das Handling zu einer strafferen Verbundenheit führen. So biegt der Superb unverändert in höchst sicherer, vergnügender Beschwingtheit durch Kehren, in denen er sich spät dem Untersteuern hingibt, um sich mit Allrad gripfest auf die nächste Gerade hinauszustemmen.

Ausgeprägter noch als die Fahrdynamik, die ihm auch unsere Messwerte bei Spurwechsel und Slalom bescheinigen, ist das Weitstreckentalent des Combi. Im Comfort-Modus überschmeichelt er Unebenheiten, ohne entrückt zu wirken. Wie hervorragend er federt, merkt man erst durch eine kleine Schwäche: Durch die innige Geräuschdämmung dringt auf kurzen Unebenheiten mitunter ein Poltern von der Hinterachse nach innen. Erst glaubst du, es zu spüren, bis du merkst, dass du es nur hörst.

Ähnlich beim Motor: Der TDI treibt den Skoda mit gewandter Unterstützung der Doppelkupplungsbox in einer unaufgeregten Vehemenz, die man zunächst nicht recht wahrnimmt. Dazu muss der Motor erst beim Hochdrehen kernig nach innen schallen, wenn das Getriebe im sehr entbehrlichen Sport-Modus in eine einprogrammierte hochtourige Hektik verfällt. Und dann die Effizienz des Antriebs bei Fahrleistungen wie Verbrauch: nullhundert in siebenacht, 230 Spitze. Doch gelingt es im Test nicht, dem TDI mehr als 7,7 l/100 km aufzuzwingen. Im verhalteneren, der Eile dabei nie ganz abgeneigten Testschnitt genügen 6,4 l/100 km, auf der besonnen gefahrenen Eco-Runde 4,8.

51 cm über der Straße sitzen Pilot und Co im Superb. Das mag nicht an die 65-cm-Herausgehobenheit im VW Tiguan hochreichen, ist aber noch erhabener als in der E-Klasse von Mercedes (50 cm).

Schließlich sollten wir im Abspann noch ein paar Punkte erwähnen: das Mitwirken der ankerigen Bremsen, der professionell wirkenden Assistenz (samt zweistufiger Schnellabschaltung des Tempobimmlers), der verständigen Sprachbedienung sowie der soliden, wert-, dabei nicht prunkvollen Verarbeitungs- und Materialgüte.

Meine Güte, so viel Stärken, keine echten Schwächen? Nun, da wollten wir zunächst den Preis nennen. Doch zuvor summieren wir die Gesamtpunktzahl, die der Superb 2.0 TDI 4x4 erreicht: 651. Das ist der dritthöchste Wert, den wir seit Einführung unseres neuen Punkteschemas vor eineinhalb Jahren vergeben haben. Damit liegt der Skoda einen Punkt vor Mercedes E 220 d (67.057 Euro) sowie Mercedes EQE 350 (67.187 Euro) und nur knapp hinter Mercedes E 400 e 4Matic (655 Punkte, 79.849 Euro) und EQS 580 (661 Punkte, 141.705 Euro). Das derzeit also drittbeste Auto der Welt für 50.950 Euro? Das könnte der Vernunft wohl glatt den Verstand rauben.

Technische Daten
Skoda Superb Combi 2.0 TDI 4x4 Selection
Grundpreis50.950 €
Außenmaße4902 x 1849 x 1521 mm
Kofferraumvolumen690 bis 1920 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung142 kW / 193 PS bei 3000 U/min
Höchstgeschwindigkeit230 km/h
0-100 km/h7,8 s
Verbrauch5,7 l/100 km
Testverbrauch6,4 l/100 km