Es gibt Autos, die tauchen im deutschen Straßenbild nur sehr sporadisch auf. Offenbar lieben wir Deutschen einfach die heimischen Produkte, doch lohnt nicht manchmal ein Blick über den Bordsteinrand? Wenn man den Erkenntnissen des ADAC glauben darf, auf jeden Fall. Wobei das jetzt nicht heißen soll, dass Mercedes, BMW und Co. generell eine schlechte Wahl wären. Aber es gibt eben in der Pannen- und Mängelstatistik einige Überraschungssieger.
Im Auswertungszeitraum des TÜV-Reports für 2020 wurden 8,8 Millionen Hauptuntersuchungen durchgeführt, erfasst und nach Alterskassen der Fahrzeuge unterteilt gewertet. Dass dabei immer ein Porsche 911 unter den Top 3 landet, ganz gleich wie alt er ist, kümmert uns für den Moment trotzdem nicht. Wir blicken dem Elfer sozusagen über die Schulter und was sehen wir da? Unter den vier bis fünf Jahre alten Autos landet auf Platz zwei direkt hinter dem Zuffenhausener der Opel Karl – ein Auto, das uns an anderer Stelle und in anderer Gestalt nochmal über den Weg laufen wird.
Gleichauf mit dem Porsche Macan
Der Kleinstwagen wurde von 2015 bis 2019 bei GM in Korea gebaut und ausschließlich mit einem 75 PS starken Dreizylinder-Benziner ohne Turbo angeboten. Unterhalb des ebenfalls nicht mehr gebauten Opel Adam war der Karl mit einem Einstiegspreis von 9.500 Euro der günstigste Neuwagen der Marke. Sein erfolgreichstes Verkaufsjahr legte der Mini-Opel 2016 hin, kam aber dennoch auf nur knapp über 9.000 Zulassungen – bis zu seinem Ende rollt der Karl 35.688 Mal vom Hof eines Händlers. Ein Kassenschlager sieht beileibe anders aus und trotzdem überzeugt der Winzling heute mit einer Mini-Quote (3,8 Prozent) bei den erheblichen Mängeln. Damit teilt sich die Silbermedaille sogar mit dem Porsche Macan.
Die nächste vom ADAC erfasste Altersklasse beschreibt Autos im Alter von sechs bis sieben Jahren. Platz eins geht an – hüstel – den Porsche 911, aber auf Platz vier landet zusammen mit dem VW Touareg der Toyota Auris und damit wieder ein Auto, das gar nicht mehr im Handel ist. Der kompakte Japaner flog ebenfalls 2019 aus dem Portfolio und verkaufte sich in Deutschland seit 2006 insgesamt rund 190.000 Mal. Im Durchschnitt sind das keine 15.000 Zulassungen pro Jahr, doch die Langzeitqualitäten des Auris strafen die Zweifler nun offenbar Lügen. Seine Mängelquote liegt bei 8,6 Prozent und damit dicht an der nächsthöheren Platzierung (Mercedes B-Klasse mit 7,8 Prozent).
Besser als der Audi Q5
Eine Altersklasse weiter (acht bis neun Jahre alt) blicken wir ebenfalls auf den Viertplatzierten, der dort vor dem Audi Q5 (12,2 Prozent) rangiert. Es ist der mit 11,5 Prozent bewertete Mitsubishi ASX , der anders als seine Vorgänger in diesem Artikel derzeit auch noch als Neuwagen im Angebot ist. Als großen Publikumsliebling qualifizieren ihn seine Zulassungszahlen in Deutschland trotzdem nicht. Seit 2010 haben sich gerade mal 95.330 Kunden für das Crossover-Modell entschieden – im letzten Jahr gab es nur 6.445 Abnehmer. Seine Langzeitqualitäten scheinen über die Zweifel der deutschen Kundschaft allerdings erhaben zu sein.
Bevor wir uns der Pannenstatistik zuwenden, werfen wir noch einen Blick auf die Altersklasse von 10 bis 11 Jahren. Platz zwei hinter "Sie-wissen-schon-wem" teilen sich Audi TT und Honda Jazz mit einer Mängelquote von 14,8 Prozent. Das reicht, um BMW X1 und VW Golf Plus abzuhängen. Den Jazz gibt es in Deutschland schon 20 Jahre lang, in den letzten zehn Jahren nahm das Interesse der Käufer allerdings stetig ab. Insgesamt gingen 194.190 Exemplare seit 2001 in deutsche Kundenhand, im letzten Jahr waren es allerdings schon keine 4.000 mehr.
Überdurchschnittlich gut
Raus aus der Werkstatt und ab auf die Straße – dort müssen Autos schließlich in erster Linie performen. Neben der Mängelstatistik gibt der ADAC auch eine umfangreiche Pannenstatistik, gespeist aus Daten der letzten 20 Jahre heraus. Die möchten wir Ihnen hier in epischer Breite ersparen, wir picken uns nur ein paar Positiv-Beispiele heraus. Einige Fahrzeuge werden als "durchweg überdurchschnittlich gut" bewertet – sprich: sie haben sich im gesamten Erfassungszeitraum die wenigsten Pannen geleistet. Darunter ist beispielsweise der Chevrolet Spark (55,7 Pannen pro 1.000 zugelassene Fahrzeuge), den wir oben im Artikel bereits in seiner Gestalt als Opel Karl lobend erwähnen durften. Außerdem nennt der TÜV noch Toyota Aygo (36,8 Pannen pro 1.000 zugelassene Fahrzeuge), VW Fox (22 Pannen pro 1.000 zugelassene Fahrzeuge) und Honda Jazz (49 Pannen pro 1.000 zugelassene Fahrzeuge) als weitestgehend pannenbefreite Autos.
Publikumslieblinge wie der Fiat 500 (184,6 Pannen pro 1.000 zugelassene Fahrzeuge) oder der Smart Fortwo (163,8 Pannen pro 1.000 zugelassene Fahrzeuge) schneiden dagegen überdurchschnittlich schlecht ab. Wegen Defekten unter anderem am Schaltgestänge, der Motorkühlung, der Batterie, des Anlassers oder des Antriebsriemens müssen Fahrer dieser Lifestyle-Flitzer häufiger den Abschleppdienst in Anspruch nehmen.
Fazit
Ein Blick in die Statistik zeigt, dass sich bei Gebrauchtwagen der Griff zu einfach ausgestatteten Klein- und Kompaktwagen aus Japan durchaus lohnen kann. Wenig Schwachstellen und eine geringe Anfälligkeit für gängige Mängel machen Jazz , Auris und ASX zu Autos mit echten Nehmer-Qualitäten. Doch auch deutsche Marken sind vertreten – Opel Karl und VW Fox zeigen sich ähnlich robust.