Renault erklärt Elektro-Auto-Kooperation mit VW für beendet

Renault und VW kooperieren nicht
Renault und VW ziehen Billig-E-Auto den Stecker

Wochenlang gab es Gerüchte zu einer europäischen Elektroauto-Kooperation – doch am 22. Mai 2024 hat Renault-Chef Luca de Meo die Gespräche mit VW für beendet erklärt. Damit wird nichts aus dem günstigen Elektro-VW auf Twingo-Basis.

Die Vorteile einer Kooperation von Renault und VW bei einem günstigen Elektroauto lagen auf der Hand. Der französische Konzern hat Erfahrung mit Elektroautos und günstigen Kleinwagen und mit dem Elektro-Twingo einen Einstiegs-Stromer in Entwicklung. VW wiederum ist Meister darin, Autos abzustimmen und hat ein großes Händlernetz, hohe Marktanteile, einen leistungsfähigen Vertrieb und treue Kunden.

Keine Kooperation von VW und Renault

Wochenlang berichteten Medien, dass beide Hersteller über die Kooperation bei der Entwicklung eines günstigen Elektroautos sprechen würden. Diesen Gerüchten hat Renault-Chef Luca de Meo laut Reuters am Mittwoch, 22. Mai 2024, offiziell den Stecker gezogen. Während der VivaTech in Paris habe de Meo gegenüber Journalisten das Ende der Gespräche mit Volkswagen erklärt: "Ich wollte zeigen, dass die europäische Industrie als Team zusammenarbeiten kann. Also denke ich, dass dies eine vertane Chance ist. Aber vielleicht gibt es jemand anderen."

Der große E-Ratgeber

Der französischen Zeitung "Le Figaro" hatte de Meo im Frühjahr gesagt, dass eine so große Konsolidierung der größten Autokonzerne Europas sehr kompliziert sei. Ausgeschlossen hat er eine Kooperation allerdings nicht. "Eine Fusion gelingt nur, wenn auf allen Seiten der Wille vorhanden ist", sagte er. VW kommentierte die Berichte damals nicht.

Renault für Airbus-System bei Autoherstellern

Auf dem Genfer Automobilsalon hatte de Meo noch gesagt: "Europas Autohersteller sind bei erschwinglichen Elektrofahrzeugen mit einer großen Herausforderung durch chinesische Konkurrenten konfrontiert. Wir könnten zusammenarbeiten, um einen "Airbus" der Autos zu entwickeln." Partner könnten Investitionen teilen und Kosten senken, fügte de Meo hinzu.

Standort-Probleme

Medienberichten zufolge konnten sich die Wolfsburger zunächst vier Szenarien vorstellen. Eines davon – die Renault-Kooperation – sei sogar schon sehr weit ausgehandelt worden. Für ein günstiges Elektroauto hätte Volkswagen die kleine AmpR-Small-Plattform der Franzosen nutzen können, natürlich mit eigenen elektrischen Antrieben. Allerdings würde dann nur ein Renault-Werk als Produktionsstandort infrage kommen. Der aktuelle Twingo läuft beispielsweise in Novo Mesto / Slowenien vom Band. Für VW eher ein Problem, als Teil der Lösung, denn die eigenen Elektrauto-Fabriken in Emden und Zwickau sind nicht ausgelastet. Gut möglich, dass Volkswagen also sein eigenes, günstiges Elektroauto auf den Markt bringt – was allerdings länger dauern könnte als ein Kooperationsmodell.

Braucht Volkswagen Kooperationspartner?

Vor dem Hintergrund der wachsenden Billig-Angebote aus China scheint das von VW-Chef Oliver Blume ausgegebene Ziel, bis zum Ende des Jahrzehnts ein E-Auto für weniger als 20.000 Euro anzubieten, ein gutes Stück am globalen Zeitplan vorbeizuschießen. Bis 2030 dürfte dieses Preissegment von etlichen Konkurrenz-Modellen dominiert werden. Renault und der Stellantis-Konzern scheinen mit dem R5 E-Tech oder dem günstigen E-C3 schon einen Schritt weiter zu sein.

Um Entwicklungs- und Produktionskosten zu senken, wären Kooperationen also durchaus sinnvoll. Zumal es gerade im Nutzfahrzeugbereich nicht unüblich ist, dass sich große Autokonzerne für gemeinsame Projekte zusammenschließen. Chinesische Rivalen und Tesla hätten laut Bloomberg die Wettbewerbsschwächen bei Europas größten Automobilherstellern aufgedeckt – zumindest für den Massenmarkt. Jetzt wachse das gemeinsame Gefühl der Dringlichkeit, während Business-as-usual nur noch eine verlustbringende Option darstellt.

Bloomberg hatte über eine bevorstehende Zusammenarbeit der drei europäischen Autoriesen berichtet: "Volkswagen, Renault und Stellantis denken über das Undenkbare nach", heißt es dort. "Die drei Konzerne erkunden als eingeschworene Konkurrenten Möglichkeiten der Kooperation, um Elektrofahrzeuge billiger herzustellen und existenzielle Bedrohungen abzuwehren." Stellantis-CEO Carlos Tavares dementierte gegenüber einer italienischen Tageszeitung: "Wir haben keine laufenden Projekte, wir haben keine laufenden Diskussionen."

Renaults Strategie passt zu VW

Renault hätte als Partner durchaus zu VW gepasst, denn mit ihren eigenen Zielen stoßen die Franzosen ins gleiche Horn. In den kommenden Jahren soll durch Prozess-Digitalisierung in der Produktion deutlich gespart werden. Jedes Exemplar des Renault 5 wolle man beispielsweise innerhalb von nur neun Stunden auf die Räder stellen, heißt es aus dem Vorstand. Bis 2027 will Renault die Herstellungskosten pro Fahrzeug bei Verbrennern um 30 Prozent, bei Elektroautos sogar um 50 Prozent reduzieren. Dass VW bei der Digitalisierung jede Hilfe gebrauchen kann, ist spätestens seit dem Cariad-Debakel nicht wegzudiskutieren.

Die Franzosen wollen ihr 20.000-Euro-Elektroauto indes schon 2025 an den Start bringen. Dabei handelt es sich sogar um ein bekanntes Gesicht, nämlich die Neuauflage des Stadtautos Twingo im Ur-Design – also dem Look vor der Kooperation mit Smart. Eine Neubelebung der Partnerschaft mit dem Hersteller Smart, der nunmehr Geely untersteht, hat Renault mit Blick auf den kommenden E-Twingo bereits dementiert. Hier wäre der Weg frei für Volkswagen gewesen. Insidern zufolge, so berichtet das "Handelsblatt", sei VW an der Twingo-Technik (siehe Fotoshow) interessiert gewesen.

Renault Elektro Twingo VW ID.2 All Collage Kooperation
Hersteller / Patrick Lang

Insidern zufolge hat VW Interesse an der Technik des kommenden E-Twingo.

Bis zu 250.000 Autos pro Jahr

Die Uhr tickt nicht nur wegen der Konkurrenz aus China. Um empfindlichen Strafzahlungen an die EU zu entgehen, muss der CO₂-Flottenausstoß weiter gesenkt werden. Im Raum stand eine gemeinsame Jahresproduktion von 200.000 bis 250.000 Fahrzeugen auf dem Plan. Zusammen mit Stellantis wären die Stückzahlen nochmals deutlich größer geworden.

Zuletzt ließ die Nachfrage nach Elektroautos von VW deutlich nach. Der E-Up ist ausgelaufen und der ID.3 trotz kräftiger Rabatte immer noch kein echter Einstiegs-Stromer der Wolfsburger. Vor allem ist er für einen durchschlagenden Markterfolg beim breiten Publikum zu teuer. Stellantis hingegen hat mit dem 23.000 Euro teuren Citroën E-C3 – siehe Fotoshow – bereits einen Alltags-Stromer zum erschwinglichen Preis im Programm.

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Unbedingt – nur so werden sie im Preiskampf gegen China bestehen können!Auf gar keinen Fall – jede Marke muss seine eigene Stärke zeigen!

Fazit

Europa braucht dringend bezahlbare Elektroautos – vor allem aus Europa. Doch die hiesigen Autoriesen tun sich schwer im Preiskampf mit China. Eine große Kooperation von Volkswagen, Stellantis und Renault könnte das ändern. Doch Gerüchten über eine solche europäische Elektro-Allianz hat Renault-Chef Luca de Meo den Stecker gezogen.