Die Schwiegermutter muss schnell vom Supermarkt abgeholt werden. Es ist knapp über null Grad und man will die alte Dame ja nicht frieren lassen. Nein, wirklich nicht! Also geht es etwas zügiger voran. Doch dann erwischt es einen. Eiskalt mit grellem Blitz. Nach einer Schrecksekunde folgt der ängstliche Blick auf den Tacho. Wie viel zu viel waren es denn? Geschätzte 63 km/h statt der erlaubten 50. Es droht kein Fahrverbot, aber wieder einmal wird Vater Staat die Hand aufhalten und dem gestressten Schwiegersohn mit finanzieller Sanktionierung ins Gewissen reden.
Tempo, bevor die Schwiegermutter friert
Sicher, die Geldbuße ist im Vergleich zu einer erzürnten, weil halb erfrorenen Schwiegermutter ganz gewiss das weitaus kleinere Übel. Aber vielleicht haben die Damen und Herren auf der Bußgeldstelle ja ein Einsehen, wenn sie vom schweren Schicksal des Temposünders erfahren. Und in Zeiten digitaler Kommunikation ist eine Mail ja schnell verfasst.
Kreative Ausreden, um Bußgeld zu entgehen
Nun gilt es nur noch, die Erklärung für das zweifellos schändliche Verhalten möglichst plausibel zu formulieren. In etwa so:
"Sehr geehrte Damen und Herren, der von mir begangene Tempoverstoß tut mir aufrichtig leid. Zum Zeitpunkt des Blitzes befand ich mich jedoch in einem nicht-schuldfähigen geistigen Zustand: Ich war auf dem Weg, um meine Schwiegermutter abzuholen. Nachdem ich die werte Dame zuvor bereits zwei mal - mehr oder weniger ungewollt - versetzt hatte, hatte sie mir damit gedroht, beim nächsten Vorfall dieser Art unter einem Vorwand zu meiner Frau und mir zu ziehen. Werte Damen und Herren, das können Sie nicht wollen! Da ich dies unter allen Umständen vermeiden musste, sah ich mich an dem betreffenden Tag dazu gezwungen, ein wenig schneller zu fahren als erlaubt. Ich hoffe, Sie haben Verständnis für meine schwierige Lebenssituation und lassen in diesem Fall Gnade vor Recht ergehen."
Verkehrssünder und ihre Ausreden
Sie denken, kein Mensch käme auf die Idee, derartige Ergüsse an eine Behörde zu schicken? Weit gefehlt! Das Regierungspräsidium Kassel sammelt solche und ähnliche Ausflüchte kreativer Mitbürger. Dabei finden sich nicht nur erheiternde Erklärungen für zu schnelles Fahren, sondern auch skurrile Unfallberichte und Ähnliches.
Nicht nur wenn es darum geht, das Mitgefühl der Beamten zu erlangen, kommen ertappte Autofahrer auf so manch lustige Idee. Auch bei der Beschreibung des Hergangs von Verkehrsunfällen wird Kreativität groß geschrieben, wie die Übersicht des Regierungspräsidiums Kassel auf der folgenden Seite zeigt.