Neue Ära: VW verliert Marktführerschaft in China

BYD jetzt Marktführer
VW verliert Platz 1 in China ... für immer?

Was viele bereits befürchteten ist durch die ersten Quartalszahlen 2023 nun Gewissheit: Volkswagen ist nach jahrzehntelanger Marktführerschaft in China nicht mehr die Nummer 1. Auf dem größten Automarkt der Welt dominiert jetzt BYD. Kurzfristiger Trend oder eine komplett neue Ära?

05/2022, VW Volkswagen ID.4 Werk Emden Produktion Fertigung
Foto: Volkswagen AG

Dass deutsche Autohersteller in einer China-Krise stecken, hatte sich bereits seit Monaten abgezeichnet. Mit den Verkaufszahlen aus dem ersten Quartal 2023 wird das Problem aber dramatisch deutlich. Für deutsche Marken geht es rasant bergab, während chinesische Hersteller traumhafte Zuwächse verzeichnen. Volkswagen verliert nun sogar erstmals seit mehreren Jahrzehnten die Marktführerschaft an den noch jungen BYD-Konzern.

Genaue Zahlen dazu hat das Handelsblatt recherchiert. Demnach setzte BYD von Januar bis März 441.000 Autos in China ab. Das entspreche einem Zuwachs von 68 Prozent zum Vorjahr. VW verkaufte dagegen nur 428.000 Pkw. Das sind 14 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2022. Wichtiger als der Rückstand von 13.000 Autos zu BYD ist dabei der Trend, der sich auf dem größten und wichtigsten Automarkt der Welt abzeichnet.

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Keine Momentaufnahme

Der Wechsel an der Spitze ist nämlich keine Momentaufnahme. Vielmehr dürfte er ein neues Zeitalter in China einläuten und die Dominanz westlicher Autohersteller beenden. Denn längst heißen die Helden in China nicht mehr VW, Audi und BMW, sondern BYD, Geely, Nio, Xpeng oder Great Wall. Das dürfte nicht etwa an einem neuen Patriotismus liegen, der chinesische Kunden befällt, sondern allein an den Produkten.

Gerade deutsche E-Autos scheinen nicht gut anzukommen. Sie sind entweder zu teuer, zu wenig digital vernetzt oder können bei den wichtigen Daten nicht mit den chinesischen Konkurrenten mithalten. Man könnte nun das berühmte Bild mit dem Sack Reis bemühen, der deutsche Autohersteller nicht kümmern sollte. Doch dafür ist ihre Abhängigkeit von diesem Einzelmarkt viel zu groß. Hier generieren VW, BMW oder Mercedes schließlich rund ein Drittel ihres globalen Gesamtabsatzes.

Deutsche E-Autos scheitern

Die jahrzehntelange Dominanz deutscher Hersteller basierte auf Modellen mit Verbrennungsmotor. Auch wenn die Ära für diese Technik in China längst noch nicht beendet ist, so boomen Elektroautos hier stärker als irgendwo sonst auf der Welt. Wurden 2021 noch 18,4 Millionen Pkw mit Otto- oder Dieselmotor verkauft, waren es 2022 nur noch 15,4 Millionen. Dagegen verdoppelte sich der Absatz von E-Autos nahezu auf knapp vier Millionen Pkw.

Wie dramatisch die Lage gerade für den Volumenhersteller Volkswagen ist, zeigen die Zahlen von Januar und Februar. Laut Handelsblatt konnte VW in beiden Monaten zusammen nur 6.300 E-Autos verkaufen. Kunden kaufen derzeit vor allem E-Autos von chinesischen Marken (die hier erhältlichen haben wir in der Galerie zusammengefasst). Und genau das scheint kein kurzfristiger Trend zu sein, sondern der Beginn eines neuen Zeitalters – zumindest auf dem chinesischen Automarkt.