Hamburg war am 31. Mai 2018 Deutschlands erste Stadt, die ein generelles Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge eingeführt hatte. Fast fünfeinhalb Jahre später heben die Umwelt- und die Innenbehörde der Hansestadt das Verbot wieder auf. "Die im Jahr 2018 eingeführten Diesel-Durchfahrtsbeschränkungen an der Max-Brauer-Allee und an der Stresemannstraße sind zur Grenzwerteinhaltung nicht mehr erforderlich und werden aufgehoben", heißt es in einer offiziellen Mitteilung.
Von den bisherigen Durchfahrtsbeschränkungen waren alle Dieselfahrzeuge betroffen, die nicht die Abgasnorm Euro 6 erfüllten. Dem damaligen Luftreinhalteplan der Hansestadt entsprechend, galten sie für einen 580 Meter langen Abschnitt der Max-Brauer-Allee und ein 1,6 Kilometer langes Teilstück der Stresemannstraße. Wer gegen das Verbot verstieß, riskierte ein Bußgeld von 75 Euro. Anfangs führte die Hamburger Polizei mehrfach Großkontrollen durch, um die Einhaltung der Durchfahrtsbeschränkungen zu überprüfen.
168.050 Diesel-Pkw betroffen
Laut KBA waren in Hamburg zum Zeitpunkt der Einführung des Verbots 264.406 Pkw mit Dieselmotor zugelassen, von denen nur 96.356 die Euro-6-Norm erfüllten. Folglich waren vor gut fünf Jahren 168.050 in Hamburg gemeldete Diesel-Pkw vom Fahrverbot betroffen. Hinzu kamen sämtliche andere Dieselfahrzeuge, die nicht nach Euro 6 zertifiziert waren. Vom Durchfahrtsverbot ausgenommen waren jedoch Rettungs- und Lieferfahrzeuge, Müllautos, Taxis und Anwohner sowie deren Besucher.
Bereits im März 2017 hatte das Verwaltungsgericht Hamburg die Stadt dazu verpflichtet, spätestens bis Ende Juni ein Maßnahmenkatalog für die Luftreinhaltung vorzulegen. Die Umsetzung der Fahrverbote konnte jedoch erst erfolgen, als das Bundesverwaltungsgericht darüber entschieden hatte, ob Länder und Kommunen tatsächlich lokale Beschränkungen für bestimmte Motorentypen an einzelnen Straßen anordnen dürfen. Am 27. Februar 2018 hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Diesel-Verkehrsverbote in Ausnahmefällen möglich gemacht.
Keine Überschreitung der Grenzwerte mehr
Doch inzwischen haben sich die Vorzeichen in Hamburg geändert. Mit der dritten Fortschreibung des Luftreinhalteplans erfülle die Hansestadt inzwischen ihre Verpflichtung einer gesamtstädtischen Betrachtung der Belastung durch Stickstoffdioxid, heißt es in der Mitteilung. An den Messstationen seien zuletzt keine Überschreitungen der Grenzwerte für Stickstoffdioxid mehr festgestellt worden.
Übrigens gibt es weiterhin Städte in Deutschland, in denen Fahrverbote herrschen. In Darmstadt seit Juni 2019 auf der Hügel- und Heinrichstraße für Diesel mit der Abgasnorm Euro 1 bis 5 sowie Benziner der Klassen Euro 1 und 2, in Stuttgart seit 2019 im gesamten Stadtgebiet für Diesel mit der Abgasnorm Euro 4 und schlechter (in manchen Bereichen sogar verschärft für Euro-5-Diesel) sowie in München. In Bayerns Landeshauptstadt dürfen Diesel mit Euro 4 und schlechter seit Februar 2023 nicht mehr in die Umweltzone inklusive Mittlerer Ring samt Landshuter Allee einfahren.
Hinweis: In der Fotoshow stellen wir Ihnen einige Dieselmodelle vor, die laut auto motor und sport-Abgastest besonders geringe Abgasemissionen auszeichnen.
Fazit
Beim Thema Diesel-Fahrverbot war Hamburg einst Pionier: Als erste Stadt führte sie Ende Mai 2018 medienwirksam Durchfahrtsbeschränkungen auf zwei Straßenabschnitten ein. Nun, nach über fünf Jahren, wird die Regelung eher leise zurückgenommen und alle Dieselfahrzeuge haben auf der Max-Brauer-Allee und Stresemannstraße wieder freie Fahrt.