Es ist schon einige Jahre her, dass der Gebrauchtwagenhandel in Deutschland so richtig florierte. Das Jahr 2016 markierte den bisherigen Höhepunkt: Damals wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge hierzulande etwa 7,4 Millionen gebrauchte Pkw verkauft – das höchste Niveau seit 1995. Dann ging es schleichend abwärts: Knapp 7,2 Millionen Besitzumschreibungen 2019, gut 7,0 Millionen ein Jahr später. Im vergangenen Jahr waren es sogar nur noch etwas mehr als sechs Millionen, wie eine aktuelle Auswertung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) zeigt.
Das ganz tiefe Tal aus dem Jahr 2022 ist damit immerhin durchschritten; damals wurden nur gut 5,6 Millionen Gebrauchtwagen verkauft, also 6,9 Prozent weniger als 2023. Dennoch hinkt der Gesamtmarkt in Deutschland weiterhin weit dem Vor-Corona-Niveau hinterher – um 14,1 Prozent, um genau zu sein.
Mehrere Gründe für schrumpfenden Markt
Just die Pandemie sowie der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Halbleiter- und Teileknappheit ist der Hauptgrund für die Entwicklung der letzten Jahre. Wer während der Corona-Hochphase 2020/21 einen Neuwagen kaufen wollte, sah sich mit einem massiv eingeschränkten Angebot und extrem langen Lieferzeiten konfrontiert. Viele Käuferinnen und Käufer schwenkten auf den Zweit- sowie Dritthandmarkt um und kauften den Händlern die Höfe leer. Diese justierten schnell die Preise stark nach oben und hatten zudem Schwierigkeiten, ihre Schauräume und Höfe wieder aufzufüllen. Nicht nur Privatpersonen behielten ihre Autos länger als zuvor, für die Dienst- und Mietwagenflotten galt dasselbe. Zudem gab es deutlich weniger Tageszulassungen. Die sonst so zuverlässig sprudelnden Nachschubquellen für junge Gebrauchte versiegten größtenteils.
Leere Händlerplätze in Kombination mit anhaltend hohen Preisen ließen das Kundeninteresse in der Folge schwinden. Gleichzeitig waren Neuwagen wieder besser verfügbar. In Summe führte das zu einem stark schrumpfenden Gebrauchtwagenmarkt bis 2023, wobei sich die Situation in Deutschland langsamer zu entspannen scheint als in anderen Ländern.
Schnellere Erholung in anderen EU-Ländern
Am ehesten vergleichbar mit der hiesigen Situation ist der Gebrauchtwagenmarkt in Frankreich. Im Vergleich zwischen 2020 und 2023 brach er in diesem Zeitraum um 6,4 Prozent ein. Allerdings erholte er sich schneller als bei uns, weshalb von 2022 zu 2023 fast eine Stagnation zu beobachten war. Erstaunlich stabil blieb es in Spanien, während die anderen großen europäischen Gebrauchtwagen-Märkte schnell die Kurve gekriegt haben. In Italien gab es in den drei Folgejahren jeweils mehr Besitzumschreibungen als 2020, während sich der Markt in der Türkei schon 2022 weitgehend erholt zeigte und aktuell regelrecht floriert.
Ein völlig untypisches Bild zeigt sich in China, wo sich die Anzahl der Besitzumschreibungen wellenartig entwickelte. Gab es zwischen 2020 und 2021 ein starkes Wachstum, folgte ein Jahr später eine spürbare Delle. Es war ein kurzes Durchatmen, denn 2023 startete der chinesische Gebrauchtwagenmarkt so richtig durch. Mit der Konsequenz, dass das Wachstum im Vergleich zu 2022 fast 14,9 Prozent und zu 2020 gar um knapp 28,4 Prozent betrug. Gab es in China damals noch etwa doppelt so viele Pkw-Besitzumschreibungen wie in Deutschland, sind es aktuell mehr als dreimal so viele.
Hinweis: In der Fotoshow verraten wir Ihnen, wie Sie beim Gebrauchtwagenkauf richtig verhandeln.