ADAC mit Millionen-Verlusten wegen THG-Quote: Und 2025?

Weniger Geld für E-Auto-Besitzer
Niedrige THG-Quote beschert ADAC hohe Verluste

2024 ist die Preise für Treibhausgas-Zertifikate in den Keller gerauscht. Dahinter steckt auch systematischer Betrug. Erste THG-Vermittler sind bereits insolvent – auch der ADAC-Partner Landwärme. Und was passiert 2025?

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Foto: Hyundai / Patrick Lang

Dank der sogenannten Treibhausgas-Minderungsquote (THG) dürfen sich Halter von E-Autos seit 2022 über einen jährlichen Bonus freuen. Das Konzept: Mineralölkonzerne verbessern mit von E-Auto-Besitzern gekauften Zertifikaten ihre eigene Treibhausgasbilanz. Der THG-Bonus kann über Zwischenhändler wie den ADAC beantragt werden und variierte bisher zwischen 250 und 400 Euro pro Elektroauto. Im Jahr 2024 kassieren E-Auto-Besitzer aber nur noch rund 100 Euro. Der Grund dafür liegt nicht etwa in den vielen Elektroautos.

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ADAC-Partner Landwärme insolvent

Der starke Preisverfall der Zertifikate forderte bereits die ersten Opfer. Die Landwärme GmbH – einer der größten Vermittler von THG-Quoten und Partner des ADAC – musste vor einigen Wochen Insolvenz anmelden. Und das, obwohl das Kerngeschäft der Firma eigentlich Biomethan ist. Doch das finanzielle THG-Loch ist zu groß.

Obendrein belaufen sich die offenen Posten gegenüber dem ADAC auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Diesen ist die Landwärme GmbH dem Automobilclub noch schuldig. Landwärme-Geschäftsführer Zoltan Elek sieht die Schuld dafür ganz klar bei der Politik. Denn der enorme Preisverfall der THG-Zertifikate geht auf Betrugsfälle zurück, auf die die Behörden hätten reagieren müssen.

Systematischer Betrug untergräbt das THG-Modell

Durch die Verpflichtung der Mineralölkonzerne, die Treibhausgase immer weiter zu reduzieren (bis 2030 um 25 Prozent), müssten Nachfrage und Preise für jedes eingesparte Gramm CO₂ eigentlich von Jahr zu Jahr steigen. 2025 wird die sogenannte Quotenverpflichtung für Mineralölunternehmen von 9,5 auf 10,5 Prozent steigen, was zu einer steigenden Nachfrage nach THG-Quoten führen müsste. Allerdings spielen auch politische Entscheidungen und die aktuelle Situation am Strommarkt eine Rolle. Steigt oder sinkt insbesondere der Anteil fossiler Energiequellen im Strommix, verändert das die Treibhausgas-Quote. Auf diese Weise schwankte der THG-Markt in den vergangenen Jahren extrem.

Bis 2023 profitierten E-Auto-Hersteller und -Fahrer beispielsweise von einer hohen Nachfrage nach den Zertifikaten. Sie erhielten mit der THG-Quote jährlich einen beträchtlichen Abschlag für ihre gute CO₂-Bilanz. Doch Benzin-, Diesel- und Heizölvertreiber haben in dieser Zeit einen günstigeren Weg im Quotenhandel aufgedeckt: Sie schönten ihre Bilanz lieber mit billigem Palmöl aus China als mit den teuren THG-Zertifikaten von E-Auto-Besitzern.

Beimischung von frischem Palmöl?

Dass Palmöl bei der Nachhaltigkeit hochumstritten ist, wurde längst erkannt. Die Förderung dafür wurde gestrichen. Dagegen werden aber Abfälle aus Palmöl oder anderen organischen Ölen doppelt in den THG-Minderungszertifikaten angerechnet. Theoretisch sollte so die Doppelnutzung von Speiseölen wie Frittenfett gefördert werden. Mineralölkonzerne dürfen dieses alte Speiseöl nämlich für die Herstellung nachhaltiger Agrar-Kraftstoffe verwenden und dies auf ihren CO₂-Ausstoß anrechnen.

Angeblich gelangt nun "altes Frittenfett" in großen Mengen aus China nach Europa, bei dem es sich in Wirklichkeit um frisches Palmöl handelt. Der steile Anstieg von Abfallstoffen aus Palmöl im Markt ist jedenfalls auffällig und folgte direkt nach der Einstellung der Förderung von reinem Palmöl. Nachweisen lässt sich der Unterschied im Kraftstoff nicht. Das Problem sei immerhin bis auf EU-Ebene bekannt, vermeldet heise.de. Allerdings gebe es noch kein passendes Instrument, den offenbar flächendeckenden Missbrauch zu beenden. Bis dahin profitieren hauptsächlich die Mineralölhersteller und Händler – nicht aber die Besitzer von Elektroautos.

Frist bis Herbst 2024

Wer bereits im Besitz eines Elektroautos ist und trotz der gesunkenen THG-Quote noch für 2024 einen Antrag stellen möchte, sollte sich beeilen. Die Frist für die letzten Anträge beim zuständigen Umweltbundesamt endet am 15. November 2024. Weil der Handel allerdings nur über darauf spezialisierte Zwischenhändler funktioniert, sollten diese bereits im Oktober alle Antragsdokumente erhalten. Dazu gehört vor allem eine Kopie des Fahrzeugscheins, der als Nachweis für den Besitz des E-Autos dient. In den vergangenen Jahren haben längst nicht alle Berechtigten in Deutschland einen Antrag abgegeben.

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Fazit

Die THG-Quote war für Fahrer von Elektroautos bisher eine nette kleine Nebeneinkunft in Höhe von 250 bis 400 Euro pro Jahr. 2024 sind die Preise für die Treibhausgas-Zertifikate allerdings in den Keller gerauscht. Es scheint, als würden Mineralölhersteller ihre CO₂-Minderungsquote lieber über günstiges Palmöl aus China erfüllen wollen, als sich über teure E-Auto-Zertifikate freizukaufen. Im kommenden Jahr 2025 müssen die Konzerne ihre THG-Quote weiter von 9,5 auf 10,5 Prozent reduzieren. Ob das zu einem Preisanstieg bei den Zertifikaten führt, bleibt abzuwarten.