Unsere Redaktions-Tiefgarage ist ganz grundsätzlich ein interessanter Ort, denn dort parkt vom Micra bis zum McLaren fast alles, was der Automarkt so hergibt. Besonders auffällig ist jedoch, wie häufig neue SUV oder Crossover dort mittlerweile auftauchen. Gerade jetzt stehen wieder zwei Neue aus der populären Mischlingsklasse da: DS 3 Crossback und VW T-Cross , dazu ein Audi Q2 als Referenz.
Dabei haben die höhergelegten Kleinwagen als üppig ausgestattete Testwagen mit kleinen Dreizylindermotoren ganz schön große Preisschilder, die mit den Basistarifen zwischen 18.000 und 24.000 Euro nur noch wenig gemein haben: 33.040 Euro kostet der VW, 39.040 Euro der DS, und auf der Audi-Ausstattungskarte stehen gar 41.505 Euro.
Der Crossback verwendet den CMP-Unterbau (Common Modular Platform) des PSA-Konzerns. T-Cross und Q2 stehen beide auf dem Modularen Querbaukasten des Volkswagen-Konzerns, wobei der VW die einfachere MQB-A0-Variante verwendet, die auch die Kleinwagenverwandtschaft Polo und A1 nutzt.
Bereits durch die abweichenden Plattformen ergeben sich zwischen T-Cross und Q2 eindeutige Unterschiede – etwa der fünf Zentimeter längere Radstand des Audi oder die anders ausgelegte Sitzposition. Im Q2 kann der Sitz tiefer eingestellt werden, und die Lenksäule ist für eine sehr gute Sitzposition weit genug verstellbar. Je nach Körpergröße und -proportionen wünscht man sich für die erhöhte SUV-Sitzposition im VW einen größeren Verstellbereich, um das Lenkrad näher zu bekommen.
Bequem ist der T-Cross dennoch, insbesondere weil er – wie der Q2 – die hervorragende Konzern-Mittelarmlehne hat, die einen riesigen Einstellbereich in Länge und Höhe bietet. Zudem federt er fast genauso geschmeidig, obwohl nur für den Audi verstellbare Stoßdämpfer erhältlich sind. Ansonsten lässt er sich durchaus reichhaltig ausstatten, doch manche Extras wie Ledersitze, kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung, Stauassistent und ein Head-up-Display gibt es nur für Crossback und Q2.
VW mit größtem Nutzwert
Dafür weist nur der T-Cross eine verschiebbare Rücksitzbank und eine nach vorne umklappbare Beifahrersitzlehne auf, die zum Beispiel den halbwegs sicheren Transport einer durchschnittlichen Baumarkt-Bierbank ermöglicht. Zusätzlich räumt er in wichtigen Bewertungskriterien richtig ab: Er bietet das beste Platzangebot, am meisten Bein- und Kopffreiheit für die Fondpassagiere, den größten Kofferraum (455 bis 1.281 Liter) und den günstigsten Preis: Ausstattungsbereinigt kostet er bis zu rund 8.000 Euro weniger als der Audi, etwa 5.000 Euro beträgt der Abstand zum DS 3 Crossback.
Das spiegelt sich hier und da jedoch in der Materialqualität wider. Ein aufgeschäumtes Armaturenbrett, wie es beim Polo ab Comfortline serienmäßig ist, gibt es für den T-Cross gar nicht. Auch die Ellenbogenablage der Türverkleidungen ist aus nacktem Hartplastik, nur die Armauflagen haben eine Polsterung abbekommen. Insgesamt wirkt der Innenraum trotzdem recht solide und dauerhaft, denn Details wie die vertraute Klimasteuerung und der mit Leder überzogene Hebel für die mechanische Handbremse heben die Qualitätsanmutung.
Wie üblich in den kleineren Fahrzeugklassen setzt VW beim Infotainment auf die Bedienung via Touchscreen. Grundsätzlich ist das System übersichtlich aufgebaut, und neben einem Lautstärkedrehregler ist rechts am Monitor ein weiterer Drehknopf montiert. Das hilft häufig bei der Bedienung während der Fahrt, leider jedoch nicht immer, denn etwa im Hauptmenü bleibt der rechte Drehknopf ohne Funktion. Förderlich für die Bedienergonomie wären zudem physische Direktwahltasten statt der berührungsempfindlichen Display-Flächen.
Einen Stummschaltknopf gibt es nur mit dem kleinen Navi – oder mit dem großen, wenn die Sprachbedienung (225 Euro) nicht gebucht wurde. Dann funktionieren die Voice-Knöpfe auf Lenkrad und Touchscreen als Mute-Knöpfe. Durchdacht hingegen: Die Wiedergabe pausiert, sobald die Lautstärke auf null reduziert wird. Alternativ kann der Lautstärkeregler gedrückt werden, nur geht dann neben der Musik auch der Bildschirm aus.
Solche Kritik muss der Q2 sich nicht anhören, denn er liefert das klassische Mittelklasse-Bedienkonzept: großer Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole, kein Touchscreen. Damit dauert die Menü-Navigation zwar gelegentlich einen Augenblick länger, ist allerdings erheblich präziser – und während der Fahrt sicherer.
Wenig präzise ist hingegen die Bedienung des Abstandstempomaten über den Hebel unterhalb des Blinkers, denn die Einstellung erfolgt unterhalb von 80 km/h in Fünfer-, darüber in zu großen Zehnerschritten. Auf dem VW-Lenkrad dienen vier Tasten der Geschwindigkeitseinstellung in Einer- oder Zehnerschritten – damit lässt sich einwandfrei arbeiten. Der DS3 Crossback hat an gleicher Stelle wie der Audi eine Tempomatsteuerung im Stil eines Renault- Radiobediensatelliten: Nach kurzer Eingewöhnung klappt die Bedienung problemlos, lediglich das Übernehmen von Tempovorschlägen ist etwas unpraktisch.
Ausgefallen und edel
Das Gewohnte anders zu gestalten ist ohnehin das Ding des DS 3 Crossback. Zunächst tanzt er mit einer für die Klasse ungewöhnlich edlen Innenausstattung aus der Reihe. Zwar gibt es ab Handschuhfachhöhe abwärts klassenübliches Hartplastik, doch auf dem Armaturenbrett und den Türverkleidungen sind große Flächen mit hochwertigem Echtleder bezogen. Die Ledersitze sind in einem außergewöhnlichen Muster gesteppt und flauschig aufgepolstert. Zudem ist der Fahrersitz nicht nur elektrisch einstellbar, er bietet dazu über die Lordosenstütze sogar eine einfache Massagefunktion.
Spezielle Details leistet sich der DS auch an anderer Stelle. So fahren die Türgriffe elektrisch aus, und die Form des dreieckigen D im DS-Logo wird an vielen Stellen aufgegriffen, etwa von der Dachhimmelbeleuchtung bis zur Schalterreihe und den Lüftungsdüsen unterhalb des Navi-Bildschirms.
Das ausgefallene Design kostet wegen der kleinen Seitenscheiben hinten jedoch einiges an Übersichtlichkeit. Bei der getesteten La-Pre- mière-Version ist der Totwinkelassistent zwar serienmäßig, aber im Zweifel sollte man sich nicht ausschließlich darauf verlassen. Leider sparen sich alle drei Hersteller einen entsprechend markierten asphärischen Teil auf den beifahrerseitigen Außenspiegeln – ein solches Spiegelglas würde insbesondere im Crossback helfen, die Rundumsicht zu verbessern.
Sein Bedienkonzept ist dagegen weniger ein Tribut an das Design als die Umsetzung der PSA-Philosophie, die eine möglichst weitreichende Zentralisierung aller Funktionen über den Touchscreen vorsieht. Berührungsempfindliche Tasten unterhalb des weit oben im Sichtfeld montierten Monitors erleichtern die Bedienung, teilweise müssen jedoch kleine Flächen auf dem Bildschirm getroffen werden. Während der Fahrt ist das eher fummelig, schon weil manche Funktionen in Untermenüs vergraben sind.
Hinzu kommt, dass auch die Klimasteuerung auf dem Touchscreen dargestellt wird. Das bedingt mühselige Klickerei, die der Fahrer bei den Rivalen mit einem Drehschalter nebenbei abhakt. Im Falle des Audi ist die gesamte Klimasteuerung zudem ein hochwertiges Designelement.
Gemütliche Motoren
Die Unterschiede bei den Antrieben sind überschaubar: ein Liter Hubraum, drei Zylinder, 200 Nm und rund 115 PS bei Audi und Volkswagen, der Crossback erhöht um 0,2 Liter, 30 Nm und 15 PS. Alle drei treiben die Vorderräder an. Im mittleren Drehzahlbereich drückt der PSA-Motor eine Idee kräftiger, was er mit dem besten Beschleunigungswert untermauert; in der Praxis sind die Unterschiede jedoch keinen Extrapunkt wert.
Für alle gilt, dass sie die Crossover ausreichend motorisieren. So verkneifen sie sich ausgeprägte Anfahrschwächen und sind für halbwegs zügiges Mitschwimmen durchaus geeignet. Mehr sollte man sich von den Antrieben jedoch nicht erhoffen, schließlich müssen sie alle etwa 1,3 Tonnen anschieben, was ihnen mit rund sieben Litern Super pro 100 Kilometer durch die Bank effizient gelingt.
Besser gedämmt sind DS und Audi, denn richtiger Dreizylinder-Radau kommt nur im VW-Innenraum an – aber nur bei hoher Last. Positiv ist außerdem, dass sowohl die serienmäßige Achtgangautomatik im DS 3 als auch das 1.500 respektive 2.000 Euro teure Siebengang-DSG in VW und Audi geschmeidig mit den Motoren zusammenarbeiten. Allerdings gibt es dieses Getriebe im Q2 derzeit nicht mehr mit dem 1.0 TFSI, sondern erst ab dem 1,5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS, der mittelfristig auch für den T-Cross erhältlich sein wird.
Passende Fahrdynamik
Das weich ansprechende Fahrwerk des Crossback erreicht ungefähr das Komfortniveau des T-Cross. Bei beladenem Auto empfinden Passagiere auf der Rückbank des DS die Kippelbewegungen auf schlechten Straßen jedoch tendenziell als weniger angenehm.
Wenn’s dann doch mal etwas zackiger ums Eck geht, hat er eigentlich eine flockige Abstimmung, die zur Motorisierung gut passt. Blöd nur, dass das ESP einen auf Helikopter-Eltern macht, sobald der Franzose sich querdynamisch ins Zeug legen will. Souveräner macht das die MQB-Fraktion: Beide wanken etwas weniger und sind entsprechend eine Idee präziser fahrbar, obwohl ihre ESP-Abstimmung ebenfalls eher konservativ ausfällt. Der VW hat die insgesamt harmonischste Lenkung, die des DS eine erstaunlich detailreiche Rückmeldung im Grenzbereich.
Der Schwerpunkt liegt in dieser Klasse klar auf den praktischen Eigenschaften, die der T-Cross am besten draufhat. Auch beim Q2 ist das Platzangebot hinten noch gut, zudem ist nur für ihn eine dreiteilig klappbare Rücksitzlehne erhältlich. Der Crossback muss Interessenten eher über seinen extravaganten Auftritt für sich gewinnen. Er bewegt sich zwar in vielen Bewertungskriterien mit den Autos des VW-Konzerns auf Augenhöhe, hält aber bei den für die Klasse wichtigen Punkten wie Raumangebot, Kofferraum und Variabilität nicht ganz mit.
Da wären im Vergleich zum VW etwa ganze sechs Zentimeter weniger Beinfreiheit für die Hintensitzenden; immerhin zwei fehlen ihm auf den Q2. Wegen der recht engen Platzverhältnisse im DS-Fond ist das Ein- und Aussteigen weniger komfortabel als bei der Konkurrenz. Auffällig sind zudem die hohe Ladekante, die steile Stufe bei umgeklappter Rücksitzlehne und das mit 350 Litern geringste Gepäckraumvolumen. Wobei: Eigentlich muss das Handschuhfachvolumen mitgerechnet werden – da passt Alltagskram für drei Autos rein.
DS 3 Crossback Puretech 130 La Première | Audi Q2 30 TFSI Sport | VW T-Cross 1.0 TSI Style | |
Grundpreis | 37.590 € | 28.050 € | 25.275 € |
Außenmaße | 4118 x 1791 x 1534 mm | 4191 x 1794 x 1508 mm | 4108 x 1760 x 1584 mm |
Kofferraumvolumen | 350 bis 1050 l | 405 bis 1050 l | 455 bis 1281 l |
Hubraum / Motor | 1199 cm³ / 3-Zylinder | 999 cm³ / 3-Zylinder | 999 cm³ / 3-Zylinder |
Leistung | 96 kW / 130 PS bei 5500 U/min | 85 kW / 116 PS bei 5000 U/min | 85 kW / 115 PS bei 5000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h | 197 km/h | 193 km/h |
0-100 km/h | 10,2 s | 10,9 s | 10,7 s |
Verbrauch | 5,0 l/100 km | 5,3 l/100 km | 4,9 l/100 km |
Testverbrauch | 7,3 l/100 km | 7,2 l/100 km | 6,9 l/100 km |