Eigentlich unverständlich, dass VW den Raumkünstler Touran mit dieser zweiten Generation wohl auslaufen lässt. Uneigentlich sind SUV einfach populärer. Nur bedingt jede Abweichung vom Kastenformat eben auch üppigere Außenmaße für den gleichen Innenraum, und Großstadtfamilien bezahlen längere Autos mit Zeit bei der Parkplatzsuche oder hohen Stellplatzkosten.
Der Caddy sichert seine Zukunft schon als beliebtes Handwerkermobil und basiert in fünfter Generation auf der MQB-evo-Plattform des Golf VIII. Den überragt er in der Länge um gut 20 Zentimeter, während ihm zum Touran ganze drei fehlen.
Mit dem sparsamen, ausreichend kräftigen 122-PS-Diesel, Schaltgetriebe und ähnlicher Ausstattung liegt der Caddy preislich fast gleichauf mit dem Touran Comfortline, der inklusive vielseitig einstellbarer Sitze, Lederlenkrad und Parkpiepsern ringsum für 33.855 Euro im Konfigurator steht. Für den ab 31.790 Euro erhältlichen Caddy Life kosten diese Extras gut 1.000 Euro. Allerdings gibt es einen Touran gar nicht mehr viel günstiger, während ein nackter Fünfsitzer-Caddy mit 75-PS-Diesel bei 26.614 Euro startet.
Der bleibt bei seiner starren Hinterachse und federt unter Rumpelgeräuschen mitunter rustikal – aber noch gut genug, um nicht als unbequem aufzufallen. Unangemessen billig wirkt er zwar im Innenraum nicht, doch dominiert dort Hartplastik, und die riesige Heckklappe ist nur mit einer Spanplatte verkleidet.
Beim Platzangebot liegt der Hochdachkombi insgesamt vorne, speziell wenn mit montierten Trennnetzen bis unters Dach gestapelt wird. Zudem können die schweren Rücksitze ausgebaut oder mit Stützstangen aufgestellt werden, während hintere Schiebetüren das Einsteigen erleichtern und dabei Schäden am Nachbarauto nahezu ausschließen. Versenkbare Fenster fehlen aber, die es etwa beim Renault Kangoo gibt.
Versenkbare Touran-Sitze
Interessante Extras sind der Kunststoffboden, die 230-Volt-Steckdose im Fond (Touran: Kofferraum) und die einzeln arretierbaren Flügeltüren am Heck. Die im Testwagen nicht vorhandenen Sitze in der dritten Reihe können ausgebaut werden, nehmen sonst jedoch immer viel Raum ein, weil sie nicht eben in den Ladeboden klappen wie im Touran. Dafür sitzt man im Caddy-Heck weniger beengt.
Schubladen unter den Vordersitzen und Tische an deren Rückseite haben beide, doch die verschiebbaren Einzelsitze im Fond des Touran sind große Ingenieurskunst: Beim Umklappen der verstellbaren Lehnen senken sich die Sitzflächen ab, um eine ebene Ladefläche zu schaffen. Ebenso gut sind die vorne auch längs verstellbaren Kopfstützen und das ältere, aber viel bessere Bediensystem mit Tasten (nicht am Navi) und einer separaten Klimasteuerung. Im Caddy steckt hingegen die oft fummelige Touchbedienung des Golf VIII.
An dessen Komfort reicht der Touran viel näher heran, denn mit seiner Mehrlenker-Hinterachse und optionalen Adaptivdämpfern federt er weicher, hält den Aufbau ruhiger und stützt ihn in Kurven stärker. Hinzu kommen höherwertige Materialien und der wegen des weiter im Innenraum positionierten Lenkrads bequemere Fahrerplatz. Im Caddy sitzt man dagegen mit 620 mm Abstand zur Straße nur drei Zentimeter niedriger als im SUV VW Tiguan.
Fazit
VW Caddy 2.0 TDI Life | VW Touran 2.0 TDI Comfortline | |
Grundpreis | 38.723 € | 41.545 € |
Außenmaße | 4500 x 1855 x 1833 mm | 4527 x 1829 x 1673 mm |
Kofferraumvolumen | 834 bis 1980 l | |
Hubraum / Motor | 1968 cm³ / 4-Zylinder | 1968 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 90 kW / 122 PS bei 2750 U/min | 90 kW / 122 PS bei 2750 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 186 km/h | 196 km/h |
0-100 km/h | 11,3 s | 11,2 s |
Verbrauch | 4,6 l/100 km | |
Testverbrauch | 6,7 l/100 km | 6,6 l/100 km |