Abenteuer? Dafür sind bei Toyota die Offroader Land Cruiser und Hilux zuständig. Mit Leiterrahmen, robuster Konstruktion und dem kompletten Allradbesteck haben sie sich in den unwirtlichsten Gegenden der Erde bewährt und nur selten in unsere Breitengrade verirrt. Der 1994 eingeführte RAV4 wandelt hingegen auf den gepflegten Pfaden der Zivilisation und ist hierzulande vor allem deshalb in großer Zahl heimisch geworden, weil er trotz seines stämmigen Auftritts problemlosen Alltagsbetrieb ohne Abenteuer, Allüren und hohe Kosten verspricht.
So gibt es den einst serienmäßigen Allradantrieb beim aktuellen Modell (Marktstart Anfang 2019) nur noch für die Top-Versionen, und neben dem Diesel sind inzwischen auch die normalen Benziner entfallen. Stattdessen sollen ein zusätzlicher Elektromotor mit 88 kW, ein Planetengetriebe und ein Nickel-MH-Akkupack die Leistung rauf- und den Verbrauch des 2,5-Liter-Vierzylinders mit 178 PS runterbringen. Der Fahreindruck wird jedoch geprägt vom stufenlosen Automatikgetriebe, das den sonst recht leisen Vierzylinder bei jedem Gasgeben unwillig aufheulen und den Toyota zäher wirken lässt, als er den Messwerten nach ist.
Obwohl hohe Reisedurchschnitte auf der Autobahn keine Paradedisziplin von Hybrid-Benzinern sind, muss der RAV4 gleich nach Dienstantritt in der Redaktion am 20. Oktober 2020 auf seine erste große Tour. Klar, ab 160 km/h wird er laut, doch trotz zügiger Fahrweise begnügt sich der 1.633 kg schwere Fronttriebler auf den 1.078 Kilometern von Stuttgart nach Salzgitter und zurück mit 96,3 Litern Super, während der vergleichbare Honda CR-V Hybrid unter ähnlichen Bedingungen für 1.100 km immerhin rund 125 Liter benötigte. Auf Stadt- und Landstraßen reichen sogar sechs bis sieben Liter für 100 Kilometer.
Geschliffener Antrieb
Besonders sparsam und leise ist man naturgemäß unterwegs, wenn der E-Motor den Vortrieb übernimmt und sich der Verbrenner im Hintergrund hält – bei konstanter Fahrt und wenig Last also. Ansonsten schaltet sich der Benziner schon kurz nach dem Start zu, doch nicht nur beim kultiviertweichen Losfahren beeindruckt das harmonische Zusammenspiel beider Triebwerke. Da zeigt sich eben die lange Erfahrung von Toyota im Bau von Hybriden, deren Problemlosigkeit bereits mehrere Modelle vom Prius bis hin zum Lexus LS 600h im Dauertest bewiesen haben.
Entspannung pur also? Im Prinzip schon, denn auch der aktuelle RAV4 gehört zu jenen Autos, die unauffällig ihren Job erledigen, ohne große Aufmerksamkeit zu erfordern. Er hat viel Platz für Insassen und Gepäck, federt und bremst anständig und lässt sich in seinen Grundfunktionen leicht bedienen. Auch die diversen Assistenzsysteme wie Spurhaltung oder adaptive Abstandsregelung funktionieren bisher zuverlässig. Besonders gelobt wurden das heizbare Lenkrad, die neigungsverstellbare Fondsitzlehne und die Rundumkameras, die das Rangieren spürbar erleichtern.
Nicht so sicher erkennen sie jedoch die jeweiligen Tempolimits, und das Navigationssystem wollte einmal partout nicht die optimale Route durch Stuttgart anzeigen, weil dort angeblich Mautpflicht gilt. Defekte? Ein Riss in der Frontscheibe und ein elektrischer Fensterheber vorn, der bei minus 10 Grad Celsius streikte. Ansonsten präsentiert sich der Testwagen mit der schicken Zweifarb-Metallic-Lackierung und dem Teilleder-Interieur der 11.700 Euro teuren Topausstattung Style Selection nach rund 13.000 Kilometern so proper und solide wie am ersten Tag.
Wir sind gespannt, ob er diesen Eindruck bis zu seinem letzten Diensttag festigen und den guten Ruf der Marke bestätigen wird. Aber für Abenteuer sind ja bekanntlich andere Toyota-Modelle zuständig.
Toyota RAV4 2.5 Plug in Hybrid | |
Grundpreis | 47.490 € |
Außenmaße | 4600 x 1855 x 1685 mm |
Kofferraumvolumen | 520 bis 1355 l |
Hubraum / Motor | 2487 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 136 kW / 185 PS bei 5700 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
0-100 km/h | 6,0 s |
Verbrauch | 1,2 kWh/100 km |
Testverbrauch | 7,2 kWh/100 km |