VW-Konzern: Oliver Blume sieht positiv in die Zukunft

VW-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume
Darum gibt er den Konzern nicht auf

Die aktuelle Wirtschaftslage des Volkswagen-Konzerns ist Gesprächsthema Nummer eins. Vorstandschef Oliver Blume klärt auf und hat konkrete Ziele für eine bessere Zukunft.

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Foto: Volkswagen AG

Die aktuelle Krisensituation des VW-Konzerns spitzt sich zu. Am vergangenen Mittwoch (4.9.2024) protestierten die Mitarbeiter, da der Konzern ankündigte, den Sparkurs zu verschärfen. Das Handelsblatt hat VWs Vorstandsvorsitzender Oliver Blume interviewt. Er berichtet über die wohl schwierigste Phase seiner Amtszeit und wie er VW wieder auf Kurs bringen möchte. Grundsätzlich hat Blume, trotz Herausforderungen, eine klare Vorstellung: "Volkswagen soll zum weltweit führenden automobilen Technologiekonzern aufgebaut werden. Wir wollen die besten Technologien und Services nachhaltig in die Gesellschaft bringen.”

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Die aktuell sehr angespannte Wirtschaftslage kommt noch hinzu. Außerdem fällt die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland weiter zurück, meint Blume. Aus diesen Schwierigkeiten resultiert vorrangig eine Maßnahme – Kosten senken. Hierbei müsse VW "die gesamte Kette” betrachten. "Angefangen bei den Entwicklungskosten, Materialkosten, Herstellkosten, Fixkosten bis zu den Vertriebskosten."

Schließung der Standorte

In den vergangenen Tagen fiel immer wieder der Begriff Werksschließung. Das Handelsblatt konfrontierte den VW-Chef mit dieser Möglichkeit, zur Reduzierung der Kosten. Blume antwortet, dass er nicht öffentlich darüber spekulieren wolle. Doch die Führungsebene wolle sich die Zukunftsfähigkeit genau ansehen und gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern mögliche Maßnahmen besprechen. Er betont außerdem, wie wichtig es sei, den Weg gemeinsam zu gehen. "Wir alle tragen Verantwortung für die Menschen in unserem Unternehmen. Deshalb müssen und werden wir Volkswagen zukunftssicher aufstellen."

Auf die Frage, ob Blume das Unternehmen in so einem schlechten Zustand von seinem Vorgänger Diess übernommen hat, antwortet er dem Handelsblatt: "Ich möchte nicht über die Vergangenheit urteilen. Es hilft meines Erachtens nicht, Dinge zu thematisieren, die nicht gemacht worden sind.” Er möchte nach vorn blicken und entschlossen handeln, auch wenn es um unangenehme Entscheidungen geht. Die Performance-Programme seien maßgeblich, um sich finanziell robuster aufzustellen. Eine bessere Kostenposition führe zu mehr Flexibilität bei den Preisen. Um das zu erreichen, habe VW konkrete Programme abgeleitet. Als Beispiel nennt Blume das Design. "Wir haben in allen Marken angepackt, mit einer klaren Methodik über Marken- und Produktidentitäten kurzfristige Reparaturen vorgenommen, durchgängige mittel- und langfristige Konzepte erarbeitet."

China und Software

Zwei weitere Baustellen, mit denen VW gerade kämpft, sind China und die Sache mit der Softwareentwicklung. Blume räumt ein, in den letzten Jahren in China massiv Boden verloren zu haben. Doch gemeinsam mit Ralf Brandstätter habe man das IST ermittelt und genaue Maßnahmen aufgestellt, um das Zielbild zu erreichen. Im Bereich der Softwareentwicklung habe VW mit einer geänderten Partnerstrategie den nötigen Turnaround geschafft. Damit deutet Blume die Kooperationen mit Xpeng und Rivian an. Die eigene Software-Einheit Cariad "spielt in China eine führende Rolle in der Entwicklung eines neuen Betriebssystems für unsere MEB-Elektrofahrzeuge”, so Blume gegenüber dem Handelsblatt.

Außerdem führe Cariad viele Querschnittsfelder, wie autonomes Fahren, Infotainment und das Datenmanagement. Mit Partnerschaften habe Volkswagen das Potenzial schneller voranzukommen. Man habe nicht den Anspruch, in Sachen Software- oder Batterietechnologie weltweit führend zu sein. "Wir müssen in der Breite überzeugen, ähnlich wie ein Zehnkämpfer”, vergleicht Blume.

VW Trinity

Der Konzernchef erwägt, das Prestige-Projekt seines Vorgängers – den VW Trinity – vorerst hinten anzustellen. Die Grundidee des Projekts war es, ein autonomes Auto mit kurzen Ladezeiten und einer guten Konnektivität zu bauen. Jetzt wolle VW aber "ein anderes Fahrkonzept in einem größeren Marktsegment entwickeln” und diese Technologie mit der neuen Plattform-Generation verbinden. Als Beispiel nennt Blume den VW Golf. "Das wird ein Fahrzeug sein, das in diesem Jahrzehnt auf den Markt kommen wird und bereits all die genannten Innovationen haben wird”, erklärt der VW-Chef.

Elektromobilität ist die Zukunft

Im Bereich der Elektromobilität strebe VW die Technologie-Führerschaft an. Blume selbst sieht die E-Mobilität als die automobile Technologie der Zukunft. "Insofern haben wir den Anspruch, die besten Elektromobile der Welt anzubieten.” Die Transformation ginge allerdings im Augenblick langsamer voran, als Experten das vor Jahren erwartet hatten. Und sie entwickle sich in den einzelnen Weltregionen sehr unterschiedlich. "In Teilen Europas wie Frankreich oder Großbritannien nimmt die E-Mobilität deutlich Fahrt auf, ebenso in China mit zuletzt erstmals mehr als 50 Prozent der Neufahrzeuge.”

Obwohl die Auftragseingänge bei VW für Elektroautos deutlich wachsen – im Vergleich zum Vorjahr habe sie sich mehr als verdoppelt – wolle VW weiterhin in Verbrenner und Hybride investieren. Dennoch ist Blume davon überzeugt: "Es braucht aber auch attraktive Rahmenbedingungen. E-Mobilität ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.”

In der Fotoshow sehen Sie die Mitglieder des VW-Vorstandes und Aufsichtsrates.