Wer sich je fragte, was wohl aus der Tasse Kaffee geworden wäre, auf die man damals noch mit hätte hochkommen können, findet die Antworten auf den Heckklappen diverser Vans gepappt: Lena, Hannah, Paul oder Amelie etwa. Wer damals mit hochging, teilt heute womöglich die Ansicht, dass es keine zu großen Familienautos gibt – auch wenn man noch nicht bei den 215 Euro Kindergeld ab dem vierten Kind angekommen ist, sondern noch an den 190 Euro für das dritte herumschmust.
Weil selbst Großkombis wie BMW 5er oder Skoda Superb an drei Kindersitzen auf der Rückbank ebenso scheitern wie am Sperrgepäck, braucht es Autos mit echten Sitzen statt Sitzgelegenheiten, Autos, die Ladevolumina nicht in Liter, dafür in Kubikmeter bemessen – wie Ford Tourneo Custom , Mercedes Viano und VW Multivan.
Ford Tourneo Custom mit günstigem Preis
Nach fast 60 Jahren Transit biegt Ford auf einen neuen Weg: Der Transit wächst, ist nun Sprinter-Konkurrent. Dagegen legt sich der neu entwickelte und als Titanium reich ausstaffierte Ford Tourneo Custom mit dem Multivan an. Seinen Lieblingsrivalen fordert er mit dem niedrigeren Preis heraus – ausstattungsbereinigt kommt er 10.000 Euro günstiger. Nicht, dass dies verborgen bliebe, denn der Ford Tourneo Custom richtet sich rustikal-pragmatisch ein. Er verzichtet auf verschiebbare Einzelsitze hinten, stattdessen möblieren die Heckstube zwei breite Bänke. Die bieten viel Raum und auf vier der sechs Plätze Isofix-Anker, lassen sich asymmetrisch geteilt zusammenklappen oder mühsam herausheben.
Doch oft hat das einfache Klappen im Ford Tourneo Custom Vorteile gegenüber dem VW, wenn schnell Platz für Sperrgut gebraucht wird – weil sich die Dreierbank im Multivan gegen Verrücken sträubt und Herausnehmen für alle ohne Drang zum Bandscheibenvorfall eine eher theoretische Möglichkeit bleibt. Im Ford Tourneo Custom stört der hohe Wagenboden. So ist es für Kinder durch die großen Schiebetüren ebenso eine Kletterei in den Fond wie für Pilot und Co auf die knautschigen Vordersitze.
Das Cockpit-Layout mit der tastenwirren Bedienung übernimmt der Ford Tourneo Custom von der Pkw-Verwandtschaft, außerdem den Hang zur Dynamik. Die Lenkung spricht fast zappelig an, doch fährt der Fronttriebler agil und trotz sachten Lastwechseldrängens sicher. Völlig inakzeptabel sind allerdings die miserablen Verzögerungswerte. Immerhin verschlechtern die sich nicht weiter, wenn der Ford Tourneo Custom eine ganze Tonne zulädt.
Weit her ist es auch mit dem Komfort nicht: Die blattgefederte Hinterachse im Ford Tourneo Custom poltert den Vorderrädern etwas missmutig hinterher. Zudem prustet der Auspuffton des nageligen und durchzugsmüden Vierzylinder-Diesels durch die Zwangsentlüftung in den Fond. Sehr nervig, wenn es mal länger geht.
Mercedes Viano mit geringer Zuladung
Nur Nutzfahrzeuge laufen länger. Dass ein Jahrzehnt Bauzeit am Viano nicht spurlos vorbeizog, zeigt sich nicht nur im veralteten Infotainment und der nüchternen Materialauswahl, sondern auch in der Sicherheitsausstattung: Seitliche Kopfairbags gibt es nur vorn, selbst Sidebags kosten dort extra. Wie eigentlich alles in der Basisversion Trend, die bei vergleichbarer Ausstattung 5.700 Euro teurer ist als der Ford Tourneo Custom. Allerdings gilt das für den Viano in der mittellangen Version, die sich auf 5,01 Meter streckt und ein verschwenderisches Raumangebot für sechs Passagiere bietet. Die vier Sessel im Fond sind ebenso haltschwach wie die vorderen und lassen sich zwar auf Schienen längs verschieben, aber nur umständlich zusammenklappen sowie sehr umständlich und rückenbelastend ausbauen.
Ansonsten passt es mit der Bedienung wie auch mit dem Komfort des Viano, der trotz eher knapper Zuladungskapazität stramm federt – in der dritten Reihe schlägt sachtes Nachwippen auf langen Bodenwellen auf den Magen. Schwindelig wird der Fahrer seine Passagiere aber nicht fahren – der Viano legt zwar am energischsten los, der Motor hat aber an dem 2,2 Tonnen-Kasten heftig zu schleppen. Zudem muss er gegen die unharmonische Abstufung der hakeligen Sechserbox ankämpfen. Bei der sind die ersten drei Gänge zu kurz, der sechste viel zu lang übersetzt. Handling? Aber darum geht es ja kaum, doch fährt sich der hinterradgetriebene Viano auch wegen der indirekten, feedbackschwachen Lenkung hier am Bus sigsten. Doch noch immer lohnt es, den Viano auf dem Zettel zu haben.
VW Multivan fährt wie ein großer Kombi
Sollte jede gute Idee auf ein DIN-A4-Blatt passen, muss der VW Bus eine sehr gute sein: 1947 genügte ein Notizzettel, um sein Grundkonzept aufzukritzeln. Den Multivan gab es zum ersten Mal 1985 zu Zeiten des T3. Mittlerweile ist auch der T5 zehn Jahre alt und überzeugt noch immer mit – abgesehen vom Nachwippen – hohem Federungskomfort, untersteuerintensiven, aber sicheren Fahreigenschaften, eingängiger Bedienung und hoher Variabilität. Die braucht er auch, denn innen ist der kürzere Fronttriebler enger als Ford Tourneo Custom und Viano. Die Dreierbank im Fond und die zwei Drehsitze rücken also viel im Fond herum, bieten den Passagieren aber guten Komfort.
Wie der Antrieb. Der Zweiliter-Diesel mit 140 PS legt etwas müde los, aber gut unterstützt von der passend abgestuften, etwas hakeligen Sechserbox. Weil er handlich wirkt, fast wie ein großer Kombi, nicht wie ein Bus fährt, überzeugt der T5 noch immer. Auch die Tatsache, dass man ihn sich am wenigsten leisten kann, wenn man ihn am meisten braucht, ändert nichts daran, dass er ein Traumwagen ist – selbst für viele Singles, die noch einige Tassen Kaffee vor sich haben, bevor sie ihn wirklich benötigen.
VW Multivan 2.0 TDI Comfortline | Ford Tourneo Custom 2.2 Titanium | Mercedes Viano 2.0 CDI lang Trend | |
Grundpreis | 46.785 € | 42.305 € | 41.174 € |
Außenmaße | 4892 x 1904 x 1970 mm | 4972 x 1986 x 1972 mm | 5008 x 1901 x 1875 mm |
Kofferraumvolumen | 657 bis 4300 l | 922 bis 5520 l | 730 bis 3310 l |
Hubraum / Motor | 2198 cm³ / 4-Zylinder | 2143 cm³ / 4-Zylinder | |
Leistung | 103 kW / 140 PS bei 3500 U/min | 91 kW / 125 PS bei 3500 U/min | 100 kW / 136 PS bei 3800 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 173 km/h | 157 km/h | 174 km/h |
0-100 km/h | 14,4 s | 16,3 s | 13,8 s |
Verbrauch | 7,7 l/100 km | 6,5 l/100 km | 7,1 l/100 km |
Testverbrauch | 9,5 l/100 km | 9,7 l/100 km | 9,2 l/100 km |