Alt-Autoexport nach Afrika soll schwerer werden

Illegaler Autoexport nach Afrika
Ghana verbietet Import von Schrottautos

Viele Altautos landen illegal in Afrika. Die Autos sind wegen ihrer wertvollen Bauteile beliebt. Alleine Ghana importiert 100.000 Autos jährlich. Die Regierung will das unterbinden.

Ghana Auto Import Stop
Foto: Sergio Souza / Hardy Mutschler / Patrick Lang

Jedes Jahr bauen die Automobilhersteller weltweit rund 60 bis fast 100 Millionen neue Fahrzeuge, davon sind etwa 40 bis gut 70 Millionen Pkw. Deren Durchschnittsalter beträgt in Deutschland inzwischen mehr als zehn Jahre. Aber irgendwann ist Schluss. Doch was passiert mit den alten Fahrzeugen? Viele, die in ihrer alten Heimat keinen neuen Abnehmer finden und den TÜV nicht mehr schaffen, exportiert man. Laut des UN-Umweltprogramms (UNEP) fanden zwischen 2015 und 2018 mehr als 14 Millionen Autos eine neue Heimat. Mehr als die Hälfte davon landete in Afrika.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

In großen Autotransporten schiffen Exporteure die ausrangierten Fahrzeuge auf den Kontinent. Vor allem ältere Autos erfreuen sich dort großer Beliebtheit. Ghana beispielsweise importiert jährlich 100.000 Altautos. Laut der ghanaischen Zollabteilung waren es insgesamt bereits mehr als eine Million Fahrzeuge. Staatsoberhaupt Nana Akufo-Addo erließ deshalb im Jahr 2020 ein verändertes Zollgesetz, das das Verbot von Altautos vorantreiben sollte. Davon betroffen sind Fahrzeuge, die durch Kollision, Feuer, Wasser zerstört wurden. Autos, die älter als zehn Jahre sind, fallen ebenfalls unter das Gesetz.

Katalysatoren sehr beliebt

Viele Werkstättenbesitzer und die Minderheit im Parlament waren gegen das Gesetz, das im Oktober 2020 in Kraft trat. Die importierten Fahrzeuge sind für die Ghanaer ein kostbares Gut. Nicht nur als fahrbarer Untersatz, sondern auch als Rohstofflieferant. Sehr beliebt sind die Katalysatoren der Altautos. Diese schrauben die Mechaniker ab und zerlegen sie, da sie wertvolle Edelmetalle wie Platin, Palladium und Rhodium enthalten. Gerade der Wert von Rhodium nahm die letzten Jahre exponentiell zu. Kostete ein Gramm vor sechs Jahren noch 20 Euro, liegt der Kurs am 18.01.2022 bei 462,29 Euro pro Gramm.

Katalysator
Archiv, Action-Press
Das Edelmetall Rhodium ist wegen seines exponentiell angestiegenen Preises bei dem Katalysator-Ausbau besonders beliebt.

Autos nicht verkehrssicher

Ein Aspekt, der für eine striktere Exportkontrolle von Altautos spricht, ist die Sicherheit. Viele der Fahrzeuge sind laut UNEP nicht mehr verkehrssicher und führen zu einer höheren Anzahl von schweren Unfällen in afrikanischen Ländern wie Malawi, Burundi, Nigeria und Simbabwe. Einer niederländischen Studie zufolge sollen die meisten der Autos nicht mehr für den Straßenverkehr zugelassen gewesen sein. Die Studie stellt fest, dass die Fahrzeuge durchschnittlich zwischen 16 und 20 Jahre alt waren und die Abgassysteme nicht mehr der Euro-4-Norm entsprachen. Nach deutschen Standards würden solche Autos auf dem Schrottplatz landen.

Exportweltmeister Deutschland

Dem Tagesspiegel zufolge stammt mehr als die Hälfte der weltweit exportierten Autos aus der EU und ebenfalls die Hälfte der Fahrzeuge aus Deutschland. Auch deshalb ist es der EU ein Anliegen, die Abfall- und Ausfuhrbestimmungen zu verschärfen. Während für Neuwagen strenge Vorschriften gelten, landen die Altautos problemlos in anderen Ländern.

Altautos Schrottplatz
Getty Images
Mehr als die Hälfte der exportierten Fahrzeuge stammt aus der EU. Aus Deutschland stammt die Hälfte dieser Altautos.

Als Gebrauchtwagen getarnt

Mit der Reform der EU-Altfahrzeugrichtlinie haben die Abgeordneten bereits begonnen. Die abgemeldeten Autos finden häufig im illegalen Export ihren Absatz. Im Gegensatz zu Gebrauchtwagen dürfen diese nicht mehr am Verkehr teilnehmen. Die Richtlinie schreibt Recycling und Verwertung im Heimatland vor. Für einen Gebrauchtwagen gilt kein Abfallrecht. Viele der exportierten Altautos sind deshalb als Gebrauchtwagen getarnt. In Drittländern wie Ghana finden sie ihr Ende in einer umweltschädlichen Entsorgung oder dienen dort als Alltagsautos. Laut dem Tagesspiegel prüft Brüssel deshalb, ob die Fahrzeuge künftig nur noch mit gültiger Prüfplakette für den Export infrage kommen.

Ein Vorschlag der EU zur Verfolgung von Altautos wäre ein innereuropäischer Datenaustausch. Den letzten Fahrzeughalter in die Pflicht zu nehmen, lautet ebenfalls eine Idee. Dort müsste dieser so lange Steuern und Versicherungen entrichten, bis er einen Verwertungsnachweis eines zertifizierten Demontagebetriebs vorlegen kann. Nach der Entsorgung des Schrotts und dem Recycling der Wertstoffe wäre das Auto vom Kraftfahrzeugbundesamt stillgelegt. Oldtimer sollen von dieser Änderung nicht betroffen sein.

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Fazit

Viele Autos aus den reichen Industriestaaten landen in ärmeren Drittländern. Gerade auf dem afrikanischen Kontinent finden die Fahrzeuge einen hohen Absatz. Eine strengere Regulierung im Sinne der Umwelt wäre wünschenswert, entzieht allerdings vielen Menschen in den Drittländern einen Großteil ihres Einkommens.