Lang wird es ihn nicht mehr geben, den S-Max . Er wird noch gebaut, aber nur noch mit Hybridantrieb. Ein Nachfolger? Nicht in Sicht. In einer Welt, die immer mehr SUV bevorzugt, ist er eine aussterbende Art. Macht ihn das zum echten Gebraucht-Geheimtipp? Hier sind zehn Gründe, die dafürsprechen, und ein paar kleine, die das anders sehen.
1. Platz, Platz und nochmals Platz
Der S-Max hat Platz und davon viel. Mehr noch: Das üppige Raumangebot beginnt bei massenhaft Kopf-, Schulter- und Beinfreiheit für die Insassen in Reihe eins und zwei. Nur auf den beiden optionalen Sitzen in Reihe drei wird es konstruktionsbedingt etwas enger. Bleiben Sie im Boden versenkt, passen rund 700 Liter ins Heck, klappt man alles um, landet man bei etwa 2.200 Litern. Für ein Nicht-Nutzfahrzeug ist das ein enorm guter Wert. Unterstrichen wird das Ganze durch knapp 800 Kilo Zuladung – je nach Ausstattung und Motorisierung auch eine Spur weniger. Ein auto-motor-und-sport.de-Kollege demonstrierte all dies einst eindrucksvoll, indem er eine vollständige Einbauküche in seinen privaten S-Max lud.
2. Das erstklassige Fahrwerk
Als Familienvan mit Vorderradantrieb und einigen Pfunden auf den Blechhüften könnte der S-Max auf kurvigen Straßen schwanken, wie ein Krebskutter vor Grönland, ohne dass wir es ihm übelnähmen – Hauptsache gemütlich, Hauptsache flauschig weich auf der Langstrecke. Nun, gemütlich kann er. Doch gleichzeitig fährt er präzise, bietet eine angenehme Portion Straffheit und (mag wagt es kaum zu sagen) ein Quäntchen Fahraktivität! So liegt seine Fahrdynamik viel mehr an einer großen Limousine als an einem behäbigen Van. Chapeau!
3. Ein eleganter Auftritt
Manche Familienautos – das hat schon allein mit Pflegezustand und Nutzungsart – zu tun, riechen nach Penaten, eingetrockneten Trinktütchen und geschmolzenen Wachsmalstiften. Sie strotzen vor Sandkasteninhalt aller Art, tragen alte Pommes und Legofiguren in den Sitzritzen und sehen auch äußerlich so aus, wie vor dem Indoor-Spielplatz vergessen. Ob man hier gern einsteigt und auf die Reise geht, wagen wir vorsichtig zu bezweifeln. Natürlich kann dieses Schicksal auch einem S-Max widerfahren. Doch ihn umweht weniger diese Art von Kindergarten-Aura und mehr der Reiz eines angenehm hochwertigen Autos. Das schon serienmäßig recht hohe Ausstattungsniveau und eine Fülle an luxuriösen Extras tun ihr Übriges. Elegante Linien und geschmackvoller Chromzierrat außen, sehr hochwertige Materialien und technische Schmankerl innen: Der S-Max ist was für Leute, die gern Auto fahren und auch an einem entsprechenden Auftritt interessiert sind.
4. Eine Spielzeugkiste auch für den Fahrer
Gerade sprachen wir von technischen Schmankerln und einem spürbaren Unterschied zur Machart durchschnittlicher Familienautos. Was heißt das genau? Nun, schon bei der ersten – ebenfalls empfehlenswerten – Generation des S-Max war Ford ein Vorreiter in Sachen Tacho-Technik. Ein großes Farbdisplay informierte seit dem Facelift 2010 über Bordcomputer-Funktionen. Der zweite S-Max, um den es hier geht, verwöhnt mit einem großen teildigitalen Kombiinstrument mit unzähligen Anzeigefunktionen und clever gemachtem Anzeigekonzept. In der glattflächigen Mittelkonsole finden sich recht logisch verteilt hübsche feine Tasten, die an japanische Stereoanlagen erinnern, sowie das große Ford-Navi mit Touchbedienung. Anders als in Kuga und Co. ist es auch mit kurzen Armen und ohne Fernglas gut zu bedienen. Optional, aber sehr empfehlenswert: Die guten LED-Matrixscheinwerfer.
5. Die Fernreisetauglichkeit
Viel Platz, viel Komfort, ein hübscher Innenraum: das schreit doch gerade nach einem Einsatz als Kilometerfresser. Und genau da macht er sich richtig gut. Mit ordentlichen 70 Litern Tankvolumen und den sparsamen Dieselmotoren lassen sich leicht Reichweiten von über 1.000 Kilometern erzielen. Einen angenehmen Beitrag dazu leistet die erhabene Sitzposition mit dem Panorama-Ausblick durch die XXL-Frontscheibe nebst Buswischer und Dreiecksfenstern.
6. Mangelnde Konkurrenz
Welche Optionen gibt es auf dem Gebrauchtmarkt, ein Auto mit Van-Platz zu finden, welches nicht fährt wie ein Nutzfahrzeug? Da wäre der VW Touran, ebenfalls sehr gut, im Grundriss aber kompakter und höher bauend. Dann gibt’s noch den Opel Zafira C, der aber seit 2019 ebenfalls auf einer Kleintransporterbasis steht. Er ähnelt dem S-Max am meisten, ist aber in allen Richtungen ein Stückchen kleiner. Klar: Unter ihm steckt wie beim Touran Technik aus der Kompaktklasse. Der S-Max teilt sich eine Plattform mit dem großen Mittelklässler Mondeo. Dieses Van-Format kennen wir sonst nur noch aus dem jüngst eingestellten VW Sharan/Seat Alhambra, der zwar ähnlich geräumig daherkam, wie der Ford, aber dafür seit Jahren nur noch mit 1,4-Liter-Benziner und mit vergleichsweise niedriger Ausstattung erhältlich war.
7. Vorteil: Getriebe
Zwar lässt sich der S-Max gut mit dem fast immer serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe fahren, doch steht ihm eine Automatik einfach besser zu Gesicht. Hier glänzt die zweite Generation mit dem sehr guten, gemeinsam mit General Motors entwickelten, Achtstufen-Wandlerautomatikgetriebe. Auch die Sechsgang-Doppelkuppler namens Powershift funktionieren gut (Vorsicht bei frühen Allradmodellen, deren Verteilergetriebe streiken können), doch unterliegt sie dem unvermeidlichen Kupplungsverschleiß, der beim Wandler ausbleibt. Die Sechsstufen-Wandlerautomaten aus dem ersten S-Max gehen mitunter relativ ruppig beim Anfahren zur Sache.
8. Die gute Haltbarkeit
Nanu, gute Haltbarkeit? Gebraucht-Tipp? Eine kurze Internetrecherche zeigt massenhafte Erkenntnisse über defekte Leuchtmittel, Fahrwerks- und Bremsenverschleiß. Ohne das relativieren zu wollen: Derartige Verschleißerscheinungen wiegen weit weniger schwer als etwa Rostprobleme, oder chronische Krisenherde. Ferner wurden schon von Anfang an viele S-Max ihrem Talent entsprechend benutzt: mit viel Nutzlast und hohem Tempo auf der Autobahn. Das erzeugt denselben Verschleiß, der sich etwa an gebrauchten VW Touran findet. Wer also ein Exemplar aus gepflegtem Privatbesitz bekommt, darf sich auf ein mängelarmes und vor allem lang haltbares Fahrzeug freuen.
9. Das vernünftige Preisniveau
Der S-Max ist kein billiges Auto, aber fast. Selbst für brauchbare frühe Exemplare der ersten Generation, die bereits viele Kilometer abgespult haben, werden mindestens rund 12.000 Euro fällig, für den aktuellen sind es mindestens 14.000 Euro. Gemessen an dem, was er bietet – die guten Antriebe, das große Platzangebot und die umfangreiche Technik – ist er aber durchaus als günstig zu bezeichnen. Woran liegt das? Weil angesichts der SUV-Beliebtheit immer weniger Leute zum Van greifen. Schade eigentlich. Und doch: Den S-Max-Gebrauchtkäufer freut’s. Noch ein gutes Indiz findet sich in der Suche nach Online-Inseraten: Es gibt unzählige Exemplare mit sehr hohen Kilometerständen.
10. Sein großer Bruder
Alles hier Gesagte gilt zumindest auf technischer Seite auch 1:1 für den Ford Galaxy . Der sieht dem S-Max bis auf die kantigere Silhouette zum Verwechseln ähnlich, bietet aber ein noch kolossaleres Platzangebot. Dabei wirkt er kaum weniger handlich als S-Max. Wer häufig die sieben Sitze nutzt, oder schlicht etwas größere Lümmel auf die letzte Bank setzt, bekommt mit dem Galaxy ein erstklassiges Angebot – übrigens zum vergleichbaren Preis. Nur eine Idee seltener ist der Galaxy als der S-Max.
Und was ist schlecht?
Wie bereits angesprochen erzeugen bis zu 2,4 Tonnen zulässigen Gesamtgewichts auch ein gewisses Verschleißniveau, speziell, wenn sie gern und häufig flott bewegt und wieder abgebremst werden. Das findet sich bei den meisten vergleichbaren Modellen, ist aber insbesondere im Vergleich zum S-Max der ersten Generation bereits deutlich besser geworden. Eine weniger schlimme, dafür aber umso nervendere Problematik: Ford verbaut gern metallisch glänzende Zierleisten im Innenraum, die aussehen wie glänzendes Aluminium. Diese metallische Beschichtung löst sich z.B. durch Schweiß an, platzt dann auf und bildet störende, scharfe Bruchkanten. Hat auch Ihr Ford dieses Problem? Fackeln Sie nicht lang und leisten Sie sich eine neue Zierleiste.
Andere kleine Problemzonen wurden durch einzelne Rückrufe behoben, deren Durchführung beim Gebrauchtkauf überprüft werden sollte.
Und sonst? Nun, die Benzinmotoren sind nicht gerade sparsam.