Der neue Bundesverkehrsminister Volker Wissing sieht keine Zukunft für den Verbrenner. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagte der Generalsekretär der FDP: "Wir müssen die verschiedenen Energieträger dort einsetzen, wo sie am effizientesten sind. Das ist beim Pkw der E-Antrieb."
Mit dieser Aussage überrascht Wissing. Vom technologieoffenen Ansatz aus dem Wahlkampf zur Bundestagswahl 2020 scheint nicht mehr viel übrig. Gegenüber der Welt warf Christoph Plaß als Obmann der Unionsfraktion im Verkehrsausschuss der FDP einen Wortbruch vor: "Solche planwirtschaftlichen Ansätze schaden unserem Land. Im Wahlkampf hatte die FDP noch für einen technologieoffenen Ansatz geworben, jetzt schwenken Verkehrsminister Wissing und die Freien Demokraten auf die staatsgläubige Linie der Grünen ein". Die Union hatte samt Wissings Vorgänger als Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer auch auf den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) gesetzt.
Wissing gibt E-Fuels einen Korb
Der Hoffnung vieler Autofahrer zukünftig mit E-Fuels weiterhin ihren Verbrenner zu fahren, erteilt Wissing eine Absage. "Wir werden E-Fuels vor allem für den Flugverkehr brauchen. Auf absehbare Zeit werden wir aber nicht genug E-Fuels haben, um die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor damit zu betreiben." Wissing rät den Autofahrern "auf CO2-neutrale Antriebe umzusteigen", denn "die Nutzung fossiler Kraftstoffe wird in Zukunft teurer werden." Laut des Bundesverkehrsministers sei die politische Entscheidung für die E-Mobilität ohnehin längst gefallen. Technische Innovationen will Wissing damit nicht ausschließen. Allerdings müsse die heutige Politik die Probleme der Gegenwart lösen, indem sie auf die heutige Technologie setze.
15 Millionen E-Autos bis 2030
Um die Klimaziele zu erreichen, müssen laut Wissing bis 2030 "mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw" zugelassen sein. Dafür müsse man einiges verändern. Hier nimmt der 51-Jährige aber nicht nur die Bundesregierung in die Pflicht, sondern auch die Autohersteller. Als Beispiel führt Wissing Tesla an. Die Modelle hätten viele Käufer begeistert. Das wünsche er sich nun von deutschen Automobilherstellern. Schließlich würden die Autokäufer über den Erfolg der Elektromobilität entscheiden.
CO2-Ausstoß seit 1990 nicht gesenkt
Der Verkehrssektor in Deutschland hat seit 1990 seinen CO2-Ausstoß nicht reduziert. Wissing hebt deshalb hervor, dass der Verkehr seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten muss. Lobend erwähnt Wissing die Automobilindustrie, die diese Aufgabe erkenne. Die Politik wolle "das bestehende Förderprogramm und die Strukturpolitik überprüfen und die Verkehrspolitik unter dem Zeichen des Klimaschutzes bewerten und wo erforderlich auch neu ausrichten."
Die Bedeutung der Mobilität sieht Wissing als "gesellschaftliches Grundbedürfnis" und sie "muss für alle erschwinglich bleiben". Deshalb analysiere das Ministerium, was die Menschen vom Umstieg auf Elektroautos abhalte. Es sei nicht zielführend lediglich die bestehenden Förderprogramme, wie beispielsweise Wallboxen für zu Hause, zu verlängern. Die Ladeinfrastruktur müsse sich verbessern, damit Elektromobilität der neue Standard im Individualverkehr werde.
Mix der Verkehrsträger
Wissing ist sich bewusst, dass gerade in den ländlichen Wohnräumen der Individualverkehr "eine überragende Bedeutung" spiele. Dort gehe es darum, den Menschen aufzuzeigen, welche Chancen es dank der Angebote gebe und sie die Veränderungen nicht als Bedrohung wahrnehmen. Vom Ausspielen der Verkehrsträger gegeneinander hält Wissing nichts: "Die individuellen Bedürfnisse der Menschen sind zu verschieden." Deshalb brauche Deutschland im ländlichen Raum "einen Mix der Verkehrsträger, um Teilhabe zu sichern."
Fazit
Der neue Bundesverkehrsminister warnt die Autofahrer vor dem Kauf von Benzinern und Dieseln. Die politische Entscheidung für E-Mobilität ist laut Wissing längst gefallen. Nur mit einem massiven Zuwachs an E-Autos ließen sich die Klimaschutzziele erreichen, so Wissing.